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StichwahlWinter ist Leichlingens erster CDU-Bürgermeister seit mehr als 30 Jahren

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CDU Leichlingen Maurice Winter

Maurice Winter hat die Stichwahl zum Bürgermeister von Leichlingen gewonnen. Anfang November tritt er sein Amt an.

Der Chef des CDU-Stadtverbandes ist der erste christdemokratische Bürgermeister der Blütenstadt seit Karl Reul.

Maurice Winter ist sich am Tag nach seinem Wahlsieg in der Stichwahl gegen Amtsinhaber Frank Steffes (SPD) der Bedeutung des Erfolgs bewusst: „Das war ein historischer Moment gestern, nach 31 Jahren als CDU wieder den Bürgermeister der Stadt zu stellen. Und eine Teamleistung, die nur mit einem tollen Team möglich war“, sagt Winter im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Winters Vor-Vor-Vorgänger im Amt war Karl Reul. Der Vater des nordrhein-westfälischen Innenministers war von 1975 bis 1994 Bürgermeister in Leichlingen, zu einer Zeit als dieses Amt noch ein Ehrenamt war und die Verwaltung von einem Stadtdirektor geleitet wurde.

„Von Karl Reul durfte ich viel lernen“, erinnert sich Winter im Gespräch. „Wenn man mit ihm am Infostand der CDU auf dem Marktplatz stand, kannte der jeden in der Stadt, inklusive Familiengeschichte. Er war ein Vorbild für mich beim Thema Bürgernähe.“

Auf Reul folgte Ernst Müller. Der Sozialdemokrat amtierte bis Mitte Juni 2014 und mit gut 19,5 Jahren sogar noch etwas länger als Karl Reul. Und auch Frank Steffes war mehr als elf Jahre lang Bürgermeister in Leichlingen. Nun also Winter: Er werde für die Zusammenarbeit im Stadtrat in den kommenden Wochen das Gespräch mit allen Parteien suchen, sagt der 38-Jährige. Mit Ausnahme von AfD und Linkspartei. Mit Blick auf die kommenden fünf Jahre ist dem CDU-Mann klar, dass Leichlingen als Kommune genauso wie viele andere Städte und Gemeinden ein strukturelles Haushaltsdefizit hat, weil das Land NRW und der Bund den Kommunen immer mehr Aufgaben übertragen, ohne sie dafür adäquat mit Geld auszustatten.

Neue Gewerbegebiete

Winter will deshalb die Einnahmeseite der Stadt verbessern, indem er die Ansiedlung von Gewerbe forciert. „Wir wollen neue Gewerbegebiete ausweisen und müssen das zügig angehen, um den Prozess zu starten“, so der kommende Bürgermeister, dem bewusst ist, dass zwischen der Ausweisung eines neuen Gewerbeareals und der tatsächlichen Ansiedlung neuer Firmen schonmal Jahre vergehen können. Eine andere Einnahmequelle für kommunale Haushalte will Winter hingegen nicht stärker als bisher sprudeln lassen. Er und seine Fraktion im Stadtrat wollen es „möglichst vermeiden“, den Grundsteuer-Hebesatz anzuheben. „Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger nicht noch stärker belasten“.

Auch zusätzliche Einnahmen durch das Wachstum der städtischen Bevölkerung, was höhere anteilige Einkommensteuer-Zuweisungen zur Folge hätte, sind für Winter „keine prioritäre Lösung“. Ihm sei bewusst, dass es in der Stadt an Wohnraum mangele, vor allem an bezahlbarem Wohnraum. Den Bau solcher Wohnungen wolle man fördern. Aber es gehe „um behutsame Stadtentwicklung, nicht um Nachverdichtung auf Teufel komm' raus“. 

Bei seiner Arbeit als Bürgermeister wolle er dem Vertrauensvorschuss gerecht werden, sagt Winter, und die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen. Wie Karl Reul es vorgemacht hat.


Steffes gewinnt in fünf von 16 Leichlinger Wahlbezirken

Amtsinhaber Frank Steffes hat am Tag der Stichwahl lediglich in fünf von 16 Wahlbezirken die Nase vorn gehabt. Steffes (Jahrgang 1964) gewann in den Bezirken Martin-Buber-Schule, Diakoniewerk Weltersbach, Schule Uferstraße, Bistro Café Lanzelot und Stadtbücherei, Winter in den anderen elf Wahlbezirken. In allen fünf Bezirken, die Steffes für sich entscheiden konnte, lag die Wahlbeteiligung zum Teil deutlich unter dem stadtweiten Durchschnitt von 51,2 Prozent, im Wahlbezirk Bistro Café Lanzelot sogar unter 40 Prozent.

Andererseits war die Motivation der Wählerinnen und Wähler, sich an der Stichwahl zu beteiligen, gerade in den Wahlbezirken besonders hoch, die Winter am eindeutigsten für sich entscheiden konnte. So gingen im Wahlbezirk Kinder- und Jugenddorf St. Heribert fast 59,2 Prozent der Leichlingerinnen und Leichlinger zur Wahl. Hier holte Winter mit 62,9 zu 37,1 Prozent sein stärkstes Ergebnis. Und im Wahlbezirk Schule Bennert – Winter 59,8 Prozent, Steffes 40,2 Prozent – gaben sogar fast 62,8 Prozent der Wählerinnen und Wähler ihre Stimme ab, die höchste Wahlbeteiligung von allen 16 Bezirken.