Einzelkämpfer im neuen Leverkusener RatBenedikt Rees: Klimaschützer, Grünen-Gegner

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Schon am ersten Tag wird er im Rat als Zeitdieb gescholten: Benedikt Rees, Einzelkämpfer für die Klimaliste.

Schon am ersten Tag wird er im Rat als Zeitdieb gescholten: Benedikt Rees, Einzelkämpfer für die Klimaliste.

Leverkusen – Als am Abend des 13. September klar ist, dass die „Klimaliste“ im neuen Stadtrat vertreten sein wird, schwant manchem Böses. Benedikt Rees gilt als ebenso streitbarer wie leidenschaftlicher Debattierer. Und pingelig und detailversessen hat man ihn auch schon erlebt, etwa auf Bürgerversammlungen. Nicht jedem, der da im höchsten Entscheidungsorgan der Stadt sitzt, steht der Sinn nach sowas.

Als sich zu Wochenbeginn der Stadtrat zu seiner ersten Sitzung nach der Wahl trifft, scheint sich das Vorurteil zu bewahrheiten. Rees meldet sich bei jedem Tagesordnungspunkt zu Wort.

Mann mit Vorgeschichte

Drei Anträge liegen von ihm auch auf dem Tisch und harren ihrer Beratung. Der politische Einzelkämpfer spricht sich gegen die von CDU, SPD, Grünen verabredete Wiederbesetzung der dritten Bürgermeisterstelle aus, von der wieder die Grünen als trotz aller Erfolge kleinstem Teil des Bündnisses profitieren sollten. Dass der vor allem ökologisch profilierte Rees dem Grünen-Establishment dieses Symbol der Macht nicht gönnt, verwundert niemanden. Der Mann ist politisch eben kein unbeschriebenes Blatt. Spätestens seit seinem Versuch, Mitglied der Öko-Partei zu werden, was diese aus Furcht vor so einer Art Fundi-Unterwanderung unterband.

Seitdem herrscht nur noch nackte Konkurrenz zwischen Grünen und dem Bürgerforum Grünes Leverkusen, von dem sich Rees im Sommer wiederum distanzierte, weil er unbedingt in den Stadtrat wollte, um endlich direkt Politik zu machen. Damit geht es auch gleich los. Der Einzelkämpfer möchte zum Beispiel, dass Ausschüsse nicht mehr parallel tagen. Der Grund: Er kann dann nicht mehr alles mitbekommen, so als Solist. Das wird von der Mehrheit ebenso abgelehnt wie seine Forderung, an den Zuständigkeiten der Ausschüsse etwas zu verändern.

Sofort auf verlorenem Posten

Benedikt Rees lernt in seiner Rats-Premiere, dass er gänzlich in der Oppositionsrolle ist und damit Seit’ an Seit’ steht zum Beispiel mit der Bürgerliste. Deren Fraktionschef Erhard Schoofs wurde ob seines Politikstils bisher als Nervtöter und Zeitdieb ausgemacht und entsprechend angefeindet im Rat.

Diesmal bleibt das übrigens aus. Stattdessen fängt sich Benedikt Rees insgesamt drei Rüffel ein. Einen recht milden von Stefan Hebbel, einen deutlicheren von Tim Feister (beide CDU). Am genervtesten ist Roswitha Arnold. Die Fraktionschefin der Grünen macht Rees klar, dass er den Betrieb nicht immer weiter mit seinen Anfragen aufhalten kann: „Es geht hier nicht nur um Sie.“

Kurz, präzise, aber oft

Schon vorher gibt es Unruhe, wenn da in der letzten Reihe des Ratssaals der Finger hoch geht. Erst recht, weil sich Fragen und Antworten nicht im Abstimmungsverhalten der Klimaliste niederschlagen: Rees enthält sich beinahe durchgehend der Stimme. Was ihm aber niemand vorwerfen kann: lange Wortbeiträge. Rees bleibt kurz, präzise.

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Trotzdem hemmt er den Fluss der Beratungen – freilich in einem Gremium, das in der Vergangenheit nicht für irgendeine Art von Debattendisziplin stand. Ob da der Rees-Faktor ins Gewicht fällt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.

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