Sorgen um NachfolgeMusikschulleiter Andreas Genschel geht in Ruhestand

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Musikschulleiter Genschel

Leichlingen – Noch hängen in seinem Büro im Bürgerhaus Porträts von Johann Sebastian Bach, Vivaldi und Carl Orff an der Wand, in einer Reihe neben Miles Davis – denn er ist ein Jazzer. Noch sitzt er im lärmgedämmten Probekeller in der Grundschule Kirchstraße am Drumset – denn er ist Schlagzeuger. Noch organisiert er vom Bürgerhaus aus in der Corona-Epidemie digitalen Not-Unterricht – denn er ist Amtsleiter.

Aber nicht mehr lange. In einer Woche, Ende Januar, tritt Andreas Genschel, der Leiter der Musikschule Leichlingen, in den Ruhestand. Nach 33 Jahren als Chef der städtischen Kultureinrichtung, also durchaus einer Ära, in der er die „MSL“ geprägt hat. Am kommenden Freitag ist sein letzter Arbeitstag. Gäbe es das Virus nicht, hätte er noch den Regional-Wettbewerb von Jugend musiziert am Sonntag drangehängt. Aber so ist schon Ende nächster Woche Schluss. Genschel ist 64, im März wird er 65. Er hört ein Jahr früher auf als er eigentlich müsste. Weil er es wollte und vor einem Jahr selbst so entschieden hat.

Freut sich auf Reisen

Weil er den Zeitpunkt für seine Lebensplanung mit seiner Frau, die Leiterin eines Gymnasiums in Wuppertal ist und im Sommer pensioniert wird, so gewünscht hat: „Ich mache den Job nun schon sehr lange, seit 1988, immer am gleichen Ort, und ich finde, irgendwann ist es auch mal gut.“ Weil er sich auf Reisen mit seinem bestellten neuen Wohnmobil, auf mehr Zeit mit seinen vier Kindern und drei kleinen Enkeln freut. Und weil er fand, dass er seine Schule jetzt verlassen könne, weil sie gut aufgestellt und bei seiner Stellvertreterin Wera Vis in besten Händen sei.

Dass er trotzdem mit Kummer aus dem Amt scheidet, liegt daran, dass er sich Sorgen um die Nachfolge machen muss, die nun doch noch offen ist. Zu seiner Verärgerung verknüpft die Stadtverwaltung den Wechsel offenbar mit einer Organisationsreform, an der im Rathaus intern gebastelt wird ohne dass davon bisher etwas nach außen gedrungen ist.

Nachfolgerin ist enttäuscht

Die Überlegungen zielten darauf ab, den Musikschulbetrieb von Verwaltungsaufgaben wie Personalwesen, Kassenführung und Honorar- und Gebührenabwicklung zu entlasten und diese Tätigkeiten anderen Ämtern zuzuordnen. „Das halte ich im Grunde nicht für falsch“, gibt Genschel zu, aber diese Überlegungen kämen „zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt“.

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Denn mit der Reduzierung auf den musischen Teil werde die Amtsleiterstelle degradiert und schlechter dotiert. Wera Vis, die sich beworben hat, ist nicht bereit, die Schule unter diesen Bedingungen zu leiten. Ab Februar wird die bisherige Stellvertreterin kommissarisch eingesetzt, aber Vis trägt sich mit Abwanderungsgedanken. „Wir fahren vor die Wand“, befürchtet Genschel, zumal auch das Sekretariat unterbesetzt sei. Von den Überlegungen in der Verwaltungsspitze fühlen sich beide ausgeschlossen. „Das geschieht über unseren Kopf und ohne Rücksprache mit uns“, klingt Genschel enttäuscht kurz vor seinem Abschied, zu dem bislang nichts Offizielles geplant ist.

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