Mobilitätskonzept für LeichlingenWo die Verkehrswende neue Wege einschlägt

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Mobikonzept Tunnel BB

Das  Nadelöhr des Tunnels Moltkestraße wollen die Verkehrsplaner zur Einbahnstraße machen.

Leichlingen – Das Staunen wäre groß, das städtische Verkehrsnetz ein anderes, wenn wesentliche Teile des Mobilitätskonzeptes, das derzeit für Leichlingen erarbeitet wird, auch in die Praxis umgesetzt würden. Denn unter den Ideen, welche die damit beauftragten Ingenieure entwickeln, sind durchaus revolutionäre Vorschläge.

Wie wäre es etwa mit dem Bau eines kleinen Busbahnhofs vor dem DB-Bahnhof, der Ausweisung der Moltkestraße durch den Tunnel im Bahndamm zur Einbahnstraße, der Sperrung der unteren Mittelstraße für den Durchgangsverkehr und der Umkehrung der Fahrtrichtung in der Gartenstraße?

Mobitour Ampel

Fußgänger müssen an der Ampel zum Marktplatz schneller und länger Grünlicht bekommen.

Manch Autofahrer dürfte bei etlichen Vorschlägen schon jetzt aufstöhnen. Denn der motorisierte Individualverkehr soll an vielen Stellen eingeschränkt werden. Das bis ins Jahr 2040 reichende Mobilitätskonzept ist Teil der Verkehrswende und will Fußgängern, Radfahrenden, Bussen und Bahnen Vorfahrt geben, wo es möglich und sinnvoll ist. Schnellbusse, ein S-Bahn-Gleis am Bahnhof, bessere Verbindungen nach Langenfeld und Düsseldorf, Car-Sharing-Stationen, Fahrradstraßen und Rad-Pendler-Routen sind Eckpfeiler einer umweltfreundlicheren Fortbewegung. Mehr Ladestationen für Elektroautos, komfortablere Parkgaragen für Räder und überall barrierefreie Haltestellen sowieso.

Erste Projekte zeichnen sich ab

In der Sitzung des Infrastruktur- und Mobilitätsausschusses stellten die Planer der beiden Büros Via (Köln) und Isaplan (Leverkusen), die seit einem Jahr Untersuchungen für das Verkehrsgutachten vornehmen, am Dienstag erste Projektsteckbriefe vor, hinter denen sich konkrete Vorhaben abzeichnen. Witzhelden kommt darin bisher noch etwas zu kurz, denn hier steht ein Rundgang mit der Bürgerschaft noch aus, von dem weitere Anregungen erwartet werden. Einige Vorschläge aus dem Handlungskonzept:

Mobikonzept Bhf BB

Eine S-Bahn und der Durchbruch der Unterführung zur Westseite stehen am Bahnhof auf dem Wunschzettel.

Bahnhof: Eine S-Bahn im 20-Minuten-Takt zwischen Köln und Solingen, für die bekanntlich aber erst ein neues Gleis gebaut werden muss, ein kleiner Busbahnhof mit vier Haltestellen, ein Fahrrad-Parkhaus mit digitalen Boxen und SB-Reparatur-Stelle und die Öffnung der Unterführung Richtung Westseite.

Mobilstationen sind bislang am Bahnhof, am Stadtpark und am Busbahnhof in Witzhelden geplant. Die Fachleute können sie sich aber auch an der Klinik Roderbirken, am Bürgerhaus und im Brückerfeld vorstellen.

Schnellbus-Linien sind von Solingen über Leichlingen und Leverkusen bis Köln und zwischen Witzhelden, Burscheid, Odenthal und Bergisch Gladbach denkbar.

Mobitour Mittelstraße

Die Mittelstraße im alten Dorf könnte beruhigt, begrünt und für den Durchgangsverkehr gesperrt werden.

Radverkehr: Das Bergische E-Bike-Verleihsystem soll ausgebaut und um weitere Stationen etwa im Brückerfeld, in Roderbirken und Weltersbach erweitert werden. Als Fahrradstraßen bieten sich Uferstraße, Heinrich-Gier-Straße, Dorffeld, Am Schulbusch, Am Büscherhof und die obere Brückenstraße an. Der Radweg auf dem Bürgersteig Am Hammer soll nur noch einspurig Richtung Stadtmitte ausgewiesen, Richtung Schulzentrum auf der Straße markiert werden. Die Radspuren an der Neukirchener Straße und neben der L 294 müssen breiter, viele Lücken im Netz geschlossen werden.

Spaziergang durch Witzhelden

In der Innenstadt waren die Verkehrsplaner mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern schon Ende April unterwegs, um zu Fuß zu erkunden, an welchen Wegen und Straßenecken Verbesserungen sinnvoll wären. Jetzt folgt eine solcher öffentlicher Spaziergang für das Mobilitätskonzept im Ortsteil Witzhelden.

Am Montag, 27. Juni, beginnt die Mobilitätstour um 17 Uhr vor dem Edeka-Supermarkt an der Solinger Straße 7. Der Rundgang durchs Dorf soll etwa zwei Stunden dauern. Die geplante Strecke führt über den Marktplatz zur Burscheider Straße und bis zur Grundschule. Anregungen, die unterwegs gesammelt werden, fließen in das Mobilitätskonzept ein.

Begleitet wird die Bürgergruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beiden Planungsbüros Via und Isaplan, die das Gutachten im Auftrag der Stadt erstellen. Alle am Verkehrswesen interessierten Einwohnerinnen und Einwohner sind zu der Begehung im Höhendorf eingeladen. In Augenschein genommen wird die Situation des Fußverkehrs in Witzhelden unter den Aspekten Sicherheit, Barrierefreiheit und Wegebeziehungen.

Anmeldungen zur Teilnahme an dem Rundgang sind bis zum 24. Juni per E-Mail an klimaschutz@leichlingen.de bei der städtischen Klimaschutzmanagerin Monika Meves möglich, die unter ☎ 02175 / 99 23 54 auch für Auskünfte zur Verfügung steht. (hgb)

Fußgänger sollten Überquerungshilfen auf der Kirchstraße in Höhe des Stadtparks sowie auf der Gartenstraße bekommen, Wegweiser zu wichtigen Zielen und häufiger Grün an der Ampel zum Marktplatz.

Mobikonzept Wupperweg

Der Wupperweg müsste von der Funchal-Brücke (hinten) am Smarty-Hotel vorbei zur Marly-Brücke fortgesetzt werden.

Straßen: Die „Peschecke“ Am Wallgraben könnte ein Kreisverkehr sein, die Kreuzung Trompete schmaler werden. Für die Moltkestraße wird eine Einbahn-Regelung im Tunnel-Bereich und ein Mini-Kreisel am Netto-Markt angeregt. Für die verkehrsberuhigte untere Brückenstraße eine einheitliche Pflasterung und der Verzicht aufs Schrägparken. Für die Gartenstraße werden eine Umkehrung der Fahrtrichtung, nur noch einseitiges Parken und Sitzgelegenheiten vorgeschlagen. Die untere Mittelstraße soll im alten Dorfkern für den Durchgangsverkehr gesperrt werden.

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Die Politiker nahmen die Mängelliste und Verbesserungsvorschläge ohne konkrete Beschlüsse zunächst nur zur Kenntnis und müssen darüber nun intensiv beraten. Von den Planungsbüros forderten sie eine Prioritätenliste nach, aus der eine sinnvolle, effektive und finanzierbare Rangfolge der Projekte hervorgeht.

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