Der 76. Erntedankzug zog durch das Leichlinger Höhendorf.
TraditionWas der Witzheldener Erntedankzug dem Rosenmontagszug in Köln voraus hat

Die Erntekönigin Yasmin Penz führte den diesjährigen Erntedankzug an.
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Dass er darauf ein bisschen stolz sei, gab Roger Dabringhaus unumwunden zu: Was die reine Wegstrecke angehe, sei der Witzheldener Erntedankzug mit seinen knapp sieben Kilometern länger als der Kölner Rosenmontagszug. Dabringhaus moderiert mit Daniel Struck den Zug am Sonntagnachmittag, bei dem mehr als 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in 36 Fußgruppen und Wagen dabei sind. Das sind zwar bedeutend weniger als im Kölner Karnevalszug, aber verstecken müssen sich die Witzheldener wahrlich nicht.
Stolz sind die Witzheldener ohnehin auf ihr Erntedankfest, dessen Höhepunkt der Zug bildet, der zum 76. Mal durch das Dorf zieht. Und das nicht zu Unrecht: Von 10.000 bis 15.000 Besuchern im vergangenen Jahr berichten Dabringhaus und Struck, auch in diesem Jahr ist der Straßenrand im Witzheldener Zentrum, aber auch in vielen Teile des Zugwegs bis nach Kuhle runter voll.

Die Witzheldener Perlen machten mächtig Stimmung.
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Organisiert wird das ganze Fest vom Arbeitskreis Erntedankfest um Sprecher Mark Grasekamp. Der Arbeitskreis gehört zum Verkehr- und Verschönerungsverein. Ausschließlich Ehrenamtler stemmen das gesamte Festwochenende. Das ist schon eine Menge Arbeit, wie Dabringhaus und Struck von ihrem Kommentatorenplatz aus nicht müde werden, zu betonen.
„Die Hürden werden immer höher“, sagt Dabringhaus. Was er meint, sind die Auflagen, unter denen nahezu alle Veranstalter derzeit ächzen. Um die Sicherheit zu gewährleisten, müssen sämtliche Zufahrten, über die ein Attentäter mit einem Auto in die Menschen rasen könnte, abgesperrt werden. „Jede kleine Seitenstraße“, so Dabringhaus. Noch am Sonntagmorgen habe man Helferinnen und Helfer gefunden, die dafür sorgen, dass der Zug stattfinden kann. 50 Leute brauche man nur für den Zug so Dabringhaus.
Verzagt wirkt Dabringhaus dabei aber nicht, vielmehr ist er wohl stolz darauf, dass die Witzheldener das immer wieder hinbekommen. Auch Daniel Struck sagt: „Das Fest wird nicht kleiner.“ Und die Gäste kämen aus ganz Deutschland.

Der Tuppe-Trupp hatte auf seinem Wagen Bilder aus mehr als 20 Jahren Erntedankzug-Tradition.
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Im vergangenen Jahr hat das Orgateam die Zugstrecke geändert. Aufstellungsort ist jetzt der Sportplatz. Dort sei mehr Platz, sagen die Moderatoren. Von dort geht es über den Scharweg und die Solinger Straße zum Ortskern, von dort runter bis Kuhle, wo der Zug wendet. Dann schlängeln sich die Zuggruppen und Wagen wieder in Richtung Marktplatz und schließlich löst sich der Erntedankzug an der katholischen Kita auf. Die Witzheldener übertragen den Zug sogar auf Youtube.
Angeführt wird er von der aktuellen Erntekönigin Yasmin Penz, ihr Vater fährt den Trecker. Wer neue Erntekönigin wird, entscheidet sich jedes Jahr auf dem Helferfest im Februar oder März. Dort stellen sich Frauen zur Wahl, die möchten. Und die Anwesenden wählen dann die neue Erntekönigin.

Die Kirchweg-Mäuse fanden, alles sei „Käse außer Erntedank“.
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Neu in diesem Jahr war die Startzeit. Um 12.30 Uhr zogen die Wagen und Gruppen vom Sportplatz aus los, um kurz nach 13 Uhr war man in der Innenstadt. In den vergangenen Jahren ging es erst um 14 Uhr los. Roger Dabringhaus erklärt: „Die letzten Wagen kamen erst beim Einbruch der Dunkelheit an.“ Und das sei weder für die Zugteilnehmer schön, die gern noch mit den Menschen feiern würden, noch für die Zuschauerinnen und Zuschauer selbst.
Die Witzheldener feiern ihr Fest drei Tage lang. Nach einem Musikabend auf dem Marktplatz am Freitag und einem ökumenischen Gottesdienst im Alten von Berg am Samstagmorgen eröffnet die Erntekönigin das Fest nachmittags auf dem Marktplatz offiziell. Dazu gehört auch der traditionelle Ochsenanschnitt und das Aufrichten des Erntebaums. Mit Penz war in diesem Jahr der kommende Leichlinger Bürgermeister Maurice Winter dabei.