Einschulung in LeverkusenHunderte Kinder ohne Schuleingangsuntersuchung

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Einschulung

Eine Schülerin trägt eine Maske im Schulgebäude. (Symbolbild)

Leverkusen – 1633 Leverkusener Kinder warten mehr oder wenig sehnsüchtig auf den 19. August. Dann werden sie eingeschult und sind offiziell Schulkinder. Allerdings werden die allerwenigsten von ihnen bis dahin eine Schuleingangsuntersuchung durchlaufen haben, wie es §54 des Schulgesetzes NRW eigentlich vorschreibt. Bis zu Beginn der Sommerferien wurden nach Angaben des Gesundheitsamtes nur 30 von ihnen schulärztlich untersucht.

„Bis zum Ende der Sommerferien wird die priorisierte Gruppe vollständig untersucht, allerdings werden definitiv nicht alle Schulneulinge untersucht werden können“, schreibt das Gesundheitsamt auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“.

Wenige Kinder priorisiert

Priorisiert sind demnach Kinder, die zuvor von der Einschulung zurückgestellt waren, sowie Kinder mit vorliegendem Förderbedarf. Bei noch vorhandenen Kapazitäten kämen dann noch Kinder dran, die eingeschult werden sollen, obwohl sie außerhalb des schulpflichtigen Alters liegen („Kann-Kinder“). Eine Mutter, deren Tochter zu letzterer Gruppe gehört, hat auf einen Anruf beim Gesundheitsamt aber bereits eine Absage bekommen. „Pandemiebedingt findet die Untersuchung in diesem Jahr nicht statt, hat man mir gesagt“, erzählt die Mutter der Fünfjährigen.

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Tatsächlich hat die Landesregierung den kommunalen Gesundheitsämtern per Erlass schon im Sommer 2020 einen Spielraum eingeräumt, der die Priorisierung von Schülern erlaubt, um der Überlastung der Gesundheitsämter durch die Pandemiebekämpfung Rechnung zu tragen. Dadurch wurden schon bei den diesjährigen Erstklässlern viele Untersuchungen nicht durchgeführt, wodurch das Gesundsamt nach eigenen Angaben auch damit beschäftigt ist, diese nachzuholen. „Wir führen Untersuchungen durch wie Überprüfung der Schulfähigkeit bei bereits beschulten Kindern, Ruhen der Schulpflicht, Nachholung der Schuleingangsuntersuchung bei auffälligen Schulneulingen 2020 und Untersuchungen von Quereinsteigern mit Förderbedarf etwa bei Kindern mit Migrationshintergrund“, erklärt das Gesundheitsamt. Auch bei den Schulneulingen 2021 bestehe die Möglichkeit, die SEU nach den Ferien nachzuholen, sofern Auffälligkeiten festgestellt werden.

Kinderarzt fordert Kooperation

Ist es dann nicht zu spät? „Das ist schwer zu beurteilen“, sagt der Leverkusener Kinderarzt Dr. Stephan von Landwüst. Natürlich hätten Schuleingangsuntersuchungen einen nachgewiesenen prädikativen Wert. „Auf der anderen Seite sollten ja eigentlich die allermeisten entwicklungs- und auch verhaltensauffälligen Kinder schon zuvor den Erzieherinnen, Eltern oder Kinderärzten aufgefallen sein.“ Dafür sei aber eine gute Kooperation zwischen Kindergarten, Eltern und Ärzten erforderlich. Aus seiner persönlicher Erfahrung würden Empfehlungen zur weiteren Diagnostik oder Therapie leider nicht immer von den Eltern umgesetzt, es falle nicht allen leicht, Defizite einzugestehen und Hilfe anzunehmen.

Lange Wartezeiten bei Frühförderung

Bei der Frühförderung mangelt es laut von Landwüst allerdings nicht nur an Untersuchungen: „Die zeitnahe Umsetzung von Förderung und Therapie ist aktuell auch in Leverkusen durch sehr lange Wartezeiten zum Beispiel im Frühförderzentrum an der Kölner Straße in Opladen erschwert.“

Von Landwüst erwartet keine große Anzahl von Kindern, die zu Schulbeginn erstmalig auffallen. Für diese könnte die Untersuchung aber auf jeden Fall nachgeholt werden. „Elternfragen zu diesem Thema waren sehr, sehr selten und die Erklärungen wurden wohlwollend aufgenommen.“ Corona geht eben immer noch vor.

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