Nachwuchs-WettbewerbGoldschmiede-Azubi aus Leverkusen kreiert Mini-Hänneschen-Theater

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Sina Schnabel an ihrem Arbeitsplatz in der Goldschmiede Drösser.

Sina Schnabel an ihrem Arbeitsplatz in der Goldschmiede Drösser.

Für ihr Werk arbeitete Sina Schnabel von der Goldschmiede Drösser aus Leverkusen mit Silber, Messing und Holz.

Filigrane Arbeiten und Handwerk, vor allem mit organischen Formen – damit arbeitet Sina Schnabel am liebsten. Die 24-Jährige ist Auszubildende in der Gold- und Platinschmiede Drösser in Leverkusen. In ihrem zweiten Lehrjahr gestaltete sie eine Silberkette mit Orchideen, die sich umeinander winden und ein zierliches Aderngeflecht zeigen. „Das war ein cooles Projekt für eine Orchideen-Hochzeit und mir war die Gestaltung sehr freigestellt“, sagt Sina Schnabel.

In ihrem inzwischen dritten Lehrjahr hat sie bei dem Goldschmiedenachwuchs-Wettbewerb „Fest in Gold“ teilgenommen und mit ihrem Werk „Dömchen Krönchen“, einem Miniatur-Hänneschen-Theater, in der Klasse „Exzellentes Handwerk“ den zweiten Platz belegt. 

Wettbewerb in Köln will Goldschmiedenachwuchs fördern

„Sina wollte bisher nie so wirklich an einem Wettbewerb teilnehmen“, sagt Nicole Drösser-Wolf über ihre Auszubildende. „Aber ich hatte einen richtig guten Tag, als sie mich fragte“, erzählt Sina Schnabel. „Und habe gesagt, ja klar, ich mach’ auf jeden Fall mit.“ Das hat sich ausgezahlt.

Bei dem Wettbewerb des ehrenamtlichen Vereins „Fest in Gold“ gestalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Karnevalsorden. Eine feste Vorgabe für das Motiv gibt es nicht, doch in der Regel dominieren aktuelle gesellschaftliche und politische Ereignisse oder das aktuelle Kölner Karnevalsmotto die Gestaltung. 

Sina Schnabels erster Entwurf: Das Dreigestirn auf der Theaterbühne

Sina Schnabel hatte sich zunächst mit ihren Kolleginnen und Kollegen über ein mögliches Motiv für ihren Orden ausgetauscht. „Ich hab mir Gedanken gemacht über den Kölner Dom, Clownsnasen oder auch das Dreigestirn“, sagt Sina Schnabel und zeigt ihre ersten Entwürfe, die sie mit Bleistift auf Papier skizziert hat. Ursprünglich habe sie das Dreigestirn in einer Art Theaterbühne abbilden wollen – ganz nach Sessionsmotto „Wat e Theater - Wat e Jeckespill“. „Doch dann schlug Nicole das Hänneschen-Theater vor, das auch zum finalen Orden wurde.“

In einem Notizbuch stehen Bleistiftskizzen des ersten Ordens-Entwurfs sowie Notizen zur möglichen Gestaltung.

Ihr erster Entwurf für den Wettbewerb sah noch anders aus. Da wollte Sina Schnabel das Dreigestirn in den Orden mit einbauen.

Sina Schnabel kommt gebürtig aus Wermelskirchen, wohnt aber derzeit in Köln. Handwerkliche Arbeit hat sie schon immer fasziniert. „Mein Vater ist Dachdecker und baut selbst kleine Figuren aus Kupfer. Ich zeichne, seit ich zehn Jahre alt bin. Ich wollte immer etwas kreieren und da hat mich die Goldschmiede gereizt“, so die Auszubildende. 

Mit ihrer jetzigen Ausbildungsstelle sei sie sehr glücklich. „Hier gibt es vier Meister und eine Gesellin, das heißt ich kriege sehr viele Eindrücke und verschiedene Perspektiven mit. Das ist anderswo nicht unbedingt so vielfältig.“

Figuren bestehen aus Silber, der Dom aus Messing

Für ihren Orden beim „Fest in Gold“-Wettbewerb gestaltete Sina Schnabel zunächst einen viereckigen Turm, der das Theater darstellen sollte, natürlich mit Domspitzen. „Das Ganze sollte eigentlich geradlinig sein, erklärt Sina Schnabel. Doch als ich den Entwurf zuerst mit Papier modelliert habe, wölbten sich die Spitzen nach außen und ich dachte, das sieht doch super aus, wie eine richtige Krone!“

Auf einem Notizbuch sind Bleistiftskizzen des Ordens-Entwurfs zu sehen.

Für den finalen Entwurf kam die Idee, das Hänneschen-Theater zum Motiv zu machen – und das blieb.

So entstand das „Dömchen Krönchen“: Den Dom erarbeitete Sina Schnabel aus Messing und nutze für die Muster Diamantgravur. Die kleinen Figuren, die aus den Domfenstern herausschauen – Hänneschen, Bärbelchen, Tünnes und Schäl – bestehen aus Silber, wurden mit Lasergravur gestaltet und mit Acrylfarben bemalt. In der Krone sitzt eine Pappnase, die entnehmbar ist, damit man sie aufsetzen kann. Auch ein Hänneschen auf seinem Stab ist Teil des Werks. Ihn hat Sina Schnabel handgeschnitzt und bemalt.

Der Orden kann als Halskette und auf einem Haarreif als Schmuck getragen werden. „Ich habe etwa eine Woche gebraucht, um die einzelnen Elemente in der Schmiede zu bearbeiten. Den Rest wie Nähen, Schnitzen und Malen habe ich zu Hause gemacht, an vier oder fünf Abenden“, so die junge Goldschmiede-Auszubildende. „Es hat echt Spaß gemacht.“

Mit ihrem zweiten Platz ist Sina Schnabel die einzige unter den ersten drei Preisträgerinnen, die nicht aus einer Kölner Goldschmiede kommt. Weitere Wettbewerbsteilnehmende kommen aus Alfter, Brühl, Dortmund, Düsseldorf und Solingen.

Bis einschließlich Freitag, 2. Februar, werden die prämierten Orden des Wettbewerbs in der Hauptstelle der Kreissparkasse Köln am Neumarkt zu den Öffnungszeiten ausgestellt. Danach werden die Schmuckstücke bei einem karnevalistischen Festakt an Personen des öffentlichen Lebens als Auszeichnung verliehen.

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