FazitDie Hellseher aus der Wirtschaft

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Lev-Kampagne

Leverkusen  – Es war anno 2011 als die Wirtschaftsförderung Leverkusen (WfL) eine Imagekampagne für Leverkusen startete, die ein wenig gegen den Strich gebürstet war.  „Leverkusen – überraschend anders“ war ihr Titel. Und das Ergebnis war eine nett-ironische Selbstverarschung als Vizekusen, Pillendreher- und Chemiestadt, gesichtsloser Vorort und was einem noch so Abfälliges einfallen konnte, wenn man nur fies genug sein wollte.

Das wurde dann plakatiert oder auf Postkarten gedruckt – und auf der Rückseite  entkräftet. Allerdings scheinen nicht alle diesen Umkehrschluss mitgemacht und die Karte gedreht  zu haben, denn bei vielen blieb nur das abfällige Vorurteil im Gedächtnis.

Was hängenbleibt

Wahrscheinlich auch bei Ulrich Soénius, dem umtriebigen Hauptgeschäftsführer der IHK zu Köln. Denn damals gab es auch den Slogan „Leverkusen, der Parkplatz von Köln“. Das muss bei ihm hängengeblieben sein. Denn Soénius freute sich diese Woche von Amts wegen mächtig darüber, dass ein Lkw-Rastplatz an der A 1 in Leverkusen gebaut werden soll. Na klar, fast ein naturgegebener Standort vor den Toren Kölns. Jetzt nicht mehr lange über Alternativen grübeln, sondern flott bauen!

Dass die Begeisterung bei den Anwohnern in Leverkusen nicht geteilt wird, fällt für den Kölner unter das Sankt-Florians-Prinzip, nach dem ja das eigene Haus verschont bleiben  und lieber das des Nachbarn brennen soll.

Nicht kleckern, klotzen

Nun hat Leverkusen  ja schon drei  Autobahnen mit zwei Kreuzen, drei Bahnstrecken, die Warteschleifen der Flieger nach Köln und Düsseldorf und die Rheinschifffahrt. Da sollte es auf so ein bisschen  mehr an Verkehrsflächen und Emissionen  auch nicht mehr ankommen.

Und was braucht Leverkusen schon noch Landschaft? Wer so was nicht haben will, ist nur unsozial eingestellt gegenüber den ruhebedürftigen Brummifahrern, die schließlich auch uns die Waren von Amazon & Co. bringen.

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Dass Leverkusen auch mal genug hat, interessiert jene  Wirtschaftsvertreter  weniger, die Landschaft nur als Infrastruktur verstehen. Vor acht Jahren gab es auch  noch den Spruch „Leverkusen, der Rastplatz an der A3“. Das wurde auf der Rückseite mit „Ja stimmt, hier kann man sich erholen“ und einem Bild vom Obstwanderweg entkräftet.

Jetzt wird bald die A3 verbreitet. Und das mit der Erholung, das war doch ironisch, oder?

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