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Christuskirche in WiesdorfFestivalstart mit Klangvielfalt auf 149 Tasten

Lesezeit 3 Minuten
Musiker in der Kirche

Oliver Drechsel (Flügel) und Christoph Lahme (Harmonium) eröffnen das "Festival der Klänge und Töne" mit einer faszinierenden Klangpartnerschaft zweier Instrumentalwelten.

Zum Auftakt des „Festival der Klänge und Töne“ begegnen sich zwei Instrumente, die selten gemeinsam auf der Bühne stehen: Harmonium und Klavier.

Sie verschmelzen zu einer klanglichen Einheit: Das Harmonium in den Händen von Christoph Lahme und der Flügel in denen von Oliver Drechsel. Das Konzert trägt den Titel „Liaison extraordinaire – Klassiker in neuem Gewand“, und genau das ist Programm: Bearbeitungen berühmter Werke werden hier in eine neue kammermusikalische Dimension überführt. Ein Harmonium auf der Empore wirkt zunächst wie ein Irrläufer aus einer anderen Zeit. Wie ein Relikt aus französischen Salons, aus einer Epoche, in der Musik in Tapetenschatten und unter Samtvorhängen schwebte.

Doch Lahme entlockt dem Instrument keine Staubtöne, sondern Dramatik, Poesie und Präzision. Mal weich fließend, mal eruptiv, immer aber im Dialog mit dem Flügel – den Drechsel mit analytischer Klarheit und großer Empfindsamkeit führt. Besonders in ihrer Interpretation von Bachs „Wachet auf“ oder dem „Tanz der Zuckerfee“ aus Tschaikowskys Nussknacker entsteht eine Spannung zwischen der klaren Linie des Klaviers und dem atmenden Grundton des Harmoniums.

Klassiker im neuen Gewand bei Leverkusener Festival

Es ist gerade diese unwahrscheinliche Paarung, die den Abend trägt – zumindest für die zwanzig Gäste, die gekommen waren. Nicht der Kontrast, sondern die Komplementarität steht im Zentrum: Während der Flügel Struktur gibt, füllt das Harmonium die Zwischenräume aus – mit Nebel, Atem, Fernweh. Das Programm spannt einen weiten Bogen: von Beethovens „Coriolan“-Ouvertüre und dem berühmten Anfangssatz seiner Fünften Sinfonie über Griegs Peer-Gynt-Suite bis hin zu Felix Mendelssohn Bartholdy und Bach – alles in kunstvollen Bearbeitungen, teilweise eigens angefertigt von Lahme. Als Überraschung erscheint mitten im Programm ein Originalwerk: „Dreaming of E.“ von Drechsel, komponiert für das Projekt „250 piano pieces for Beethoven“. Es ist kein nostalgisches Verweilen, sondern ein ernst gemeinter Dialog mit der Musikgeschichte.


Wie es weiter geht mit dem „Festival der Klänge und Tön“

Das ist der Auftakt einer ganzen Woche voller Entdeckungen. Das „Festival der Klänge und Töne“ widmet sich fünf Tage lang ungewöhnlichen Klangpaarungen, überraschenden Formaten und der Kunst, Musik neu zu hören: Am Mittwoch, dem 25. Juni, gehört die Kirche der Organistin Kirsten Prößdorf, die ein unterhaltsames und kindgerecht gestaltetes Orgelkonzert für junge Hörerinnen und Hörer ab fünf Jahren präsentiert. Tags darauf, am Donnerstag, nimmt der Gitarrist Tri Toan Nguyen das Publikum mit auf eine intime Reise durch die Wiener Klassik. Am Freitag folgen Nepomuk Golding am Akkordeon und Hannes von Bargen an der Orgel: Ihr Duo „Knopf und Pfeife“ verbindet musikalische Welten und durchquert gleich drei Jahrhunderte in einem einzigen Programm. Den festlichen Schlusspunkt setzt am Samstag die Klangkombination aus Trompete und Orgel: Claudio del Popolo und Lennard Prößdorf lassen barocke Festlichkeit ebenso aufleuchten wie moderne Brillanz.

Für 30 Euro erhält man mit dem „Festival-Pass“ Zugang zu allen fünf Konzerten der Woche. Für alle unter 18 Jahren ist der Eintritt zu sämtlichen Veranstaltungen ohnehin frei.