Kommentar zum SPD-ParteitagTobsucht statt Demut ist nie gut

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Die Delegierten saßen auf Abstand in der Ostermann Arena.

  • Die Leverkusener Sozialdemokraten bekämpfen sich weiter. Unser Autor Frank Weiffen war beim Parteitag dabei und kommentiert den Machtstreit.

Leverkusen – Man könnte in Sarkasmus verfallen, wenn man an jene Szenen denkt, die sich beim SPD-Parteitag abspielten: Mitunter fehlte nur die obligatorische Portion Popcorn, um gebannt dabei zuzusehen, wie sich Mitglieder einer Partei in Sachen Anstand und Contenance nacheinander unterbieten und dem Zuschauer ein gleichsam unwürdiges wie hoch interessantes Schauspiel um Einfluss und Macht – symbolisiert durch Listenplätze – bieten. Ohne Sarkasmus war es indes nicht Erbauung, die sich einstellte, sondern die reine Fremdscham.

Schlechte Verlierer

Denn diejenigen, die am Ende, als die Popcorntüte dann leer war, als Verlierer dastanden, standen nicht allein als Verlierer, sondern als besonders schlechte obendrein da. Egal ob Berghaus, Ippolito oder Pires: Sie alle sahen ihre Felle davonschwimmen, echauffierten sich minütlich zorniger mit markigen Sätzen und zerlegten dadurch wohl ihre politische Zukunft. Rundumschlag und Tobsucht statt Demut. Das hat Politik noch nie gut gestanden.

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Umso besser steht ihr hingegen das, was die Gruppe um Milanie Hengst und Aylin Dogan geschafft hat: Sie vermied aggressive Worte und stellte die Gegenseite nicht bloß. Und sie erweckt glaubhaft den Eindruck, dass es ihr um die Stadt, die Partei als Ganzes und nicht zuletzt um ein geeintes Team hinter dem OB geht.

Sieg demokratisch errungen

Natürlich: Sie als Sieger einer Kampfabstimmung und somit einer zweifelsohne provokanten Aktion müssen sich nun messen lassen an der Ankündigung, Inhalte statt Proporz zu verfolgen. Aber: Sie haben diesen Sieg auf demokratische Weise errungen und sich diese Chance verdient. Es ist gleichzeitig die einzig ernstzunehmende Chance, die diese am Boden liegende SPD noch hat.

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