Krimis aus LeverkusenJens Burmeister wurde vom Bayer-Chemiker zum Autor

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Jens Burmeister Autor Leverkusen

Jens Burmeister schreibt Romane rund um Italien, gutes Essen – und Morde.

Leverkusen  – Die Toskana – ein ewiges Sehnsuchtsziel vieler Menschen. Und seit Jahren auch Schauplatz einer eigenen Gattung der Literatur: der Krimi-Literatur. Donna Leon gilt gemeinhin als Ikone dieses Genres und hat weltweit zig Fans, die seine typische Mischung aus Nerven- und vor allem Gaumenkitzel lieben. Böse Verbrecher und gute Küche – ein Erfolgsrezept. Indes: Auch in Leverkusen gibt es einen Schriftsteller, der sich nun dieser italienischen Region und der Kriminalliteratur verschrieben hat: Jens Burmeister.

Er veröffentlichte jüngst mit „Tödliche Toskana“ seinen neuesten Krimi. Es ist zwar nicht der erste, sondern schon der dritte. Aber: Es ist Jens Burmeisters erster „Kulinarischer (Toskana-)Krimi“.

„Jeden Winkel abgegrast“

Das sei naheliegend gewesen. „Meine Frau und ich – wir fahren seit jeher sehr gerne nach Italien und haben entsprechend schon einige Winkel dort abgegrast.“ Zudem brachte Jens Burmeister ohnehin beste Voraussetzungen mit: Mit „Tod in der Steillage“ sowie „Tödlicher Riesling“ machte er sich 2015 und 2019 bereits einen Namen – das sind zwei Weinkrimis. Und zuvor veröffentlichte er auch schon ein Sachbuch über Wein.

Man könnte also sagen: Bei Jens Burmeister geht es nicht erst seit gestern durch den Magen und spannend zu. Dennoch: Alles andere, was der 54-Jährige über sein bisheriges Leben zu erzählen hat, ist dann doch eher überraschend in dem Sinne, dass es nicht immer mit der Schriftstellerei zu tun hat.

Entscheidung fürs Chemiestudium

Denn Jens Burmeister war bis vor gut zwei Jahren hauptberuflich als Laborleiter bei Bayer tätig. Er blickt zurück und sagt: „Ich habe mich zwar schon in der Schule für Literatur beziehungsweise Musik interessiert – aber eben auch für Naturwissenschaften. Und letztlich entschied ich mich dann für ein Chemiestudium.“

Im Laufe dieses Studiums in Göttingen und Freiburg sowie während der anschließenden Berufstätigkeit in Berlin und schließlich Leverkusen habe er dann immer weniger Zeit für andere Dinge neben dem Beruf gehabt. „Es wurde alles sehr stark in den Hintergrund gedrängt. Da musste ich mich ganz schön fokussieren.“ Gleichwohl habe er das gerne getan: „Ich bin eben Forscher durch und durch.“

Weinberge „gleich nebenan“

Aber die andere Seite in ihm, die künstlerische, schriftstellerische, habe stets mitgeschwungen – allem Ehrgeiz im Beruf zum Trotz. Die Konsequenz: „Als ich in Freiburg promovierte, hatte ich die Weinberge gleich nebenan, schrieb einen Weinführer. Und irgendwann sagte meine Verlegerin zu mir: „Schreiben Sie doch mal einen Wein-Krimi. Sowas wollen die Leute lesen.“ Und das funktionierte.“ Mehr noch: Die Autorenschaft nahm plötzlich immer mehr Raum ein.

Und es kam etwas in Gang. Überhaupt: „Die klassische Chemiker-Karriere bei Bayer war irgendwann am Ende. Ich wurde älter und älter.“ Und ums 50. Lebensjahr herum zog Jens Burmeister Bilanz: „Ich sagte mir: »Jetzt sind zwei Drittel deines Lebens vorbei – und Du hast notorisch zu wenig Zeit für andere Dinge, die dich interessieren«.“ Und da er ohnehin den Plan und dafür Vorbereitungen getroffen hatte, den Bayer-Konzern mit 58 zu verlassen, packte er die erste Gelegenheit beim Schopfe: „Als es an die Umstrukturierung in der Firma ging, bekam ich ein entsprechendes Angebot, nahm es an – und war Ende 2020 raus aus dem Beruf.“

Mit anderen Worten: Jens Burmeister hatte nun Zeit. Er hatte den Willen. Und er hatte diesen Plan, den er mittlerweile in die Tat umsetzte: Er wurde Autor. „Ich dachte mir: »Versuchst Du das mal mit den Schreiben« Und es hat funktioniert.“

Sport, Frühstück, Schreiben

Heute ruft kein Labor mehr, wenn er aufwacht und aufsteht am Morgen. Heute sieht sein Tag so aus: „Ich bin ein sehr strukturierter Mensch und mache nach dem Frühstück erstmal Sport – das tut mir als Ausgleich zu dieser rein sitzenden Tätigkeit des Schreibens sehr gut. Danach, so ab neun Uhr, schreibe ich bis zum Mittagessen.

Und im Anschluss kümmere ich mich um alle anderen Dinge: Mail-Verkehr, Social Media.“ Und: Lesen. Als Recherche. Oder aus reiner Freude. „Früher hatte ich viel zu wenig Zeit dazu. Da habe ich eigentlich nur im Urlaub gelesen.“ Jetzt kann Jens Burmeister das täglich tun. Und genießt es. Ein Leben umgeben von Buchstaben, Wörtern, Geschichten.

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Regelmäßig neuer Lesestoff

Fokussiert ist er dabei natürlich nicht minder als zu Bayer-Zeiten. Das muss Jens Burmeister allerdings auch sein, denn das Ziel sei es schon, „so ein bis zwei Krimis pro Jahr“ herauszubringen. Nur so bleibe man nämlich im Gespräch. Es gehe schließlich darum, den Leserinnen und Lesern regelmäßig neuen Stoff zu bieten, der aufeinander aufbaue. Gerade im Genre des – kulinarischen – Krimis.

Jens Burmeister sieht das als Verpflichtung an – allein schon aufgrund des Erfolges von „Tödliche Toskana“, das zunächst einmal nur als E-Book erhältlich ist: „Ich merke an den Verkaufszahlen und Reaktionen der Menschen, dass ich mit dieser Art Krimi noch einmal ein anderes, breiteres Publikum anspreche als mit meinen Büchern zuvor.“ Da laute die Devise: „Nicht nachlassen.“

Recherche vor Ort

Aber Jens Burmeister wird mit Wonne nicht nachlassen – zumal so ein Toskana-Krimi ja auch die Gelegenheit für eine Recherche der besonders reizvollen Art bietet: „Ich habe mir vor diesem Roman den Luxus gegönnt, nach Italien zu fliegen, um mir die Orte noch einmal genauer anzusehen.“

Und der nächste Krimi? „Ist zur Hälfte fertig.“ Veröffentlichung am liebsten in diesem Jahr. Damit auch weiterhin so ein kleines bisschen Toskana-Gefühl nach Leverkusen kommt. Dank Jens Burmeister.

www.jensburmeister.com

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