BUND zur ExplosionWarum das Leverkusener Klärwerk einen Konstruktionsfehler hat

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Ein Drohnenfoto des Bürriger Tanklagers aus den Wochen nach der Explosion

Leverkusen – Wie weit ist die Katastrophe von Bürrig aufgearbeitet? Auf den Tag neun Monate nach Brand und Explosion am Sondermüll-Ofen sind noch sehr viele Fragen offen. Das ist das Ergebnis einer Podiumsdiskussion, die vom BUND (Umwelt- und Naturschutz Deutschland) am Mittwochabend im Forum ausgerichtet wurde.

Die Umweltorganisation hat Currenta und die Bezirksregierung Köln im Zusammenhang mit dem Unglück angezeigt – reagiert habe die Staatsanwaltschaft nicht, so Paul Kröfges. Dem Wasserexperten waren nach dem Störfall etliche Ungereimtheiten bei den Abwasser-Messwerten aufgefallen. Ihm sagt das zwar für jedermann zugängliche, aber kaum handhabbare System Elwas etwas. Aber für ihn ist es offenkundig: „Man hat die Daten, die problematisch waren, dort versteckt.“ Kröfges meint damit die starke Belastung des Rheins zum Beispiel mit dem Insektengift Clothianidin, die sich kurz nach dem Brand im Rhein zeigte.

Ständig fließt Wasser aus dem Werk nach

Die war nach dem Kenntnisstand des Landesumweltministeriums vom Herbst noch komplett unerklärlich, weil es da noch hieß, nach dem Brand sei kein Löschwasser in den Strom gelangt, sondern alles in den Tanks des Bürriger Entsorgungszentrums aufgefangen worden. Erst Medienrecherchen hatten gezeigt, dass große Mengen des Mixes aus Löschwasser und Chemikalien von Currenta abgelassen wurden. Aus Sicht von Kröfges ist das die Folge eines „Konstruktionsfehlers“ in Bürrig: In die Tanks, in denen das Löschwasser aufgefangen wurde, fließt „ununterbrochen Chempark-Abwasser“. Deshalb habe man das Gemisch nach und nach loswerden müssen.

Was die Reinigungsleistung der Anlage in Bürrig angeht, findet Kröfges: „Sie ist lange nicht auf dem technischen Stand, auf dem sie sein müsste.“ 255.000 Tonnen Salz im Jahr und eine den NRW-Richtwert um das zwanzigfache überschreitende Fracht mit den sich in allen Organismen anreichernden perflorierten Alkylverbindungen seien heute nicht mehr akzeptabel und werfen Fragen an die großen Betriebe im Chempark auf. Das größte Chemiewerk der Niederlande habe die PFAS-Fracht mit neuer Technik stark verringert: Dort liege der Tageswert bei 0,135 Gramm, in Leverkusen bei 700. So könne man also auch produzieren, wenn man die Umwelt in den Fokus stellt.

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Dass man bei Currenta noch nicht so weit ist, zeigten die Anträge auf Erneuerung der Wasserrechte. „In sechs Aktenordnern findet man eine halbe Seite zu Fragen der Ökologie und zum Wassersparen.“  

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