Tuba, Kabarett und ein barfüßiger Professor – wie Andreas Martin Hofmeir mit Mathias Frohn im Scala Club Leverkusen nicht nur das tiefste aller Blechblasinstrumente, sondern auch das Lachen zum Klingen bringt.
Andreas Martin Hofmeir„Start“-Festival Leverkusen: barfuß, brillant und bissig

Andreas Martin Hofmeir: Der Tubavirtuose und Kabarettist begeistert mit Matthias Frohn am Flügel im Scala Club.
Copyright: Timon Brombach
Groß, schwer, glänzend – die Tuba voran: Andreas Martin Hofmeir, Professor, Satiriker, Meister des tiefen Blechs, lugt im Scala aus dem Schatten des großen Instrumentes hervor – barfuß, versteht sich. Was folgt, ist ein feiner Spagat zwischen Genie und Groteske. Kaum hat Hofmeir das erste Mal tief eingeatmet, ist klar: Hier wird nicht einfach geblasen. Hier wird erzählt – mit Klang, mit Worten, mit Bosheit. Das tiefe Brummen der Tuba ist nicht nur musikalisches Fundament, sondern auch Gegenfigur zum Esprit des Vortragenden. Sie schnauft, poltert, seufzt. Begleitet wird er dabei von Matthias Frohn am Klavier – einem Notar aus Potsdam. „Den Stundensatz könnten wir uns gar nicht leisten, er ist nur hier ist, weil seine Mutter aus Wuppertal ihn mal wieder auf der Bühne sehen wollte“, scherzt Hofmeir.
Instrumentenkunde als Kampfansage in Leverkusen
Herzstück des Abends ist die Präsentation von Auszügen aus Hofmeirs Buch „Hundsgemeine Instrumentenkunde“. Was klingt wie eine ironische Fußnote der Musikpädagogik, entpuppt sich als literarisch-musikalisches Feuerwerk – irgendwo amüsant angesiedelt zwischen dadaistischem Musiklexikon und Kulturpolemik. Hofmeir spart nicht mit Spott: Das Horn etwa wird schon vor Beginn vorsorglich verspottet – „rein zur Einstimmung“, wie er trocken anmerkt. Seine Prämisse ist klar: „Die Tuba ist die Vollendung aller Instrumente, die Krönung der Schöpfung.“ Alles andere: evolutionäre Irrläufer. Der Saal lacht und Hofmeir bläst los. Besonders bissig wird es bei der Orgel: „Die pfeift aus dem letzten Loch – wie sollte es auch anders sein, das tut die Kirche im Allgemeinen.“ Und als die Harfe zur Sprache kommt, mutiert das noble Instrument endgültig zur Küchenhilfe: „Nur geeignet, um ein gekochtes Straußenei zu schneiden.“
„Start“-Festival: Wider die Hochkultur – mit Haltung
So unterhaltsam die Satire, so virtuos das Spiel. Zwischen zwei Hieben gegen Instrumente blitzen immer wieder die großen Momente auf, in denen Hofmeirs Tuba das Publikum schlicht staunen lässt: präzise, gefühlvoll, mitreißend. Und dann wieder ein Satz wie dieser: „Für so einen tiefen Furz ist jeder Darm der Welt zu kurz.“ Der Saal tobt – und merkt kaum, wie sehr er gerade Teil eines musikalisch-literarischen Grenzgangs wird. Hofmeir ist vieles: „Echo“-Klassik-Gewinner, Professor am Mozarteum, Kabarettist, Wortakrobat.
In Opladen zeigt er sich aber vor allem als das, was in der Klassikwelt selten geworden ist: ein Humanist des Humors. Seine Kunst hat Haltung, aber keinen Stock im Rücken. Seine Tuba ist Königin – und gleichzeitig Hofnarr. Ein Abend, der zeigt, wie groß Musik sein kann, wenn man sie nicht zu ernst nimmt. Und wie klug Kabarett klingt, wenn es tief genug bläst.