Die Freiwillige Feuerwehr Wiesdorf feiert ihr großes Jubiläum – im Interview sprechen Zugführer Andreas Schuhen und sein Stellvertreter Alexander Zabinski über bewegende Einsätze, Kameradschaft und die Zukunft des Ehrenamts.
125 Jahre Feuerwehr Wiesdorf„Das Feuerwehrhaus war über 100 Jahre alt – heute sind wir endlich auf Stand“

Zugführer Andreas Schuhen (rechts) und Stellvertreter Alexander Zabinski (links). Am Wochenende wird großes Jubiläum gefeiert.
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Seit 1900 rückt der Löschzug Wiesdorf aus, wenn in der Stadt Menschen in Not geraten. 125 Jahre nach seiner Gründung ist die Freiwillige Feuerwehr Wiesdorf nicht nur eine Institution im Katastrophenschutz, sondern auch ein Symbol für Gemeinschaft und Engagement. Am 28. und 29. Juni wird das Jubiläum groß gefeiert.
Herr Schuhen, wie hat sich die Freiwillige Feuerwehr Wiesdorf in den letzten 125 Jahren verändert?
Andreas Schuhen: Technisch hat sich natürlich extrem viel getan – viele Fahrzeuge hätten nicht ins alte Gebäude gepasst. Das Gebäude war über 110 Jahre alt. Die Wache wurde dann erweitert, Schulungsräume und Umkleiden wurden angepasst. Es gab immer wieder Diskussionen über einen neuen Standort – heute sind wir da auf einem ganz anderen Level. Ein Quantensprung.
Alexander Zabinski: Als ich nach Leverkusen gezogen bin, war ich damals mit meinem Sohn spazieren und wir sind zufällig an der Wache vorbeigekommen. Ich wusste nicht mal, dass die Einheit hier aktiv ist. Ich dachte: „Das sieht nicht aus wie eine funktionierende Feuerwehr.“ Erst im Internet habe ich dann gesehen, dass hier wirklich noch Menschen ehrenamtlich helfen – und bin geblieben.
Was waren die prägendsten Einsätze für Sie?
Andreas Schuhen: Besonders war natürlich die Flutkatastrophe 2021 – eine Woche mit über 100 Arbeitsstunden, das vergisst man nicht. Dieses Jahr hatten wir einige Dachstuhlbrände. Auch Einsätze, bei denen Menschen ums Leben kamen – das trifft einen immer. Wenn junge Kameraden in Gebäude gehen und nur noch eine leblose Person finden, das sind Momente, die hängenbleiben.
Alexander Zabinski: Für mich ebenfalls die Flutkatastrophe 2021. Zu dem Zeitpunkt war ich allerdings im Urlaub. Ich wurde sogar per Telefon alarmiert, da die Feuerwehr unbedingt Einsatzkräfte benötigte. Die schlimmsten Einsätze für mich sind die, bei denen Menschen betroffen sind. Ein brennendes Haus kann man ersetzen. Ein Menschenleben nicht.
(Kurz darauf wird Alexander Zabinski zu einem Einsatz gerufen und muss das Gespräch verlassen.)
Gibt es Traditionen, die bis heute gepflegt werden?
Schuhen: Früher haben wir uns am Wochenende einfach zum Grillen getroffen – das ist etwas eingeschlafen. Aber auf der Wache wollen wir wieder einen festen Kameradschaftssamstag etablieren, so wie früher. Karneval war auch immer groß bei uns: Unsere „After-Zoch-Party“ hat sich zu einem festen Feuerwehr-Fest entwickelt. Auch unser Jubiläum läuft ein bisschen wie ein großes Karnevalswochenende ab – das passt gut zu Wiesdorf.
Wie hat sich die Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr verändert?
Schuhen: Die Nähe ist ein großer Vorteil – wir kennen uns auch persönlich, treffen uns mal an der Raucherecke, tauschen uns aus. Das macht die Zusammenarbeit auf Augenhöhe einfacher und effektiver.
Wie sehen Sie die Zukunft des Löschzugs Wiesdorf in den nächsten Jahren?
Schuhen: Ein großer Schritt ist schon gemacht: Die Gründung unserer Jugendfeuerwehr. Die ersten Jugendlichen kommen gerade in den aktiven Dienst. Darauf können wir aufbauen. Auch wenn wir einer der kleineren Züge in Leverkusen sind – vor allem, weil Wiesdorf sehr urban ist – sind wir jetzt besser aufgestellt. Früher war unser Fahrzeugkonzept eingeschränkt, heute haben wir endlich auch Platz für moderne Fahrzeuge.
Wie wichtig ist die Digitalisierung für den Feuerwehralltag?
Schuhen: Es ist eine Umstellung – aber wir gewöhnen uns dran. Kleine Schritte sind da der richtige Weg. Wir haben jetzt einen Beamer im Schulungsraum, digitale Alarmdisplays – das ist nicht selbstverständlich. Da sind wir schon gut aufgestellt. Weitere Schritte werden sicher folgen, aber das muss auch in der Praxis sinnvoll wachsen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Einheit?
Schuhen: Ich wünsche mir, dass unsere jungen Kameradinnen und Kameraden die Verbindung zu Wiesdorf nicht verlieren. Dass sie sich hier verwurzelt fühlen. Und dass auch in Zukunft junge Menschen Lust haben, ein Ehrenamt zu übernehmen. Ohne Nachwuchs geht es nicht.
Das Jubiläumswochenende in Wiesdorf
Die Freiwillige Feuerwehr Wiesdorf lädt am 28. und 29. Juni zur großen Jubiläumsveranstaltung auf das Gelände des ehemaligen Feuerwehrhauses in der Moskauer Straße ein.
Am Samstag (ab 11 Uhr) gibt es ein großes Familienfest mit Kinderprogramm, Fahrzeugschau, Grillstand und Frühschoppen. Abends geht es weiter mit Live-Mixing von DeeJayTape und einer Live-Show der kölschen Band Lupo.
Der Sonntag (ab 10 Uhr) steht im Zeichen des Stadtfeuerwehrtags – mit offiziellen Ehrungen und Beförderungen. (dos)