Jeckes DoppeljubiläumUrgestein der Leverkusener Roten Funken blickt zurück

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Der Vorsitzende der Leverkusener Roten Funken, Siegfried Kaschulla.

Leverkusen – Wirklich gerne redet Siegfried Kaschulla nicht über sich selbst. Viel lieber schwärmt er über seine Roten Funken und die vielen Meilensteine, die er gemeinsam mit ihnen erreicht hat – dem Funkenplätzchen in der Innenstadt, der Etablierung des Kindertanzkorps oder den mehr als 400 Mitgliedern, die mittlerweile bei den Funken angemeldet sind. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagt Kaschulla dann zufrieden.

Zufrieden kann er dabei auch mit seinen eigenen Verdiensten sein. Letzte Woche feierte er ein jeckes Doppeljubiläum: 77. Jahre alt ist er geworden, seit 55 Jahren ist er Mitglied bei den Roten Funken, seit 26 Jahren sogar Vorsitzender. Und das ganze im Jahre 2022. Eine Menge magischer Elfer, die dieses Jahr für Kaschulla zusammen kommen. 

Wenn er von seiner ersten Aufgabe beim Leverkusener Karnevalsverein erzählt, mag man sich wundern, wie es Kaschulla danach ganze 55 Jahre bei den Roten Funken gehalten hat. Angefangen hat alles mit seinem älteren Bruder. Als dieser schon öfter bei den Funken zugegen war, schleppte er irgendwann auch Kaschulla mit. Das Vereinshaus an der Heinrichstraße wurde gerade gebaut. Einen jungen Elektriker wie Kaschulla konnte man da gut gebrauchen. „Steine schleppen und Kabel verlegen“, so umreißt er seine ersten Monate als neues Mitglied.

Das Feiern kam bei den Roten Funken nie zu kurz

Als Belastung hat Kaschulla die Arbeit bei den Roten Funken aber nie verstanden. Wenn er durch ein Fotoalbum blättert, das der Verein ihm geschenkt hat, und dabei an die die vielen Jahre bei den Roten Funken zurückdenkt, wird er nostalgisch. Da sieht man Kaschulla mit 24 Jahren bei seiner Hochzeit, später sitzt er hinter dem Schreibtisch bei Bayer, wo er sich nach einer Umschulung bis zum Ingenieursposten hocharbeitete.

Man sieht ihn verkleidet als Alfred Biolek oder als Butler im „Dinner for one“-Sketch, die er als Hobby-Kabarettist auf Sitzungen mimte. Vor allem aber sieht man ihn im roten Frack seiner Funken. Auf den unzähligen Karnevalsfeiern, die er mit organisiert, am wichtigsten aber: mitgefeiert hat. „Das Feiern“, sagt Kaschulla jedenfalls „ist bei uns nie zu kurz gekommen.“

Doch gerade das Feiern ist aus bekannten Gründen aktuell schwieriger denn je. Auch auf seinen Geburtstag stieß er nur zuhause in kleinstem Kreis an. Die Funken ließen es sich trotzdem nicht nehmen und schickten eine kleine Delegation vorbei. Die wissen mittlerweile genau, wie man Kaschulla eine Freude bereiten kann. „Bier, Wurst und Schwarzwälder Schinken“ fand Kaschulla im Präsentkorb. „Alles was ich brauche“, wie er sagt.

Seit Pandemiebeginn mehr zu tun als sonst

Auch die Roten Funken sollten letztes Jahr ein jeckes Jubiläum begehen – eigentlich. Denn auch beim 111. Geburtstag des Vereins kam Corona dazwischen. Dieses Jahr sollte das eigentlich nachgeholt werden. Vor dem Vereinshaus erinnert ein einsames Veranstaltungsplakat daran, überklebt mit der Botschaft „Bleiben sie uns treu.“

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Trotz der ausgefallenen Feierlichkeiten hat Kaschulla als Vorsitzender der Funken seit Pandemiebeginn noch mehr zu tun als sonst schon. Er steht im ständigen Kontakt zum Gesundheitsamt und anderen Behörden: welche Sitzungen können vielleicht doch noch stattfinden, welche Erlaubnisse muss man dafür einholen und wo kriegt man sie? Kaschulla kümmert sich darum.

Viel entscheidender aber: seit zwei Jahren versucht Kaschulla alles, um den Verein zusammenzuhalten, den Gemein- und Frohsinn im Lockdown nicht einschlafen zu lassen. Für den Kindertanzkorps organisiert er Hallen zum Üben, die älteren Mitglieder ruft er regelmäßig an. Soziale Teilhabe, darum gehe es schließlich bei den Roten Funken.

Noch dieses Jahr ist für Kaschulla nach 26 Jahren als Vorsitzender aber Schluss. Sein jeckes Jubiläum nimmt er zum Anlass, um seinen Karnevalshut an den Nagel zu hängen – zumindest als Vorsitzender. Nächstes Jahr, so ist er sich sicher, wird die Feier zum 111. Jubiläum nachgeholt werden. Kaschulla wird dann natürlich mitfeiern, allerdings ganz entspannt, ohne Verantwortung.

Doch so ganz, das ahnt er , wird er es nicht lassen können. „Ich bin in Rente und habe deswegen natürlich Zeit. Und wenn mein Nachfolger oder sonst jemand im Verein Hilfe braucht, dann bin ich selbstverständlich da.“ 

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