Nach dem Schulzentrum droht der Stadt Leichlingen jetzt der nächste Sanierungsfall.
Erhöhte MesserwerteRathaus in Leichlingen ist mit PCB belastet

Wie die Verwaltung am Dienstagnachmittag mitteilt, hat eine Fachfirma erhöhte Werte in 17 Räumen auf fünf Etagen gemessen, nur im Kellergeschoss habe man keine erhöhten PCB-Werte festgestellt.
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Der Neubau der Sekundarschule ist beschlossen, auch das Gymnasium könnte bald drankommen und jetzt droht der Stadt Leichlingen der nächste PCB-Fall. Wie die Verwaltung am Dienstagnachmittag mitteilt, hat eine Fachfirma erhöhte Werte in 17 Räumen auf fünf Etagen gemessen, nur im Kellergeschoss habe man keine erhöhten PCB-Werte festgestellt.
Polychlorierte Biphenyle (PSB) finden sich in vielen öffentlichen Bauten, bis in die 80er-Jahre sei PCB unter anderem als Weichmacher in Lacken, Dichtungsmassen und Isoliermitteln verwendet worden. PCB sind chlorierte Kohlenwasserstoffe, in der Natur kommen sie nicht vor. Seit 1982 dürfen in Deutschland keine Stoffe mehr produziert werden, die PCB enthalten, seit 1989 gibt es eine grundsätzliche PCB-Verbotsordnung.
Laut aktueller Verordnung gibt es zwei Werte, die für Gebäude relevant sind. Den Vorsorgewert von 300 Nanogramm pro Kubikmeter, bei dem die betroffene Behörde nicht unmittelbar, aber mittelfristig etwas unternehmen muss, und den Interventionswert von 3000 Nanogramm pro Kubikmeter. Wird der gemessen, muss man sofort einschreiten.
Leichlingen: Drei Räume über Interventionswert
Im Leichlinger Rathaus wurde in drei Räumen eine Überschreitung des Interventionswertes gemessen, in den anderen Räumen Werte zwischen 1500 und 2000 Nanogramm pro Kubikmeter. Also über dem Vorsorgewert, aber noch unter dem Interventionswert. Die Gebäudewirtschaft hatte bei exemplarischen Messungen im Januar in sieben Räumen Überschreitungen des Vorsorgewertes gemessen, woraufhin die Verwaltung weitere Messungen beauftragt hat, deren Ergebnisse am Dienstag den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorgestellt wurden.
Die Daten beziehen sich auf zwei Messreihen, teilt die Stadt mit. Maßgeblich sind aber nicht einzelne Messungen, sondern Jahresmittelwerte. Es ist also durchaus möglich, dass die gemessenen Werte nur temporär sind, verursacht zum Beispiel durch erhöhte Temperaturen. Damit die Verwaltung aber wirklich beurteilen kann, ob eine Gefährdung vorliegt, soll das Rathaus in diesem Jahr noch weiter untersucht werden.
Die Verwaltung plant aber jetzt schon, kurzfristig etwas zu unternehmen. Denn das Umweltbundesamt hat im Januar neue Richtwerte für PCB veröffentlicht und den Interventionswert auf 800 Nanogramm pro Kubikmeter gesenkt. Noch ist das nicht rechtskräftig, aber vermutlich wird es in wenigen Jahren so weit sein. Auf der Grundlage der neuen Werte basieren auch die Überlegungen für das Gymnasium. Als Sofortmaßnahme soll eine Fachfirma die betroffenen Räume im Rathaus intensiv reinigen, „da in der Raumluft zirkulierende PCB sich schnell auf Oberflächen absetzen und in Staub sammeln“, so die Verwaltung. Auch soll geprüft werden, ob die Räume jetzt jeden Tag gesäubert werden sollen.
Stadt Leichlingen plant kurzfristige Maßnahmen
Außerdem muss in den Büros jetzt jede Stunde für zehn Minuten gelüftet werden, mit komplett offenen Fenstern. Dadurch werde die PCB-Konzentration im Raum ebenfalls deutlich reduziert. Auch sollen Homeoffice-Möglichkeiten erweitert werden, besonders zum Schutz von Schwangeren oder Frauen, die stillen. Ähnlich wie in der Sekundarschule sollen auch belastete Fugen abgeklebt werden.
Mittelfristig denkt die Verwaltung darüber nach, Arbeitsplätze außerhalb des Rathauses zu mieten, langfristig könnte ein kompletter Standortwechsel notwendig sein. Ein Neubau des Rathauses ist ohnehin in Planung, die aktuellen Entwicklungen sollen darin einfließen.
Weil PCB auch in Böden, Wasser, Luft und Organismen verbreitet sein, ist der Mensch auch im Alltag permanenter PCB-Hintergrundbelastung ausgesetzt. Gefährlich kann es werden, wenn zur grundsätzlichen Belastung eine weitere hinzukommt, wie durch den Aufenthalt in Räumen mit erhöhten PCB-Werten. Die Stadt schreibt: „Die Auf- oder Einnahme geringer Mengen von PCB-Gemischen über einen längeren Zeitraum hinweg kann noch nach einigen Jahren/Jahrzehnten zu gesundheitlichen Problemen führen. Die Forschung geht davon aus, dass es unter anderem zu Immunerkrankungen und Hautschäden sowie zu erhöhten Infektanfälligkeiten kommen kann.“