IHK-VizepräsidentSo will ein Leverkusener Bauunternehmer Ausbildungen attraktiver machen

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Das Baunternehmen A. Otto und Sohn GmbH in Leverkusen-Manfort.

Das Baunternehmen A. Otto und Sohn GmbH in Leverkusen-Manfort.

Die Handwerkskammer Köln verzeichnet in Leverkusen 90 Berufsausbildungsstellen. 

Wer derzeit den beruflichen Einstieg sucht, hat in Leverkusen noch viele Chancen auf einen Ausbildungsplatz: Seit Ende Mai haben im Kreis erst 49 junge Menschen einen Ausbildungsplatz angenommen. Insgesamt haben die Leverkusener Arbeitgeber der Agentur für Arbeit bislang 726 Ausbildungsstellen gemeldet. Für 385 davon hat sich noch keine passende Bewerberin oder kein passender Bewerber gefunden.

Die Handwerkskammer Köln verzeichnet in Leverkusen 90 Berufsausbildungsstellen. Vier davon hat ihr Vizepräsident Rüdiger Otto, Maurermeister und Chef der A. Otto & Sohn GmbH in Leverkusen-Manfort zu besetzen. „Wir suchen stark nach Nachwuchs, da von den Jahrgängen 1958 bis 1964 immer mehr Menschen in Rente gehen“, sagt Otto. Sein Bauunternehmen kämpfe zudem mit rückläufigen Baugenehmigungen und weniger Aufträgen.

Leverkusen: Baubranche geht es gut

„Natürlich brauchen wir Personal, um Dinge umzusetzen. Wir brauchen allerdings auch Projekte, um unsere Leute zu beschäftigen“, sagt Otto. Dennoch ginge es der Branche gut. Die Zahlen der Auszubildenden seien jedes Jahr steigend, auch über die Corona-Pandemie hinweg.

Der Vizepräsident der Handwerkskammer Köln: Rüdiger Otto.

Der Vizepräsident der Handwerkskammer Köln: Rüdiger Otto.

In seiner Rolle als Vizepräsident der Handwerkskammer Köln steht Otto auch im Austausch mit dem Landesschulministerium von Dorothee Feller. Er sehe einen Schritt zur Gewinnung von Auszubildenden nämlich in einer Anpassung des Bildungssystems.

„Abitur ist eben nicht für alle das richtige. Wenn man beispielsweise Ingenieur werden will, dann ist es aus meiner Sicht der beste Weg, zuerst eine Ausbildung zu machen, und wenn man dann das Fachabitur schafft, zu studieren. Da bekommt man einen viel besseren Einblick ins Ingenieurwesen und ein viel besseres Verständnis für die pragmatische Umsetzung von Bauprojekten“, sagt Otto.

Zusätzlich müsse das Handwerk weiterhin einen besseren Stellenwert bekommen. Otto hat die Erfahrung gemacht, dass Eltern „sich oft einmischen und ihren Kindern empfehlen, sich die Hände nicht auf dem Bau schmutzig zu machen“.

Otto schlägt Verkürzung der Berufsschulzeit vor

Die meisten jungen Menschen haben, so Otto, vor den ersten Praktika keinen Kontakt zum Berufsleben. „Man muss schon Interesse wecken. Woher soll das denn sonst kommen? Praktika sind schon ein guter Einblick, aber da sollte in der Schule gezielter orientiert werden“, sagt Otto.

Bei kleineren oder größeren Berufsorientierungsveranstaltungen begeisterte Leute an Schulen zu finden, sei, so Otto, ein „sehr schwieriges Unterfangen“. Er wünscht sich dazu eine engere Zusammenarbeit mit den Schulen, sodass bei höheren Bildungsniveaus auch die dreijährige Zeit der Berufsschule verkürzt werden könne.

Insgesamt haben sich laut Arbeitsagentur im Kreis Leverkusen 851 junge Menschen auf einen Ausbildungsplatz beworben. Fast jeder dritte Bewerber hat eine (Fach-) Hochschulreife, während nur jeder Fünfte einen Hauptschulabschluss hat. Mit knapp 40 Prozent kommen die meisten Bewerberinnen und Bewerber mit einem Realschulabschluss.

Derzeit habe Rüdiger Otto in seinem Betrieb jede Woche drei Praktikanten. Daraus haben sich nun schon zwei Kandidaten für den Ausbildungsbeginn ab August ergeben. Er würde gerne vier einstellen, vielleicht fünf, aber ihm sei viel wichtiger, dass „egal ob die Noten nicht stimmen, das handwerkliche Geschick da ist oder andersrum. Man sollte schon ein gewisses Talent und eine Leidenschaft mitbringen“.


Schwerpunkt Ausbildung: Betriebe und Unternehmen fast aller Branchen sind auf der Suche nach Nachwuchs. Trotzdem bleiben viele Ausbildungsstellen unbesetzt, auch in Leverkusen. Wir befassen uns einmal näher mit dem Ausbildungsmarkt in der Stadt und stellen in loser Folge Azubis und ihre Berufe vor.

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