Nach zehn Jahren gibt es einen Wechsel an der Rathausspitze. Sozialdemokrat Frank Steffes hat das Nachsehen.
StichwahlCDU-Mann Winter ist neuer Bürgermeister von Leichlingen

Amtsinhaber Frank Steffes (r.) gratuliert Wahlsieger Maurice Winter vor dem Rathaus.
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Der neue Bürgermeister kommt am Sonntagabend gegen 19.45 Uhr gemeinsam mit CDU-Fraktionschef Helmut Wagner zum Rathaus. Wagner steht wie Maurice Winter die Freude ins Gesicht geschrieben. Winter hat im zweiten Anlauf die Wahl zum Bürgermeister von Leichlingen gewonnen. Der Vorsitzende der Leichlinger Christdemokraten hat die Stichwahl mit 54,02 Prozent der Stimmen gegen den SPD-Amtsinhaber Frank Steffes für sich entschieden. Für Steffes, der seit 2015 Bürgermeister der Stadt ist, votierten 45,98 Prozent der Leichlingerinnen und Leichlinger, die zur Wahl gingen. Die Wahlbeteiligung lag mit 51,2 Prozent der Stimmen für eine Stichwahl erfreulich hoch.
Und jetzt kommt Winter auf Steffes zu, der umringt von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor dem Eingang zum Rathaus steht. Der 61-jährige Steffes und der 38-jährige Winter kennen und duzen sich: „Herzlichen Glückwunsch! Die nächsten fünf Jahre sind deine. Mach’ das Beste draus“, sagt Steffes und schüttelt dem Wahlsieger die Hand. Winter bedankt sich bei Steffes für dessen in den vergangenen fünf Jahren geleistete Arbeit und den „fairen Wahlkampf“. Eine Ansprache hält der frisch gewählte Bürgermeister nicht, er macht sich im Zwiegespräch mit den Umstehenden bekannt.
Erst Kopf an Kopf, dann vergrößert sich der Abstand
Das Ergebnis der Stichwahl fiel am Ende relativ deutlich zugunsten des CDU-Mannes aus. Dabei sah es zu Beginn der Stimmenauszählung wieder nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Kontrahenten, wie bereits vor fünf Jahren, aus. Den ersten Wahlbezirk kann Steffes knapp für sich entscheiden. Doch von da an liegt eigentlich nur noch Winter in den Zwischenergebnissen vorn.
Um 18.30 Uhr herrscht noch Zuversicht in der Parteizentrale der Sozialdemokraten an der Bahnstraße. „Das ist ähnlich wie vor fünf Jahren“, sagt etwa die Vize-Fraktionschefin im Stadtrat, Roswitha Süßelbeck. Und schräg gegenüber, auf der Terrasse hinter dem Café Büchel, wo sich die CDU versammelt hat, ist der spätere Wahlsieger Winter noch vorsichtig, als erst wenige Wahlbezirke ausgezählt sind. „Das besagt noch gar nichts. Dass es spannend wird, war klar“, befindet er, auch wenn Mitglieder seines Wahlkampfteams hoffnungsfroh bemerken, dass Steffes selbst in Wahlbezirken, die er für sich entschieden hat, mit deutlich weniger Stimmen vorne liegt als 2020.
Doch im SPD-Büro sinkt mit jedem ausgezählten Bezirk die Stimmung. Um kurz vor 19 Uhr sind deutlich mehr als die Hälfte der Wahlzettel ausgezählt. Bemerkungen wie „Das sieht nicht gut aus“ und „Bitter“ sind zu hören. Wenige Minuten später trifft Steffes in der Parteizentrale ein. Die Enttäuschung ist ihm anzumerken. „Wenn die Leute der Meinung sind, er könnte das besser als ich, dann ist das so.“ Man habe sich einen harten Kampf geliefert.
Trost bieten Bergisch Gladbach und Köln
Einzelne Sozialdemokraten kommen auf Steffes zu, klopfen ihm aufmunternd auf die Schulter oder umarmen ihn. Am großen Tisch im SPD-Büro wärmen sich derweil die Genossen emotional an den Ergebnissen aus Köln und Bergisch Gladbach, wo jeweils der SPD-Kandidat das Rennen gemacht hat. Steffes nimmt einen Schluck Schreckenskammer-Kölsch und fährt zum Rathaus.
Dort warten eine ganze Reihe Verwaltungsmitarbeiter auf ihn und Winter. „Ich bin traurig wegen der Verwaltung, weil das der Teil war, der mir immer sehr viel Spaß gemacht hat“, sagt Steffes zu den Anwesenden. Er sei aber auch froh und erleichtert, weil er wisse, was auf die Stadt zukomme: „Ich kann Maurice nur eine glückliche Hand wünschen und euch auch“, fährt er fort und die Umstehenden applaudieren.
Doch Steffes macht auch aus seinem Frust keinen Hehl, dass die Erfolge seiner und der Arbeit der Verwaltung nicht im Bewusstsein der Leichlinger präsent sind. Das jedenfalls ist offenbar seine Überzeugung. „In unseren Gesprächen während des Wahlkampfes habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Kernprobleme in der Stadt nicht wahrgenommen werden.“ Damit meint Steffes etwa fehlende Kitas oder sanierungsbedürftige Schulen. „Das sanierte Freibad und Hallenbad, die neue Kita und die erweiterte Grundschule Uferstraße: Alles, was wir getan haben, wird nicht so wahrgenommen wie der schlechte Zustand der Straßen und die Sauberkeit in der Stadt.“
Um die wird sich dann ab November Maurice Winter als oberster Verwaltungsverantwortlicher kümmern müssen. Steffes’ Amtszeit endet mit Ablauf des Monats Oktober. Was er danach macht, ist offen. Sein Ratsmandat jedenfalls werde er nicht antreten, sagte er am Wahlabend.