GesetzesinitiativeApotheker aus Leverkusen schlagen Alarm wegen Lauterbachs Plänen

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Eine Frau holt etwas aus einer Notapotheke ab.

Der Apothekerverband Nordrhein sieht wegen der Gesetzesinitiative von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den Notdienst gefährdet.

Der Bundesgesundheitsminister will unter anderem die Gründung von Filialapotheken erleichtern.

Das Vorhaben von Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister und Leverkusener SPD-Bundestagsabgeordneter, das die Gründung von neuen Apotheken erleichtern sollen, ruft den Apothekerverband Nordrhein auf den Plan. „Das wird die Versorgung in Deutschland extrem verschlechtern“, sagt Klaus Schaefer, Pressesprecher der Leverkusener Apotheker.

Zum Hintergrund: Das Bundesgesundheitsministerium will per Gesetz eine Strukturreform durchsetzen, um die Versorgung mit Apotheken zu sichern, vor allem auf dem Land. Besonders die Gründung von Filialapotheken will Lauterbach erleichtern. Lauterbach schwebt vor, dass nicht mehr zwangsläufig ein approbierten Apotheker vor Ort sein muss. Auch pharmazeutisch-technische Assistenten könnten den Apotheker vertreten und Beratungen anbieten, wenn sie digital an die Hauptapotheke angeschlossen seien. Und: Diese Filialen müssten keine Labore enthalten und keine Not- und Nachtdienste leisten.

Damit bringt Lauterbach die Leverkusener Apotheker gegen sich auf. Dadurch sei der patientennahe Notdienst gefährdet. Denn dadurch würden die Wege zu den Notdiensten immer weiter, auch die Versorgung tagsüber verschlechtere sich.

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Der Apothekerverband schreibt: „Diesen ‚Behelfs-Apotheken‘ fehlt nicht nur ein Apotheker, sondern sie haben auch kein Labor mehr, in dem im Notfall Medikamente hergestellt werden. Beispielsweise dann, wenn pharmazeutische Hersteller nicht mehr liefern können. Das war zuletzt während der Corona-Pandemie so und im letzten Winter bei fehlenden Kindermedikamenten erforderlich.“

Die Apotheken erfüllten mit ihren Nacht- und Notdiensten ihren gesetzlich festgeschriebenen Auftrag: die zuverlässige Versorgung mit Medikamenten. „Notdienste leisten nur die Apotheken vor Ort. Ausländische Versandapotheken können diese wichtige Dienstleistung nicht anbieten.“

Die Lage der Apotheken ist nach Meinung des Apothekerverbandes ohnehin nicht gut. Die wirtschaftliche Lage sei für viele dramatisch, weshalb immer mehr Apotheken schlössen. Der Grund laut Apothekerverband liegt darin, dass die gesetzlich festgelegten, fixen Honorare seit zehn Jahren nicht erhöht worden seien. „Bei der starken Inflation und sprunghaft steigenden Lohn-, Miet-, Energie- und Zinskosten geht den Apotheken wirtschaftlich die Luft aus“, sagt Schaefer.

Der Verband spricht in der Folge von einem sich immer weiter beschleunigenden Apothekensterben. Weniger als 18.000 Apotheken gebe es derzeit in Deutschland, so wenige, wie seit 40 Jahren nicht. Auch im europäischen Vergleich liege man damit weit hinten.

Schaefer: „Jede einzelne Apothekenschließung wirkt sich direkt auf die Versorgungsqualität der Patienten aus.“ Er und seine Kolleginnen und Kollegen hätten zudem mit massiven Lieferengpässen, überbordender Bürokratie und immer höheren Anforderungen der Krankenkassen zu kämpfen. Das mache die Patientenversorgung von Tag zu Tag schwieriger. Erst recht durch den Fachkräftemangel, der sich auch auf seine Branche auswirke.

Schaefer meint, diese Probleme würden von der Bundesregierung nicht genug beachtet. Die Versorgung der Bevölkerung hinge immer mehr am seidenen Faden. Der Verband kündigt weitere Demos und Kundgebungen an: „Die Vor-Ort-Apotheken sind, wie die Notfallaufnahmen der Krankenhäuser und der ärztliche Bereitschaftsdienst, eine tragende Säule in der medizinischen und pharmazeutischen Versorgung und Notfallversorgung.“

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