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Sport-Urgestein tritt abOhne ihn wäre Badminton in Witzhelden nicht dasselbe

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Ulrich Handschuhmacher war mehr als 30 Jahre im Vorstand des TV Witzhelden aktiv.

Ulrich Handschuhmacher war mehr als 30 Jahre im Vorstand des TV Witzhelden aktiv.

Ulrich „Ulli“ Handschuhmacher war über 30 Jahre im Vorstand des TV Witzhelden aktiv.

Ulrich „Ulli“ Handschuhmacher zögert kurz, aber wirklich nur kurz. „Eigentlich vermisse ich schon alles“, sagt er und lächelt. Er sitzt auf einem Stuhl im Vorraum der Turnhalle des TV Witzhelden. In der Halle trainieren Sportlerinnen und Sportler seiner Abteilung. Auch der 70-Jährige wird gleich wieder zum Schläger greifen.

So wie es seit mehreren Jahrzehnten tut. Aber Ulli Hanschuhmacher hat viel mehr als das getan. Nach insgesamt 31 Jahren im Vorstand des TVW hat er vor zwei Wochen sein Amt als Abteilungsleiter Badminton an Mario Coché abgegeben. Vor zwei Jahren wollte Handschuhmacher eigentlich schon aufhören, damals hat sich aber kein Nachfolger gefunden.

Ulrich Handschuhmacher ist seit 60 Jahren im Verein. In Solingen geboren, wächst er in Witzhelden auf. Mit zwölf Jahren etwa beginnt er im TVW Handball zu spielen. Bis zur B-Jugend spielt er. Ein Freund überredet ihn, mal mit zum Badminton zu kommen. Und da bleibt er.

Witzheldener ist sehr erfolgreich

Ulrich Handschuhmacher ist sehr erfolgreich, steigt mit der Mannschaft in den 90er-Jahren bis in die zweite Bundesliga auf. 33-mal wird er westdeutscher Meister. Ab 2007, in den höheren Altersklassen, siebenmal deutscher Meister. Einmal holt er sogar Bronze bei Europameisterschaften.

„Früher gab es für junge Leute ja nicht so viel zu machen“, erinnert er sich an seine Anfangszeit. Jede freie Minute hätten er und seine Freunde in der Halle verbracht. „Wenn eine Halle auf war, waren wir unterwegs und haben immer trainiert.“ Noch heute versucht Handschuhmacher, dreimal in der Woche in der Halle zu sein. Dann aber vielleicht nicht immer bis zum Ende. Seine Frau spielte ebenfalls Badminton, zumindest eine Zeit lang, Sport macht sie immer noch. Das Verständnis für das zeitaufwendige Hobby des Mannes ist also da.

Denn es sind ja nicht nur die Zeiten in der Halle. Früher Briefe, heute Mails und Nachrichten, landen seit 2015, in dem Jahr, in dem Handschuhmacher die Abteilung übernimmt, immer bei ihm. Wie viel Zeit das in der Woche ist, kann er nicht beziffern. Die arbeitsreichste Zeit jedenfalls sei der Sommer, die Zeit von Juli bis September. Dann gehe es darum, die Mannschaften zusammenzustellen, sich mit möglichen Wechseln zu beschäftigen, Ranglisten zu erstellen, Hallenzeiten zu buchen. Die Saison läuft dann meist bis Ende April, dann geht es ein bisschen ruhiger zu, weil die Mannschaftsführer viel übernehmen.

Badmintonspielen werde ich so lange, wie ich kann
Ulli Handschuhmacher

„Badmintonspielen werde ich so lange, wie ich kann“, sagt Ulli Handschuhmacher. Er hatte viel Glück während seiner Laufbahn. Denn schwer verletzt sei er eigentlich nie gewesen. Nach Corona habe er einmal einen Muskelbündelriss im Oberschenkel gehabt, der habe sich gezogen. „Mir hat immer die Gemeinschaft in der Abteilung gefallen“, sagt er. Und die Gemeinschaft ist groß, 160 Leute spielen in Witzhelden Badminton, eine ganze Menge. Handschuhmacher weiß aus all' den Jahren, dass viel bei einer solchen Gemeinschaft von den Leuten abhänge. Dass jeder mit jedem mal spiele.

Sportlich waren vielleicht die Bundesligajahre in den 90ern oder die Bronze-EM in Holland Höhepunkte. Aber eigentlich will er gar nicht groß ein Ereignis herausheben: „Es waren so viele Erlebnisse.“

Ein bisschen komisch sei das jetzt aber schon, nicht mehr für alles zuständig zu sein. Den Schlüssel für die Geschäftsstelle hat er abgegeben, aus der Whatsapp-Gruppe „TVW Vorstand“ musste er auch raus. Dennoch bleibt Handschuhmacher für die Abteilung wichtig. Er leitet ein Kindertraining und eine kleine Hobbygruppe, auch sportlich greift er noch an und nimmt in seiner Altersklasse im Doppel an deutschen Meisterschaften teil. Auch bei den Vorbereitungen für die neue Saison der ersten Mannschaft war er noch drin, denn die sind nach Jahren wieder in die zweite Bundesliga aufgestiegen – in dem Jahr, dem Ulli Handschuhmacher seinen Vorstandsposten abgibt. Irgendwie schließt sich da ein Kreis.

Welche Bedeutung Ulrich Handschuhmacher für den Badmintonsport vor allem in Witzhelden hat, hat Beisitzerin Denise Hoffmann in einem Schaubild dargestellt: Auf der Internetplattform tuniere.de stehen für Ulli Handschuhmacher 519 gespielte Spiele zu Buche, 395 davon hat er gewonnen. Der Stadtsportverband hat ihn mehrfach ausgezeichnet.