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Junge Frau angezeigtTiere verhungerten in Leverkusener Wohnung – Ersthelfer traumatisiert

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Polizei und Ordnungsamt Leverkusen

Ordnungsamt Leverkusen und Polizei im Einsatz (Symbolbild)

In einer Leverkusener Wohnung soll es zu etlichen Fällen von Tierquälerei gekommen sein. Die Polizei ermittelt. 

Die Warnung, die die Leverkusener Organisation „Dogman-Tierhilfe“ herausgibt, klingt dramatisch: „Es gibt in Leverkusen eine junge Frau, die mehrheitlich über Ebay-Kleinanzeigen Tiere erwirbt (unser Kenntnisstand bisher: Hunde, Katzen und Nager) und diese nachweislich zu Tode kommen lässt. Einige der Tiere konnten rechtzeitig und noch lebend geborgen werden. Allerdings sind diese teils schwer traumatisiert und werden tierärztlich behandelt.“

Die Tiere wurden auf Anweisung des Leverkusener Ordnungsamts aus der Wohnung geholt. Die Ehrenamtler der Dogman Tierhilfe leisten bei Tier-Sicherstellungen Amtshilfe, das Leverkusener Tierschutzzentrum hat dazu einen Vertrag mit der Tierhilfe geschlossen.

Leverkusen: Völlig verwahrloste Tiere

Eine Katze sei ohne Versorgung in einer kleinen Transportbox eingesperrt gewesen, ein Hund soll am Bett festgebunden gewesen sein, ohne Wasser und Nahrung. Man habe einige der verwahrlosten Tiere noch lebend in die Tierklinik gebracht, eine Katze und der kleine, am Bett festgebundene Hund seien aber gestorben, schreiben die Ehrenamtler von „Dogman“.

Am Telefon sagte Stefanie Hirche, die 1. Vorsitzende des Vereins, sie persönlich gehe in diesem Fall von bewusster Tierquälerei aus. Sie sieht Unterschiede zu den üblichen Fällen von Menschen, die Tiere in ihrer Wohnung horten. Die gebe es häufiger, dieser Fall habe eine andere Qualität. 

Das Veterinär- und das Ordnungsamt waren am 10. März in der Aktion involviert, bestätigt eine Stadtsprecherin dem „Leverkusener Anzeiger“: Ein Hund, zwei Katzen und 20 Ratten seien in einer Privatwohnung sichergestellt und ins Tierheim und eine Tierklinik gebracht worden. Das Veterinäramt prüfe derzeit eine Anzeige gegen die Tierhalterin bei der Staatsanwaltschaft. Da es sich um ein laufendes Verfahren handele, könne man keine weiteren Auskünfte geben.

Anzeige gegen die Tierhalterin –  Tierschützer greifen zur Selbstjustiz

Die Polizei bestätigt, dass man in einer Küppersteger Wohnung gewesen sei, es gebe eine Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Bei der Polizei laufen die Ermittlungen, im Internet greifen selbst ernannte Tierschützer zur Selbstjustiz: Dort wurden auf öffentlichen Kanälen der Name und Fotos der vermeintlichen Täterin veröffentlicht, was strafbar ist. Auch mehr oder weniger offen ausgesprochene Gewaltandrohungen und weitere Verdächtigungen sind zu finden.

Unklar ist die Situation, die es ermöglichte, die Tiere in der Wohnung amtlich sicherzustellen. Verkäufer eines Tiers sollen sich um den Verbleib des Vierbeiners gesorgt haben. Die Mieterin soll nicht zu Hause gewesen sein, so eine Aussage einer beteiligten Person, eine Tür soll offen gestanden sein. Feuerwehr, Polizei, das Ordnungsamt und die Tierhilfe sollen hinzugerufen worden sein.

Leverkusen: Die Tiere sind verhungert

Die Tiere sind nach der Sicherstellung in der Leverkusener Tierklinik in der Fixheide behandelt worden. Sie seien und ausgehungert und dehydriert gewesen, die Muskulatur sei durch den Hunger schon weitgehend abgebaut gewesen, sagt die Tierärztin Isabella Wodecki – ein Hund und eine Katze seien nicht zu retten gewesen. Ihre Mitarbeiterinnen seien regelrecht traumatisiert, sagt die Ärztin. Und sie habe Hinweise erhalten, dass die Frau weiter nach Tieren suchen soll. Wodeckis dringender Appell lautet: „Niemand sollte Tiere übers Internet verkaufen.“

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