Bezirksausschuss lehnt Abbruch abWitzheldener wollen das alte Gemeindehaus erhalten

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Das evangelische Gemeindehaus: Soll es abgebrochen werden, um einen Neubau für betreutes Wohnen zu errichten?

Das evangelische Gemeindehaus: Soll es abgebrochen werden, um einen Neubau für betreutes Wohnen zu errichten?

Leichlingen-Witzhelden – Pflegeplätze oder Denkmalschutz? Die Stadtverwaltung spitzte den Zielkonflikt in ihrem Beratungspapier für den Bezirksausschuss Witzhelden selbst auf den Punkt zu. Das Gremium sollte in seiner Sitzung am Montagabend darüber entscheiden, ob soziale oder kulturelle Aspekte wichtiger sind bei der im Höhendorf schwelenden Frage: Darf das alte Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde abgebrochen werden, um an der Hauptstraße mitten im Dorf einen Neubau für das betreute Wohnen zu errichten? Die Ortspolitiker meinen eindeutig: Nein. Sie stimmten gegen den Abbruch des Altbaus an der Hauptstraße.

Das Gebäude selbst steht als Immobilie nicht unter Denkmalschutz. Es gehört aber zum Denkmalbereich des Witzheldener Dorfkerns und gilt daher prinzipiell als erhaltenswert. Die Stadtverwaltung hat die Sache abgewogen und ist zu dem Schluss gekommen, dass „die dringend benötigten Pflegeplätze einen Abriss rechtfertigen, wenn denkmalrechtlich Einfluss auf die Optik des Neubaus genommen wird.“ Außerdem müsse sich die Gemeinde verpflichten, in dem neuen Haus „eine einstellige Anzahl“ von Kurzzeit-Pflegeplätzen einzurichten.

Ortsbild ist den Politikern wichtiger

Diesem Kompromiss mochte der Bezirksausschuss, in dem Witzheldener Lobbyisten sitzen, nicht folgen. Alle Fraktionen waren sich darin einig, dass das Ortsbild in der Dorfmitte irreparablen Schaden nehmen würde, wenn die halb verschieferte kleine Villa mit Bruchsteinsockel verschwinden würde.

In der Abwägung des öffentlichen Interesses, argumentierte Angelika Weiß, die für die Denkmalpflege zuständige Mitarbeiterin des Bauordnungsamtes, betrachte die Verwaltung die Schaffung von dringend benötigten Pflegeplätzen als höheres Ziel.

Die evangelische Kirchengemeinde hat vor, in dem Neubau eine von der Diakoniestation ambulant betreute Wohngemeinschaft mit 20 Plätzen sowie drei bis fünf behindertengerechte Wohnungen einzurichten.

Pflegenachfrage ist groß und nimmt zu

Die Nachfrage nach solchen Möglichkeiten der außerhäuslichen 24-Stunden-Versorgung für demente und pflegebedürftige Personen sei groß und nehme demografisch bedingt stark zu, prognostiziert die Sozialplanung des Kreises. Aktuell sei der Bedarf in Leichlingen rechnerisch zwar noch gedeckt. Aber stark zentralisiert mit einem deutlichen Schwerpunkt im Pilgerheim Weltersbach. In Witzhelden hingegen mangele es an altengerechten Angeboten und einer angemessenen Pflege-Infrastruktur als Alternative zur Heimunterbringungen. Der Plan der Kirchengemeinde solle deshalb unterstützt werden, meint die Verwaltung.

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Der Bezirksausschuss, der seit langem einen wirksameren Denkmalschutz fordert, Bausünden beklagt und eine verschärfte Satzung für den Ortskern in Auftrag gegeben hat, sprang dennoch nicht über dieses Stöckchen. „Wir können uns nicht für den Denkmalschutz einsetzen und gleichzeitig ein erhaltenswertes Gebäude dem Abriss überlassen“, erklärte der Vorsitzende Martin Steinhäuser (Bürgerliste). Außerdem sei die Argumentation der Verwaltung nicht schlüssig. Denn beim Grundstück des Gemeindehauses handele es sich sicher nicht um die einzige und letzte Möglichkeit, zentrumsnah betreute Wohnplätze zu schaffen.

Für die SPD brachte Yvonne Göckemeyer den Kompromissvorschlag ein, dass ein Neubau allenfalls akzeptiert werden könne, wenn der ältere Teil des Gemeindehauses mit der Straßenfassade erhalten bliebe und nur rückwärtig angebaut würde. Aber darauf, wurde gemutmaßt, werde sich ein Investor wohl kaum einlassen und über diese Idee wurde am Montagabend auch nicht abgestimmt. Ratsfrau Silvia Pallenberg lehnte auch für die CDU einen Abbruch ab: „Sonst hätten wir ja gar keine neue Denkmalbereichssatzung auf den Weg bringen müssen“. Bei der Abstimmung wurde der Verwaltungsvorschlag von allen Mitgliedern abgelehnt.

Stadtentwicklungs-Ausschuss und Stadtrat haben die Entscheidung in ihren Sitzungen am 28. März und 7. April ebenfalls auf der Tagesordnung und das letzte Wort.

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