Italienisches Lokal „Sicilia“ in Leverkusen„Pesto mit Sahne? Was soll der Quatsch?“

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Die Inhaber Reinhild Fockenberg (l) und Marco Baumann (r) mit Koch und Gastronomie-Urgestein Antonio Trupia (M.)

Die Inhaber Reinhild Fockenberg (l) und Marco Baumann (r) mit Koch und Gastronomie-Urgestein Antonio Trupia (M.)

Leverkusen – Das Timing hätte kaum schlechter sein können: Im Januar 2020 übernahmen Reinhild Fockenberg und Marco Baumann die Hitdorfer Pizzeria „Sicilia“. Er war früher in der Immobilienbranche unterwegs, sie betreibt eine Künstleragentur. Doch als Antonio Trupia, der hier von allen nur Toni genannt wird, an den Tisch der Stammgäste kommt und sagt: „Ich will aufhören, macht ihr doch weiter“, können sie nicht nein sagen. „Wenn Toni als Koch bleibt, denn er ist das Herz des Ladens“, erklärt Baumann die Bedingungen. Zwei Monate später kommt der Lockdown. Doch das Sicilia hat überlebt, mit Essen zum Abholen und Liefern, das teilweise die Inhaber und der Pizzabäcker selbst ausgefahren haben. Nun ist das kleine, rustikale Lokal mit 30 Innen- und (im Sommer) 16 Außensitzplätzen wieder geöffnet.

Wie oft haben Sie im Lockdown ihre Idee verflucht, ein Restaurant zu übernehmen?

Reinhild Fockenberg: Jeden Tag! (lacht) Aber wenn ich ehrlich bin, hat das Restaurant mich über die Coronazeit gerettet. Meine Künstleragentur lag auch vollkommen still, weil es ja keine Veranstaltungen gab. Hier konnte ich zumindest etwas tun. Und zu sehen, wie die Leute sich freuen, wenn man ihnen Essen bringt, hat richtig gut getan. Essen macht eben glücklich. Deswegen bin ich auch so gerne hier im Restaurant, weil immer alle glücklich sind.

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Was kommt bei Ihnen auf den Teller?

Antonio Trupia: Was schmeckt, natürlich! Pizza, Pasta, viel Sizilianisches, da komme ich her, auch wenn ich seit ich 16 bin in Leverkusen lebe. 1982 habe ich meinen ersten Laden in Wiesdorf aufgemacht, seit 22 Jahren bin ich hier in Hitdorf. Einige Zutaten bekomme ich direkt aus Sizilien. Wilden Oregano zum Beispiel, das ist was ganz anderes, als das, was wir so auf die Pizza streuen. Davon sollte mir mein Cousin mal einen Koffer voll mitbringen. Das gab vielleicht Ärger am Flughafen. Hat ihm keiner geglaubt, dass es Oregano ist!

Fockenberg: Ich mag am Liebsten seine Gerichte mit Fisch und Gemüse, die macht Toni besonders gut. Und ausgefallene Vorspeisen.

Toni: Mein Lieblingsessen ist Spaghetti mit Tomatensoße, ganz einfach.

Was kommt bei Ihnen nicht auf den Teller?

Toni: Das Zeug, dass die Leute wollen, seit jede Dönerbude Pizza und Pasta anbietet. Pizza mit Sauce béarnaise, Pesto mit Sahne - was soll der Quatsch?

Das kleine Restaurant liegt an der Hitdorfer Straße.

Das kleine Restaurant liegt an der Hitdorfer Straße.

Was ist das besondere an Ihrem Restaurant?

Fockenberg: Ganz vorne natürlich Toni und Fabio, sein Pizzabäcker. Wenn denen das italienische Temperament durchgeht, braucht man kein Entertainment mehr, das ist eine Show für sich. Wir sind kein schickes Restaurant, eher rustikal und familiär. Und das Essen ist authentisch italienisch. Wir gehen auf unsere Gäste ein, hier wird viel gelacht. Und wenn zwei junge Mädchen reinkommen, macht Fabio auch schon mal unaufgefordert die Pizza in Herzform.

Haben Sie Ihr Konzept Corona angepasst?

Fockenberg: Außer-Haus-Essen war schon vor Corona ein guter Bestandteil unseres Einkommens, seitdem ist der Anteil natürlich noch gewachsen, da setzen wir auch weiter drauf. Im Restaurant haben wir darüber nachgedacht, von 3G auf 2G zu wechseln, aber wir habe einfach zu viel aufzuholen nach der schweren Zeit, um Gäste zu vergraulen. Aber wir kontrollieren die Testnachweise strikt und alle Mitarbeiter sind geimpft. Neu eingeführt haben wir eine schön gedeckte Tafel für sechs bis zwölf Personen in einem Nebenraum, wir nennen es „Dein Tisch“. Hier können kleinere Weihnachts- oder Familienfeiern im persönlichen Kreis gefeiert werden – das gibt vielleicht auch noch einmal Sicherheit.

Was gefällt Ihnen an Hitdorf?

Fockenberg: Der Rhein natürlich, es hat einfach eine gemütliche Atmosphäre. Und es ist tatsächlich ein Dorf – man kennt sich und ist nett zueinander, das habe ich auch beim Essen ausliefern immer wieder gemerkt. Die Coronazeit hat noch einmal den guten Zusammenhalt gezeigt. Und es gibt hier viele Familien. Kinder und italienisches Essen - das passt einfach.

Das Ristorante Sicilia, Hitdorfer Straße 280, hat Montag Ruhetag. Dienstag bis Donnerstag und Sonntag ist von 17 bis 21 Uhr offen, am Freitag und Samstag auch bis 21.30 Uhr. Eine Pizza Margherita kostet 6 Euro, für Kinder 3,50 Euro. Tagliatelle mit Lachs und Rucola gibt es für 13 Euro, gebratenen Tintenfisch auf Salat für 15 Euro. Tagesgerichte und Aktionen werden auch auf der gut gepflegten Facebook-Seite veröffentlicht. Tische unbedingt reservieren unter 02173 989074.

http://www.pizzeria-sicilia.net

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