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KommunalwahlLeichlingens Bürgermeister Frank Steffes setzt auf Realismus

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Frank Steffes will erneut Bürgermeister von Leichlingen werden.

Frank Steffes will erneut Bürgermeister von Leichlingen werden.

Frank Steffes will erneut Bürgermeister von Leichlingen werden.

Klar, es ist wahnsinnig viel passiert in der Zeit, in der Frank Steffes (SPD) inzwischen Bürgermeister der Stadt Leichlingen ist. Besonders in den vergangenen fünf Jahren – von Corona, über das dramatische Hochwasser im Juli 2021, den Angriff Russlands auf die Ukraine mit anschließender Energiekrise bis zum Hackerangriff auf die IT der Stadt. Trotzdem will es Steffes noch mal wissen und strebt eine dritte Amtszeit an: „Es ist ein wunderschöner Job, die Verwaltung zu führen.“

Frank Steffes (60) hat sich den alten Wasserturm in Witzhelden als Treffpunkt für das Interview mit dem „Leverkusener Anzeiger“ ausgesucht. Er dreht noch ein kleines Video für seinen Social-Media-Auftritt, bevor er sich zum Gespräch auf der Bank am Turm niederlässt. „Es ist einfach wunderschön idyllisch hier, ein Rückzugsort für viele in Witzhelden.“

Es ist ein bisschen, als würde der Bürgermeister noch einmal Luft holen, bevor er über die vielen Herausforderungen spricht, die in Leichlingen demnächst anstehen. Mal wieder, denn krisenerprobt ist Frank Steffes. Und darin, sie zu erklären, auch. Auch wenn das manchmal anstrengend sein kann, besonders in den Sozialen Medien, wo sich Menschen gern über alles beschweren. Das nervt den Bürgermeister, daraus macht er kein Geheimnis. Zermürbend sei das aber nicht, sagt Frank Steffes.

Leichlingen: Große Aufgaben stehen an

Er wolle die Dinge in der Stadt weiter nach vorne bringen. „Es stehen große Aufgaben an.“ Zum Beispiel der Umgang mit dem Klimawandel. Dass der noch aufzuhalten sei, glaubt der Sozialdemokrat nicht. Vielmehr gehe es darum, mit den Auswirkungen klarzukommen. Mit Hochwassern, Stürmen besonders in den Höhenlagen oder mit langen Trockenphasen. Solche Auswirkungen hat die Blütenstadt im Sommer 2021 heftig zu spüren bekommen.

Damals war auch viel Infrastruktur kaputtgegangen. Zum Beispiel am Schulzentrum, oder an der Grundschule Büscherhof oder im Stadtarchiv. Und erst recht bei den Bürgerinnen und Bürgern. Das Schulzentrum ist für Steffes inzwischen ohnehin wieder ganz oben auf der Prioritätenliste. Das liegt aber nicht an Hochwasserschäden, sondern an der PCB-Belastung. Die Sekundarschule wird auf jeden Fall neu gebaut, am Gymnasium muss sicher auch etwas gemacht werden. Und inzwischen ist auch eine erhöhte PCB-Bealstung im Rathaus bekannt geworden. Es stehen wahrscheinlich Riesenprojekte an.

Auch viele Straßen in Leichlingen müssen laut Steffes saniert werden. „Aber viele dieser Straßen gehören leider nicht uns“, sagt er. Dazu müsse man das Mobilitätskonzept noch umsetzen, um „die Verkehrslenkung besser zu koordinieren“. Es sind die großen Themen, die Steffes angehen muss. Immer noch, auch wenn in den vergangenen Jahren viel passiert sei. Auch das ist der Bürgermeister nicht müde zu betonten. „Die Kita Uferstraße, die neue Turnhalle, das Freibad, das Hallenbad – es gibt eine Menge, auf das wir stolz sein können.“

Als Bürgermeister müssen sie Zehnkämpfer sein
Frank Steffes

Ob er als Bürgermeister einen politischen Schwerpunkt hat? Frank Steffes lacht. „Als Bürgermeister müssen sie Zehnkämpfer sein.“ Er habe gelernt, dass es ein Spannungsfeld zwischen den Wünschen gebe und dem, was sich tatsächlich ausrichten lasse. In vielen Abläufen sei die Verwaltung beschränkt, nicht zuständig. Dazu gebe es häufig lange Wege, die man gehen müsse. „Diese Abläufe sind vielen nicht bekannt“, sagt Steffes zu dem Vorwurf, der von der Opposition immer wieder kommt, dass die Dinge in Leichlingen zu lange dauern, bis sie umgesetzt würden.

Das passt zu dem Eindruck, den der Bürgermeister an diesem Vormittag vermittelt. „Ich bin keiner, der Wolkenkuckucksheime verspricht“, sagt er. Man müsse realistisch sein. Sicher auch eine Lehre, die er aus seinen beiden Amtszeiten gezogen hat.

Dass es in Zukunft bei immer knapper werdenden Ressourcen, personell sowie finanziell, nicht einfacher wird, Dinge umzusetzen, gibt auch der Bürgermeister zu. In der Gebäudewirtschaft oder der Sozialverwaltung fehlten Leute. Wahrscheinlich werde man in Zukunft viel mit externen Kräften zusammenarbeiten. Oder die Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz helfen, Prozesse zu vereinfachen. „Für Routinetätigkeiten“, beschreibt Steffes. Zum Beispiel beim Ausstellen von Bescheiden. Es gebe schon Teile der Verwaltung, die damit arbeiteten.

Steffes will weiter investieren

Finanziell hofft der Bürgermeister weiter investieren zu können. Er schränkt aber ein: „Wir werden auf Hilfe angewiesen sein.“ Wen er meint, ist klar: Bund und Land. Bei immer mehr und immer teurer werdenden Pflichtaufgaben lechzen die Kommunen nach mehr finanzieller Unterstützung von übergeordneter Seite. Natürlich auch die Blütenstadt. „Kommunalverwaltung ist Mangelverwaltung“, sagt Steffes. Eine weitere Lehre. Kommt die Hilfe nicht, müssten sonst die Steuern steigen. Das will der Bürgermeister aber nicht.

Vom neuen Infrastrukturbooster durch die Bundesregierung erhofft sich Steffes zwar etwas, er schränkt aber auch hier ein: „Ob man sich darauf verlassen kann?“ Steffes bleibt auch hier realistisch. Oder zumindest vorsichtig.

Ein Thema, das Leichlingen umtreibt, ist die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen. Für Steffes ist grundsätzlich klar: „Es gehört einiges dazu, seine Heimat zu verlassen.“ Trotzdem sei es auch eine Herausforderung, all die Schutzsuchenden unterzubringen. Das Land weist der Stadt immer mehr Menschen zu, die Verwaltung hat Probleme, sie unterzubekommen. Und, so ehrlich müsse man sein, die Situation schüre bei manchen Menschen auch Ängste. Trotzdem „müssen wir das gut managen“, steht für den Bürgermeister außer Frage.

Bei der vergangenen Wahl war es verdammt eng zwischen Steffes und seinem Herausforderer Maurice Winter (CDU). Der tritt auch in diesem Jahr wieder an. „Eine Stichwahl wird’s sicher geben“, glaubt der Bürgermeister.