Viele Kontrollen, viel VerwirrungSo lief der 2G-Christkindchenmarkt in Wiesdorf an

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Volles Haus in Wiesdorf, die Leute lassen es sich nicht nehmen, eine Runde über den Weihnachtsmarkt zu drehen.

Leverkusen – Leverkusen zieht es auf den Christkindchenmarkt in Wiesdorf. Der war am Samstag gut besucht – schließlich ist der letzte Weihnachtsmarkt coronabedingt schon zwei Jahre her. Umso intensiver wirkt der Duft von gebrannten Mandeln, Crêpes und Punsch. Auf die in der gesamten Fußgängerzone geltende Maskenpflicht weisen Schilder an Laternenmasten und am Ausgang der Rathausgalerie hin. Das für den Besuch des Weihnachtsmarktes die 2G-Regel gilt, ist aber längst nicht bei allen Gästen angekommen.

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Maskenpflicht herrscht in der Fußgängerzone, wenn der Weihnachtsmarkt geöffnet ist.

Michael Franz ist Sicherheitsmitarbeiter des Veranstalters, per App kontrolliert er die Impf- und Genesenzertifikate im Innenbereich der Glühweinbude des Weihnachtsdorfes auf dem Friedrich-Ebert-Platz. Den Rest des Dorfes würde er nur stichprobenartig kontrollieren: „Häufig müssen wir die Gäste kurz an die Maskenpflicht erinnern, aber das nehmen bis jetzt alle sehr freundlich auf.“

Standbetreiber kontrollieren besser als Ordnungsdienst

Einen Glühweinstand weiter, beim Flammkuchenofen, schätzt Gast Markus Schüngel, dass rund zwanzig Prozent der Marktbesucher keine Maske tragen würden. Trotzdem fühle er sich wohl und sei heilfroh über die Kontrollen, die zumindest von den Schaustellern genau genommen würden. Er habe Michael Franz und seinen Sicherheitsdienstkollegen gesehen: „Die beiden wirkten gegen die Masse an Menschen hoffnungslos überfordert. Natürlich werden die meisten Besucher auf Aufforderung ihre Maske aufziehen – aber dann gehen sie zehn Meter weiter und die Maske hängt wieder unterm Kinn“, befürchtet er. Birgit Simon-Schüngel gibt ihm recht: „Die Standbetreiber sorgen besser für die Einhaltung der Regeln als Polizei und Ordnungsamt.“ Dass die Behörden wohl auch stichprobenartig kontrollieren sollen, ist in aller Munde, gesehen hat sie aber noch niemand.

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Standbetreiber  Sascha Wolter (l.) kontrolliert die Impfpässe seiner Gäste selbst. Stammgast  Wolfgang Tank findet das gut.

„Angst habe ich keine – ist ja alles an der frischen Luft“, so Schüngel, „Sorge habe ich davor, wenn sich alles noch mehr in die Innenräume verlagert, z. B. die ganzen Weihnachtsfeiern.“ Sein Freund Thomas Ilbertz, der mit ihm unterwegs ist, wünscht sich eine härtere Gangart: „Die Nichteinhaltung der Regeln muss was kosten, hier wären Knöllchen und Platzverweise angebracht.“

Dem Grüppchen selbst droht definitiv kein Platzverweis: Als Betreiber Mario Sporleder ihre Impfzertifikate kontrolliert, zeigen sie sie vor und freuen sich über die Gründlichkeit. „Es geht total schnell, kurz den QR-Code mit der App zu scannen, man kommt kurz ins Gespräch, das tut der guten Stimmung keinen Abbruch“, empfindet es Sporleder und ist positiv gestimmt: Für ihn könnten sich auch alle freuen, dass es nach all den Verdienstausfällen nun wieder läuft. „Schön, dass ihr die Krise überlebt habt“, höre er öfters. Eins fällt allerdings auf: Man erhält unterschiedliche Antworten auf die Frage, wie nun die Anweisungen aussehen, was die Frequenz der Kontrollen betrifft.

Unterschiedliche Aussagen

Glühweinstandbetreiber Sporleder habe die Anweisung vom Veranstalter bekommen, von jedem Kunden den Nachweis zu kontrollieren, sagt er. Valerie Ley aus Odenthal, an deren Stand man Duftholz und Feng-Shui-Kristalle kaufen kann, gibt an, rein rechtlich gar nicht die Zertifikate kontrollieren zu dürfen und setzt daher auf die Eigenverantwortung der Leute: „Aber fragen tue ich trotzdem jeden Kunden.“ Bis jetzt habe sie auch keine negativen Reaktionen erhalten. „Um an den Dufthölzchen zu riechen, darf man die Maske in Standrichtung auch mal kurz abnehmen und falls jemand die Bernsteinkissen mal anfassen möchte, habe ich auch Einweghandschuhe da“, erklärt Ley.

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Desinfektionsmittel findet man allerorts.

Impfzertifikat hin, Desinfektionsmittel her – Bleibt noch die Frage aller Fragen: Wo denn jetzt der Glühwein am besten schmeckt? Für Weihnachtsmarktgast Wolfgang Tank ist die Lage klar: Für ihn gibt es den besten an seiner Stammbude an der Herz-Jesu-Kirche. „Ich freue mich total darüber, hier wieder Zeit zu verbringen!“ So sehr, dass er am ersten Tag schon vor Betreiber Sascha Wolter da war. Der Betreiber der „Sport Alm“ mit Grill und Ausschank hat seinen größten Fan natürlich trotz der langen Corona-Zwangspause sofort wiedererkannt.

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Sascha Wolter sei vom Veranstalter dazu angehalten, stichprobenartig zu kontrollieren, sagt er: Er kontrolliere aber jeden – auch um Gäste vor Strafen zu bewahren –, was bestens aufgenommen werde. Er musste allerdings auch schon Leute wegschicken, die ihr Zertifikat nicht zeigen wollten. „Leverkusen ist in der Hinsicht immer zu lasch“, ist er sich mit Stammkunde Wolfgang Tank einig. „Ein wenig Bedenken, dass sich – vor allem unter Alkoholeinfluss – so eine Coronakontrollsituation mal aufschaukelt, habe ich schon“, so Wolter.

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