Der Rheinisch-Bergische Kreis hat seinen Sozialbericht veröffentlicht.
Sozialbericht 2024Viele junge Menschen in Burscheid, viele Altbauten in Leichlingen nicht barrierefrei

Die alten Bebauungen in Cremers Weiden, seien häufig marode und nicht barrierefrei. (Archivbild)
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Wie ist die Lebenssituation der Menschen im Rheinisch-Bergischen-Kreis? Damit beschäftigt sich der Sozialbericht des Kreises. Zum dritten Mal hat die Verwaltung jetzt Daten zu unter anderem Integrationsbedarf, Altersarmut, Isolation und zur psychischen Belastung junger Menschen veröffentlicht.
Ein besonderes Merkmal liege dabei auf den Themen Demografie, Daseinsvorsorge, Gesundheit, Jugendhilfe, Pflege und zum ersten Mal auch auf dem Fachkräftemangel. Das Ziel des Berichts sei es, die Menschen in der Region bei ihren alltäglichen Herausforderungen zu unterstützen und Angebote sowie Leistungen zu optimieren, heißt es aus dem Kreishaus.
Der Sozialbericht gehört zum Sozialplanungsprozess „Motiv Mensch - Sozialen Wandel gestalten“, der 2015 begann. „Der Bericht zeigt einerseits, dass es in den Kommunen zahlreiche vielversprechende Ansätze zur sozio-strukturellen Entwicklung der Quartiere gibt. Andererseits ist die soziale Lage im Rheinisch-Bergischen Kreis im landesweiten Vergleich zwar gut und stabil, bleibt jedoch sowohl zwischen als auch innerhalb der Kommunen heterogen“, so Sozialdezernent Jürgen Langenbucher.
Rhein-Berg: Untersuchung als Grundlage
Als Grundlage für den Bericht dient eine kleinteilige Sozialraumuntersuchung, die die lokalen Merkmale der Städte und Gemeinden berücksichtigt. Dazu gehören Altersstrukturen, die Wohnsituation, die Arbeitslosenquote und auch die Betreuungsquoten von Kindern im Kreis. Durch den Erwerb dieser Daten sollen die sozialen Lebensverhältnisse und Teilhabechancen möglichst umfassend abgebildet werden, so der Kreis. Aus dieser Sozialraumuntersuchung wurde ein Index mit 29 Indikatoren erstellt. Dieser zeigt an, wie stark die Werte in den einzelnen Wohnplätzen vom Kreismittelwert abweichen.
Für die acht Handlungsräume enthält der Sozialbericht eine Stärken-Schwächen-Analyse, aus der Zielgruppen und Handlungsempfehlungen abgelesen werden können. Zudem werde aufgezeigt, welche Maßnahmen seit Beginn des jeweiligen Prozesses umgesetzt werden konnten. In den Quartieren zeigten sich unterschiedliche, aber zunehmende soziale Herausforderungen wie Integrationsbedarf, Altersarmut, Isolation und psychische Belastung von jungen Menschen. Erste Maßnahmen seien bereits in allen Gebieten umgesetzt worden.
Was im Bericht über Burscheid steth
Burscheid zeichne sich besonders durch einen hohen Anteil an jungen Menschen aus, heißt es im Sozialbericht. Ungefähr ein Drittel der Menschen dort sei jünger als 30 Jahre. Für zukünftige Entwicklungen stelle dies ein großes Potenzial dar, beispielsweise für den Arbeitsmarkt. Mehr als ein Fünftel der Einwohnerinnen und Einwohner Burscheids besitzt nicht die deutsche Staatsbürgerschaft. Außerdem werden im Zentrum Nord, zudem Burscheid gehört, mit fast 87 Prozent im Vergleich zum Rest des Kreises weniger Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren institutionell betreut. Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen sei aber weiterhin hoch, so der Bericht.
Zudem weisen 47 Prozent der Kinder bei der Schuleingangsuntersuchung ein Defizit in der körperlichen oder sprachlichen Entwicklung auf. Das seien zwar zehn Prozent mehr als im Kreisvergleich, aber im Vergleich zum letzten Bericht im Jahr 2017, 13 Prozent weniger. Auch eine steigende Anzahl von älteren Menschen, die von Altersarmut bedroht sind, insbesondere Frauen, geht aus dem Sozialbericht hervor.
Leichlingen: Viel marode Bausubstanz in Cremers Weiden
Die Stärken-Schwächen-Analyse für Cremers Weiden in Leichlingen ergibt, dass sich dieser Wohnraum vor allem durch die Bebauung mit Mehrfamilienhäusern aus den 1960er-Jahren auszeichnet. Viele Wohngebäude weisen dadurch eine marode Bausubstanz auf, nochmals verschlechter durch das Hochwasser im Juli 2021. Die Kommune Leichlingen weise einen hohen Bevölkerungsanteil der unter 45-Jährigen auf. Zum anderen leben aber auch viele ältere Menschen in dem Gebiet. Für sie sei es besonders problematisch, dass viele der Altbauten nicht barrierefrei seien.
Überdurchschnittlich viele Seniorinnen und Senioren seien zudem auf eine Grundsicherung im Alter angewiesen. Von vier Prozent im Jahr 2016 stieg der Anteil nun auf zehn Prozent. Der Anteil der Personen ohne die deutsche Staatsbürgerschaft sei in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Dabei vor allem ein Anstieg bei den unter 18-Jährigen. Die Betreuungsquoten der unter Dreijährigen haben sich im Vergleich zum Jahr 2019 verdoppelt und somit positiv entwickelt. Trotzdem seien die Quoten unterdurchschnittlich im Kreisvergleich. Fast jedes zweite Kind habe zudem bei der Schuleingangsuntersuchung ein sprachliches oder körperliches Defizit.
Den Sozialbericht finden Interessierte auf der Homepage des Rheinisch-bergischen-Kreises unter dem Stichwort „Sozialbericht“.