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Mountainbikes und frei laufende HundeWie Menschen unbewusst den Wald in Leichlingen gefährden

5 min
Wenn Hunde nicht dort frei herumlaufen, wo es vorgesehen ist, kann das ungeahnte Folgen haben.

Wenn Hunde nicht dort frei herumlaufen, wo es vorgesehen ist, kann das ungeahnte Folgen haben.

Spazieren oder Fahrradfahren auf den offiziellen Wegen, ist erlaubt. Aber viele Menschen halten nicht an diese Regeln und gefährden so den Wald.

Ein Hund läuft frei über eine Wiese, vielleicht wirft die Person, die mit ihm unterwegs ist, noch einen Stock ins Gras, dem der Hund nachjagt oder einen Plastikball, der dann irgendwo im Gras verschwindet. Möglicherweise stürmt der Hund auch nur über die Wiese, um dann sein Geschäft zu verrichten.

Möglicherweise jagt der Hund gar nicht über eine Wiese, sondern über ein junges Getreidefeld.  So wie es häufig in Witzhelden oder anderen Teilen von Leichlingen geschieht, wo die landwirtschaftlich genutzten Wiesen und Felder liegen. Und das erscheint harmlos, fast idyllisch. Das Gras wird am Ende des Sommers gemäht und zu Heu verarbeitet. Das Getreide geerntet, um verarbeitet zu werden.

Woran aber wohl kaum jemand denkt: Der Plastikball wird in den Mähdrescher geraten und zu winzigen Plastikpartikeln zermalmen, die dann im Heu zurückbleiben und von den Tieren gefressen werden. Der Kot des Hundes verunreinigt das Heu möglicherweise, was zu Krankheiten führen kann. Die betroffenen Tiere benötigen dann tierärztliche Behandlung, was bei den Landwirten einen wirtschaftlichen Schaden verursacht.

Nur das Betreten der Wege ist erlaubt

So eine Wiese oder ein Getreidefeld sind in aller Regel Privateigentum. In der Nutzungszeit, März bis Oktober, ist das Betreten lediglich auf Wegen erlaubt. Jede Zuwiderhandlung kann mit einem Bußgeld geahndet werden. Dass die Hunde auch mal von der Leine gelassen werden müssen, um sich austoben zu können, ist unstrittig. Wenn das aber auf dafür nicht vorgesehen Flächen passiert, kann es zu Problemen kommen. Eine Alternative: die Hundewiese in der Balker Aue.

Gerrit Hochmuth und Katharina Salawa vor einem illegalen Trail.

Gerrit Hochmuth und Katharina Salawa vor einem illegalen Trail.

Wenn frei laufende Hunde dort herumlaufen, wo sie es eigentlich nicht sollen, kann zudem Wild aufgescheucht werden. Katharina Salawa ist Jagdaufseherin für eines der Leichlinger Reviere. Sie sagt: „Ein Hund muss nicht mal aktiv jagen. Es reicht aus, dass er plötzlich vor dem Reh auftaucht. Die Tiere rennen los, völlig egal, ob der Hund hinterherläuft oder nicht. Viele Tiere enden vor einem Auto oder in einem Zaun. In den meisten Fällen kommen sie ums Leben oder wir müssen sie erlösen.“ Etwa 25 Prozent des sogenannten Fallwilds kommt aus diesem Grund ums Leben, sagt die Statistik. Kommen diese Störungen regelmäßig vor, verlagern die Rehe ihren Rückzugsort.

Tiere brauchen ihre Rückzugsorte

Es liegt in ihrer Natur, dass sie am Abend oder in der Morgendämmerung den Wald verlassen, um auf den landwirtschaftlichen Flächen zu fressen oder sich in den Brombeerhecken und dem Gestrüpp, abseits der Waldwege, zum Ruhen oder Schlafen zurückzuziehen.

Fehlen diese sicheren Fresszonen oder Ruhezonen, ziehen sie sich in den Wald zurück und fressen dort. Das kann dann wieder zum Problem werden, weil auf dem Speiseplan der Rehe unter anderem die Spitzen junger Bäume stehen. Und zwar bevorzugt genau der Bäume, die für einen gesunden Mischwald notwendig sind, wie Birken, Buchen oder Eichen.

Werden die jedoch abgeknabbert, haben sie keine Chance, zu überleben. Das verhindert eine natürliche Verjüngung und die Entwicklung eines gesunden Mischwaldes, der einer Borkenkäferplage widerstehen könnte. Fichten lassen Rehe dagegen häufiger unangetastet. Und ausgerechnet die Fichten bilden ein Festmahl für die Borkenkäfer. Das heißt, letztlich hängt der Wald- auch mit dem Wildbestand zusammen.

Mountainbiker lieben Witzhelder Wald

Und der wird auch durch die Jagd reguliert. Das Problem dabei in Leichlingen und Witzhelden: Der bergige Wald ist bei Mountainbikern beliebt, auch überregional und international, wie Garret Hochmuth, Jagdausübungspächter und Pächter des Reviers in Witzhelden, weiß: „Die kommen hier teilweise in Bussen an, auch aus den Niederlanden.“ Die ausgewiesenen Wege dürfen von allen Fahrradfahrern genutzt werden, das Betreten des Waldes außerhalb dieser Wege ist nach dem Landesforstgesetz untersagt.

Und dennoch durchziehen Mountainbike-Trails den Wald wie Narben. Dass das nicht gut für den Wald und die Jagd ist, dürfte klar sein. „Normalerweise erholen sich solche Bereiche innerhalb weniger Jahre“, erklärt Hochmuth. Aufgrund der regelmäßigen Nutzung durch die Mountainbiker ist ein gezielter Jagdplan zur Anpassung des Wildbestandes jedoch nicht möglich. „Viel zu gefährlich.“ Die Folge ist, dass sich das Gebiet nicht erholt, da das Wild ungehindert fressen kann.

Bestand der Rehe kann nicht kontrolliert werden

Die Rehe weichen aus und fressen in den sich in Erholung befindlichen Gebieten. Da der Bestand nicht kleingehalten werden kann, bleibt der Bereich, bis auf Ausnahmen, ohne Bäume. Was bleibt, sind oft die Fichten. Und der Kreislauf beginnt von vorn.

Die vor Ort befragten Mountainbiker erzählen zwar, wo sie herkommen und dass sie die Hügel in Witzhelden schätzen, aber wenn die Sprache auf die Trails kommt, brechen sie die Gespräche ab. Trotz der Probleme, die die illegalen Trails verursachen, möchten die für die Reviere zuständigen Radfahrer nicht einfach des Waldes verweisen „Es geht uns nicht darum, die Mountainbiker aus dem Wald zu vertreiben“, versichert Hochmuth. „Es ist ein großartiges Hobby, was wir ihnen nicht nehmen wollen, aber es bereitet der Natur viele Probleme.“

Aktuell sind die für die betroffenen Gebiete zuständigen Jäger und Förster bemüht, den Bikern in Zukunft legale Trails anbieten zu können, aber bis die fertig sind, dauere es. „Bis diese legalen Trails ausgewiesen sind, würde es dem Wald in Witzhelden sehr helfen, wenn die Biker in der Zwischenzeit auf den offiziellen Waldwegen blieben“, sagt Katharina Salawa. „Es gibt viele durchaus anspruchsvolle Wanderwege, die legal genutzt werden können.“