Kinderärzte zur Impfung„Wir können der Jugend nicht sagen: Ihr kriegt das nicht“

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Leverkusen – Da der Impfstoff von Biontech jetzt auch für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen ist, können auch sie geimpft werden, wenn die Priorisierung fällt.

Zusätzlichen Impfstoff gibt es aktuell nicht, bedauert Leverkusens KVNO-Vorsitzender Dr. Thomas Eusterholz, er begrüßt diesen Schritt dennoch – auch zum Schutz der Eltern und Großeltern. Einige Senioren in Leverkusen seien immer noch nicht geimpft, sagt Eusterholz.

Jugendliche wollen geimpft werden

Unter den Kinderärzten der Stadt gehen die Meinungen auseinander, berichtet Kinderärztin Dr. Mehrsad Klemm. Aus Gesprächen mit Kollegen weiß sie, dass viele noch zurückhaltend sind. Auch, weil es noch keine Empfehlung der ständigen Impfkommission (Stiko) gibt. „Wenn es eine Empfehlung gibt, liegt die Haftung beim Land, ohne Empfehlung beim Arzt.“ Im Falle von Astrazeneca habe das Land eine feste Zusage gemacht, dass sie Haftungsfragen für Impfungen von unter 60-Jährigen übernehmen, auch ohne Stiko-Empfehlung. „So etwas hätte ich für die Kinderimpfung schon auch gerne“, sagt Mehrsad Klemm. Unter dieser Voraussetzung würde sie über Zwölfjährige in ihrer Schlebuscher Praxis impfen. „Patienten mit Grunderkrankungen sowieso, aber meine persönliche Meinung ist, dass wir auch allen anderen das Angebot machen sollten, wenn es geht.“

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Die Risiken einer Impfung sieht sie nicht höher, als beim Rest der Bevölkerung. „Meinem Bauchgefühl nach wollen etwa Dreiviertel der Jugendlichen diese Impfung. Die haben zugunsten der Älteren auf so viel verzichtet, da können wir jetzt nicht sagen: Ihr kriegt das nicht.“ Die Jugend habe ein Recht darauf, ohne Angst vor Ansteckung oder Quarantäne zur Schule zu gehen oder sich am Badesee zu treffen und zu knutschen. Zweifel hat sie, ob die Kinderärzte das gestemmt bekommen. In ihrer Praxis häufen sich seit Wochen die Anfragen. 

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