ChristuskircheLeverkusener Gemeinde wählt Luther-Fan mit bewegter Vergangenheit zum Pfarrer

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Pfarrer Siegfried Eckert steht auf der Straße An der evgl. Kirche hinter der Christuskirche. Foto: Ralf Krieger

Der Neue: Pfarrer Siegfried Eckert mag Jazz, Fußball und Luther.

Der neue evangelische Pfarrer in der Christuskirche kommt aus Bonn; auf seinem bisherigen Weg in der Kirche war ihm sicher nicht langweilig.

Lange hat die Suche gedauert, am vergangenen Sonntag hat sich der neue Pfarrer Siegfried Eckert seiner Gemeinde in der Christuskirche beim ersten Gottesdienst vorgestellt. Zuvor war er 17 Jahre Pfarrer in Bonn-Bad Godesberg.

Siegfried Eckert kam in Leverkusen gut an

Evangelische Gemeinden bekommen keinen Pfarrer vorgesetzt, sie wählen ihn, Anwärter müssen bei einem Probegottesdienst überzeugen. Nach dem Abschied von Christoph Engels, der oft Lesungen in der Kirche veranstaltete, war die Stelle unbesetzt, eine Vorstellungsrunde verlief ergebnislos, keiner der Anwärter erhielt den Job.

Eckert kam bei den Leverkusenern in der zweiten Runde an – und ihm gefallen die Leverkusener und ihr Gemeindeleben.

Vielleicht spielte bei der Wahl auch sein evangelisches Vorleben eine Rolle, denn der Mann ist immer ziemlich aktiv gewesen: Der „Bonner Generalanzeiger“ schreibt zu seinem Abschied, er sei ein „Macher“.

Acht Bücher hat er verfasst, davon hat aber eine Gemeinde erstmal noch nichts. Eine seiner Spezialitäten sind Jazz-Gottesdienste. Zwar spiele er selbst kein Instrument, sagt er bedauernd im Gespräch, aber er organisiert sie. Zwar stehen noch nicht alle Musiker fest, aber zum ersten Mal soll es Jazz an Heiligabend um 23 Uhr in der Christuskirche geben. Eckert hofft, dass er zu den kommenden Jazztagen im Herbst „Spirituellen Jazz“ in der Christuskirche beitragen kann.

Pfarrer Eckert ärgerte Evangelische Kirche mit einer Streitschrift

In seiner Bonner Kirche war oft etwas los: Eckert veranstaltete kabarettistische Glaubenswochen und Nächte mit Soul-Musikern, genannt „Soul-Preacher-Nights“.

Auch kirchenintern machte der neue Pfarrer von sich reden. Zum Reformations-Jubiläum 2017 veranstaltete er als Vorsitzender des „Forum Reformation“ in Bonn ein Fest mit 5000 Gästen. 2014 ärgerte er die EKD mit einer Streitschrift. Das Thema: Die Evangelische Kirche blähe die Verwaltung zulasten der Gemeinden auf. Sein Hobby sei die Reformation. „Sicher haben mich manche als hyperaktiv wahrgenommen“, sagt Eckert.

Wiesdorf evangelische Kirche am Abend. Foto: Ralf Krieger

Die evangelische Christuskirche in Wiesdorf

Eckert wurde in München geboren und er liebt guten Fußball. Im Gemeindebrief schreibt er, auch sein Lieblingsverein beginne mit den Buchstaben Bayer. Dass er gebürtiger Münchner sei, höre man übrigens frühestens nach dem dritten Bier.

In der Jugend sei er in München zuerst mal in einer evangelistischen Gruppe gelandet. Das habe etwas von einer Sekte gehabt, sagt er. Er schaffte es heraus. Mit 17 habe er gewusst, dass er Pfarrer werden will. Dann kam ein Gemeindepraktikum in Wackersdorf, wo sich damals wegen einer geplanten Atomanlage heftige Kämpfe abspielten. Da habe er etwas sehr Wesentliches fürs Leben als Pfarrer gelernt, das Brückenbauen: „Damals waren wir von der Kirche die einzigen, die noch mit allen Gegnern und Befürwortern reden konnten“, sagt der 1963 geborene Eckert.

Bewegt erscheint die Vergangenheit, in der Leverkusener Stadtkirche will er jetzt zurück zu seinen Wurzeln als Pfarrer, will sich als Seelsorger den Leuten in der Gemeinde widmen. Im Pfarrbrief hat er deshalb schonmal seine Handynummer veröffentlicht. Sein Pfarramt soll eine Anlaufstelle für alle sein, schreibt er.

Zu Eckards Einführungsgottesdienst in Wiesdorf am Sonntag soll ein Drittel aller Besucher aus Bonn gekommen sein. Abschiedstränen seien gelaufen. Weshalb er dennoch die Stelle in Bonn aufgegeben hat? Es habe Zerwürfnisse auf der Ebene der Gemeindeleitung gegeben, „der Karren saß fest“.

Den neuen Leverkusener Pfarrer kann man am vierten Advent und ab dann regelmäßig in der Christuskirche erleben.

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