Beim Kneipenquiz im Notenschlüssel ging es um mehr als nur richtige Antworten.
Gegen EinsamkeitWiesdorfer Christuskirche bringt Bibel, Bier und Begegnung zusammen

Am Donnerstagabend quizzte die evangelische Gemeinde gegen Einsamkeit.
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Pfarrer Eckert und Pfarrer Prößdorf am Tresen, Bier statt Wein und Kneipenquiz anstelle einer Predigt – mit einem unterhaltsamen Abend setzt die Christuskirche ein Zeichen gegen Einsamkeit und bringt das Evangelium dorthin, wo Menschen sich begegnen: in die Kneipe. Der Wiesdorfer Notenschlüssel veranstaltet traditionell einmal im Monat ein Kneipenquiz. Auch die Christuskirche hat in der Vergangenheit bereits mehrfach mit der Kneipe kooperiert – etwa beim Aschermittwochsgottesdienst oder bei einer Whiskeyverkostung.
Zu der diesjährigen Aktionswoche der evangelischen Gemeinde passt die Kneipe ideal: „Die Kneipe ist der niederschwelligste, sozialste Ort. Sie ist der gesellschaftliche Ort, um nicht allein zu sein“, so Eckert. Hier sollen die Leverkusenerinnen und Leverkusener am Donnerstag aber nicht nur einen Abend in Gemeinschaft verbringen, sondern gleichzeitig auch neue Menschen kennenlernen.
Zu jeweils fünf Bibelfragen diskutieren Kleingruppen gemeinsam, dann wechselt man zu Bob Marleys „Get Up Stand Up“ die Teampartner. Dieses Konzept ist auch für den Notenschlüssel neu. Dass man beim Quiz neue Gruppen bilde, sei auch in 13 Jahren Notenschlüssel eine Premiere, sagt Inhaber Gerhard Zech. „Slow Dating“ nennt Siegfried Eckert die Idee dahinter. „Es ist eigentlich eine Ironie des Speed-Datings – hier hat man Zeit, sich ein bisschen kennenzulernen, wenn man gemeinsam über Bibelfragen diskutiert“, erklärt er und ist gespannt, ob sich alle auf die Begegnung einlassen.
Gemeinsame Ratlosigkeit beim Bibelquiz schweißt zusammen
Um 20 Uhr singt sich die Kneipengemeinde erst einmal – begleitet von Detlev Prößdorf am Klavier – warm und wiederholt die zentralsten Bibelfiguren, von Adam über Abraham bis Jesus Christus. Wer sich von der Schlange verführen lassen hat, ist für die Kneipengänger noch leicht zu beantworten. Quizfragen wie „Wie hieß der Typ, der bei einer Predigt des Paulus eingeschlafen und aus dem Fenster gefallen ist?“ sind allerdings eher gehobene Klasse. Doch genau das ist wohl das Schöne am Kneipenquiz: Die gemeinsame Unwissenheit schweißt die Teampartnerinnen und -partner zusammen.
„Ich habe sonst immer eine gute Intuition, aber die versagt hier komplett“, hört man von einem Tisch. In einer anderen Gruppe werden vorab grundsätzlichere Fragen geklärt: „Aber war Mose nicht der, der das Meer geteilt hat?“ Gemeinsam werden Strategien entwickelt, wie man bei vollkommener Ahnungslosigkeit doch noch gewinnen könnte: „Melchisedek ist kein Name, den man sich ausdenkt“ oder „Immer, wenn Mose kommt, ist es Mose“.
Das Schönste, was wir gewonnen haben, sind nette Menschen
Der Druck, gut abschneiden zu wollen, verschwindet bei diesen Fragen schnell und am Ende gibt es für alle weiße Marshmallow-Kirchenmäuse. „Alle gewinnen heute – das ist gut evangelisch“, meint Pfarrer Eckert. Für die ersten drei Plätze gibt es trotzdem noch einen Extrapreis: eine Luther-Spielfigur, einen Weißwein und eine Luther-Bibel.
Und so scheinen alle von dem Kneipenabend gegen die Einsamkeit begeistert zu sein. „Ich finde es toll, dass unsere Pfarrer die Initiative ergriffen haben. Ich habe auch eine eingestaubte Kirche kennengelernt, diese beiden Pfarrer sind modern, locker, leger“, freut sich ein Gemeindemitglied. Und am Ende sind sich die Quizspielerinnen und -spieler alle einig: „Das schönste, was wir gewonnen haben, sind nette Menschen“ – und das ist wohl auch ein Gewinn für die Woche gegen Einsamkeit.