IndustriestromWas beim Chemiegipfel für Leverkusen auf dem Spiel steht

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Chempark und Kai-Anlage in Leverkusen

Ohne subventionierten Strompreis dürfte es eng werden für viele Produktionsanlagen im Chempark.

Wenn Lanxess und Covestro leiden, trifft das den Chempark ins Mark.

Leverkusens Oberbürgermeister (SPD) will ihn, Leverkusens SPD-Bundestagsabgeordneter will ihn. Und Karl Lauterbach sitzt als Gesundheitsminister sogar mit dem Bundeskanzler am Kabinettstisch. Olaf Scholz aber sträubt sich bisher, der Industrie den verbilligten Strom zu geben, nach dem sie immer heftiger verlangt. Auf dem „Chemiegipfel“ wollten Manager aus der Branche den Kanzler am Mittwoch umstimmen und damit nebenbei auf die Seite seines Wirtschaftsministers ziehen. Robert Habeck (Grüne) sieht schon lange das Problem, das auch die meisten der mehr als 30.000 Arbeitsplätze im Chempark schnell und endgültig gefährden kann. Allerdings: Mit dem gewünschten „Brückenstrompreis“ sind sie am Mittwochnachmittag nicht aus Berlin zurückgekommen.  

Covestro, vor allem aber Lanxess sind die mit Abstand größten Stromverbraucher unter dem Bayer-Kreuz. Für Covestro hat sich die Stromrechnung seit 2020 mehr als verdreifacht; Lanxess nennt keine Zahlen, dafür macht Vorstandschef Matthias Zachert Ernst: In Uerdingen werden Anlagen mit hohem Verbrauch stillgelegt. Und Leverkusen sieht der Lanxess-Chef inzwischen ebenso wenig als tauglichen Ort für neue Werke an wie Dormagen. Würde der Vorstand an diesen Standorten investieren, „vergehen wir uns am Konzern“ ist sein Diktum, das Politiker an den Chempark-Standorten in Alarmstimmung versetzt. 

In der Kanzler-Runde am Mittwoch musste sich Markus Steilemann besonders exponieren: Covestros Vorstandschef ist derzeit nebenbei Präsident des Verbands der Chemischen Industrie, spricht also für die gesamte Branche. In der wird immer deutlicher gemacht, dass längst nicht mehr nur die Produktion gedrosselt wird. Vielmehr wird von der „Deindustrialisierung“ Deutschlands gesprochen.

Die Stadt hat viel zu verlieren

In Uerdingen hat Lanxess sie bereits geplant, was nicht nur den dortigen OB Frank Meyer schockt, sondern auch seinen Genossen Uwe Richrath: Leverkusen ist der mit Abstand größte Standort von Lanxess. Da gibt es viel zu verlieren. Vor allem tausende, überdurchschnittlich gut bezahlte Arbeitsplätze: 3300 bei Lanxess, 3800 bei Covestro. Dazu kommen die Auswirkungen auf den Chempark-Betreiber Currenta, sollten große Produktionsanlagen wegfallen.  

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