„Pubertier“-AutorJan Weiler bringt das Leichlinger Treibhaus zum Lachen

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Jan Weiler Treibhaus Leichlingen (1)

Jan Weiler las in Leichlingen zwischen Pflanzen und Blumenkübeln aus „Das Pubertier“.

Leichlingen – Treibhäuser können Lachen. Das bewies Autor Jan Weiler am Sonntagabend bei seiner Lesung in Zimmers Gartenland in Nesselrath. „Ich muss zu Hause wahnsinnig kämpfen“, erklärt der Familienvater und ehemalige Journalist mit einem Augenzwinkern. So kam es zu seiner erfolgreichen Buchreihe „Das Pubertier“, in der er zumindest scheinbar autobiografisch Vatergeschichten berichtet – ein Leben voller Chaos, Pickel und Hormone.

Jan Weiler: Pubertiere essen jetzt Grünkohl

Alle Versuche, seinen „Pubertieren“, seinen pubertierenden Kindern, Kohlrabi aufzutischen, seien gescheitert, erklärte Weiler: „Als letzte Maßnahme versuchte ich das Zeug als allerletzten Schrei urbaner Gesellschaften anzupreisen.“ Auf diese Weise habe er bereits Erfolge bei Grünkohl erzeugt. Der Meerbuscher mache diesen seinen Kindern schmackhaft, indem er ihnen erkläre, dieser sei in New York City „irr-sinnig en Vogue“.

„Was meint ihr, was die in ihren Hipster-Dachgärten anbauen?“, fragte Weiler. Es brauche also eine gute Story – und viel wichtiger einen guten Namen: „Rauke wollte früher auch niemand essen, bis sie in Rucola umgetauft wurde und damit eine Renaissance erfuhr“, brachte er als Beispiel, „die das Kraut aus den vergitterten Hasenställen zurück auf die Teller der Großstadt-Mäuler brachte.“ So gibt er zu, dass Kohlrabi auch ein neues Marketing brauche und etabliert Kohlrabi als teure französische Delikatesse „Chou-rave“. Und schon schmeckt seinen Kindern das vorher verhasste Gemüse: „Die haben wirklich Lebensart, die Franzosen. Kann ich noch was mehr davon haben?“

Jan Weiler: Eine gnadenlose Abrechnung

„Der Anblick eines deutschen Oberstudiendirektors kann ein männliches Pubertier genau so umhauen, wie der eines Mädchen-Popos“, stellte Weiler in der Debatte um ein Hotpants-Verbot in Schulen fest. Das Treibhaus bekam sich dann vor Lachen auch kaum noch ein, weil Weiler Lehrer „Bernd“ beschreibt: „Der trägt eine eierschalenfarbene Dreiviertel-Hose, ein rosa-grün-orange-gelb kariertes kurzärmliges Hemd, samt vorgeschnallter Bauchtasche für konfiszierte Handys.“

Und das Gelächter der zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer wurde noch lauter: „Dazu trägt der Pauker keine Schuhe, aber anatomisch geformte Amphibien-Sandalen mit leuchtenden Klettverschlüssen und einem antibakteriellen Fußbett – sowie ansehnlichen Krampfadern.“

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Ob andere Eltern auf Elternabenden oder Theaterstücke in der Schule, der Familienurlaub, die erste Liebe der Kinder – mit all dem rechnete er gnadenlos ab. Bekannt geworden war Weiler 2003 mit dem Roman „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ über seinen italienischen Schwiegervater „Antonio“, der als einer der ersten Gastarbeiter nach Deutschland kam.

Weiler erzählt Geschichten aus dem wahren Leben, ist dabei ganz nah am Zahn der Zeit. „Es geht immer um Veränderungen, mit denen man im Laufe des Lebens konfrontiert wird und den Humor, mit denen man diesen auch begegnen kann“, beschrieb er selbst sein Programm. So bringt er Menschen – und am vergangenen Sonntag viel-leicht sogar Pflanzen – so richtig zum Lachen.

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