Nummer gegen KummerJugendliche unterstützen Kinderschutzbund Leverkusen als Berater

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Ausbildende und Teilnehmer für das Beratungsangebot Nummer gegen Kummer beim Kinderschutzbund vor dem Gemeindehaus Bielertkirche.

Das Kernteam der „Nummer gegen Kummer“ beim Kinderschutzbund wird künftig auch von mehr jugendlichen Beratenden unterstützt.

Auch Jugendliche wirken nun als Beratende mit am Sorgentelefon der „Nummer gegen Kummer“ beim Kinderschutzbund Leverkusen.

Menschen in der Not zur Seite zu stehen, das ist gerade in Krisenzeiten eine wichtige Aufgabe, die zu bewältigen gelernt sein will. Speziell auch, wenn es um die Sorgen junger Menschen geht, die vielleicht Probleme haben, sich mit ihren Anliegen in Familie oder Freundeskreis zu öffnen, die professionellen Beistand suchen. Etwa bei der „Nummer gegen Kummer“ des Kinderschutzbundes.

Rund 40 Beratende, Frauen sind deutlich in der Überzahl, versehen den ehrenamtlichen Dienst am Kinder- und Jugendtelefon sowie am Elterntelefon des Kinderschutzbundes, um in individuellen Notlagen telefonisch helfen zu können. Alle zwei Jahre ist eine Fortbildung erforderlich, ständig werden neue Kräfte gesucht und in einer halbjährlichen Ausbildung geschult.

Gerade hat das Team um Sabine Golin, Susi Midden-Hanke und Ellen Wolter wieder 16 neue Ratgeberinnen und Ratgeber auf ihren Job bei der Nummer gegen Kummer vorbereitet. Über 90 Stunden von Januar bis Juni hinweg wurden sie professionell angeleitet und trainiert von der Leverkusener Trauma- und Familien-Therapeutin Ursula Brenger. Künftig sollen sie alle jeweils mindestens zweimal zwei Stunden pro Monat den Dienst am Sorgentelefon übernehmen.

Leverkusen: Wenn Gleichaltrige helfen können

Ganz neu war diesmal: Auch Jugendliche ab 16 Jahren, die Gleichaltrige, quasi auf Augenhöhe, beraten sollen, wurden diesmal in einer altersgemischten Gruppe angeleitet. Die jüngste Teilnehmerin ist 16, die älteste 68 Jahre. Und gerade weil ihre Erfahrungen so unterschiedlich sind und einander ergänzen, fanden alle Teilnehmenden diesen Austausch so bereichernd.

„Anfangs habe ich schon Angst gehabt“, bekennt der 19-jährige Hilmar (alle Namen der neuen Beratenden sind mit Rücksicht auf die für ihre Aufgabe erforderliche Anonymität in diesem Text verändert). Doch weil eben jedes Thema, jedwedes Problem angesprochen und gemeinsam nach Lösungen gesucht worden ist, habe er unheimlich viel lernen und auch für sich selbst mitnehmen können.

Keine leichten Themen

Wie führe ich ein solches Beratungsgespräch? Wie funktioniert gewaltfreie Kommunikation? Was muss ich beachten bei Menschen in persönlichen, womöglich existenziellen Krisen? Wie umgehen mit Fällen von Sucht, Opfern von sexuellem Missbrauch? Wie wichtig ist dabei auch Selbstfürsorge, um diesen Fragen emotionell gewachsen zu sein und überhaupt noch helfen zu können? Diese und andere Fragen waren jetzt ein halbes Jahr lang Themen der Gruppe bei ihren Treffen im Gemeindesaal der Bielertkirche.

„Der Selbstschutz ist enorm wichtig. Mir hilft der Abstand durch unsere selbst verordnete Anonymität sehr, um Grenzen zu ziehen und nicht alles zu sehr an mich heranzulassen“, schildert Elena ihre Erfahrungen in der Gruppe. Die 30-Jährige war bis zu ihrer Auszeit im Mutterschutz in der medizinischen Ambulanz zu sehr unterschiedlichen Zeiten im Einsatz und kann ihren Wunsch, auch ehrenamtlich mit psychischem Beistand zu helfen, erst jetzt verwirklichen.

Keine Frauensache allein

Die 68-jährige Helga war Lehrerin und will die Zeit im Ruhestand jetzt nutzen, „um der Gesellschaft etwas zurückzugeben, wo sie es braucht“. Der 45-jährige Schulhausmeister Hendrik hat sich zuerst gefragt: „Wie passe ich als Mann da rein?“ Sehr gut, stellte er dann fest, weil eben auch männliche Ratgeber gefragt sind. „Es könnten gern mehr Männer dabei sein.“ Für ihn war neben der Möglichkeit, sinnvoll zu helfen, der Aspekt entscheidend, einmal etwas zu tun, was seiner überwiegend handwerklichen Arbeit sehr fern ist. Jeder lerne hier viel, auch fürs eigene Leben.

Die Teamleiterinnen vom Kinderschutzbund zeigen sich sehr glücklich mit ihren neu gewonnen Kräften und suchen für kommende Ausbildungsrunden weitere Teilnehmende ab 16 Jahren. Finanziell gefördert wird die„ Nummer gegen Kummer“ in Leverkusen übrigens von der Kölner Stiftung „Wunschpunkte für Kinder“, über die einige Kölner Unternehmer im Ruhestand soziale Projekte in ihrer Stadt und im Umland unterstützen. Martina Solbach und ihr Vater Claus Schmidke, die im Vorstand der Stiftung sitzen, sind voll des Lobes für das Leverkusener Projekt, dem sie auch in Zukunft weiter unter die Arme greifen wollen.


So geht die Nummer gegen Kummer

Das Kinder- und Jugendtelefon der Nummer gegen Kummer ist unter 116111 von Montag bis Samstag jeweils von 14 bis 20 Uhr erreichbar. Die Online-Beratung für Kinder- und Jugendliche per Mail und Chat unter www.nummergegenkummer.de.

Das Elterntelefon des Kinderschutzbundes ist erreichbar unter der 0800-1110550, montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr sowie dienstags und donnerstags zusätzlich bis 19 Uhr. 

Eine Helpline Ukraine für ukrainische Kinder, Jugendliche und Eltern steht unter 0800-5002250 montags bis freitags von 14 bis 17 Uhr für Beratungsgespräche zur Verfügung.

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