Leverkusener genießen das Wochenende zwischen Elchseife und Handwerkskunst der Sámi.
Nordischer WeihnachtsmarktEin bisschen winterliches Skandinavien in Leverkusen

Nordischer Weihnachtsmarkt im Neulandpark: Melanie Knizia-Pawolka hat in Lappland gelernt, Sami-Armbänder zu knüpfen.
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Armin Kühler weiß natürlich, was die Menschen an seinem Markt mögen. Er muss es wissen, schließlich war es seine Idee, vor inzwischen mehr als 20 Jahren im Neulandpark in Wiesdorf einen Weihnachtsmarkt auf die Beine zu stellen, der sich von anderen deutlich unterscheidet. „Die Luftigkeit macht den Markt aus.“ Was er meint: Der nordische Weihnachtsmarkt ist nicht so beengt wie viele andere. Ein großer Vorteil ist das, den der Neulandpark bietet.
60 Aussteller sind in diesem Jahr wieder dabei. Mehr sollen es auch nicht werden, sagt Kühler. „Wir wollten nicht immer höher und weiter“, sagt er. Platz wäre zwar genügend da, aber dann gehe das, was er mit „Luftigkeit“ beschreibt, verloren. Fünf Euro kostet der Eintritt pro Erwachsenen. Die Gesamtkosten für den Nordischen Weihnachtsmarkt belaufen sich alles in allem auf etwa 50.000 Euro. Und die Standgebühr der Händlerinnen und Händler finanziere davon nur einen eher kleineren Teil, sagt der Organisator. Deshalb sei der Eintritt notwendig. Glücklicherweise bleibe auch jedes Jahr etwas übrig, womit der Förderverein des Neulandparks neue Dinge anschaffen könne. In diesem Jahr seien das zum Beispiel Mülleimer und ein Sonnensegel gewesen. Gerade in Zeiten klammer Stadtkassen sei das unerlässlich, sagt Kühler.

Carina und Thomas Hohn sind mit ihren Kindern Louisa (7), Jonathan (6) und Zoey (3) aus Hennef gekommen, sie schätzen vor allem das weitläufige Gelände.
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Dass sein Konzept aufgeht, sieht auch Familie Hohn so. Mutter Carina und Vater Thomas sind mit ihren Kindern Louisa (7), Jonathan (6) und Zoey (3) aus Hennef gekommen, zum zweiten Mal. „Hier ist alles was anders als sonst wo“, sagt Carina Hohn. Vor allem schätzt sie das Angebot für ihre Kinder. Und dass sie Platz hätten, um herumzulaufen. Für sie und ihren Mann sei der Markt vor allem „gemütlich“. Was die Händlerinnen und Händler anböten, sei für sie gar nicht so entscheidend. Vielmehr gehe es um den Gesamteindruck.
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Dabei ist das, was die 60 Kunsthandwerker und Gastronomen durchaus besonders. Alles hat irgendwie mit Skandinavien zu tun. Der Markt ist, wie Armin Külhler erklärt, übrigens ein Ausläufer der Landesgartenschau. Damals, 2004, sei er nämlich für das finnische Dorf zuständig gewesen. Daraus habe sich das dann entwickelt, sagt der bekennende Skandinavien-Experte und -Fan.
Schon mehrere Male dabei war Melanie Knizia Pawolka aus Köln. Sie habe vor 15 Jahren in Lappland bei den Sámi oder Samen, dem indigenen Volk Lapplands, deren besonderes Kunsthandwerk gelernt. Eine deutsche Übersetzung für die Kunst, die Sami-Armbänder herzustellen, gebe es nicht wirklich, sagt sie. „Zinndrahtschmuck“ treffe es vielleicht. Die handgesponnenen Schmuckstücke könne man in Deutschland ansonsten nicht kaufen. „Jedes Armband ist ein Unikat“, sagt sie. Zwischen zwei und sechs Stunden sitzt sie an einem.

Sabine und Detlef Schulz leben seit 17 Jahren in Schweden und machen dort fast alles selbst.
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Sie sei neun Jahre mit einem Schweden zusammen gewesen, und bei Wanderungen in Sapmi, dem Land der Samen, habe sie das Kunsthandwerk entdeckt und sofort wissen wollen, wie das gehe. Sie sei häufig auf Märkten unterwegs, die Wert auf Kunsthandwerk legten. Viele nordische Weihnachtsmärkte gebe es nicht. Und in Leverkusen schätze sie auch den Veranstalter.
Nach zwei Jahren Pause sind auch Sabine und Detlef Schulz wieder dabei. Sie verkaufen in ihrer Hütte Produkte aus Elchfett. Vor allem Seife. Das bekomme sie von den Jägern, sagt Sabine Schulz. Denn sie und ihr Mann leben inzwischen seit 17 Jahren in Schweden. „Ein ganz anderes Leben“, sagt sie. Die beiden machen vieles selbst, nicht nur Pflegeprodukte. Detlef Schulz baut auch Kanus und Blockhäuser, er hat seiner Frau eine Holzbadewanne gebaut.
Leverkusen: Elchfettseite in Merinowolle
Die Seifen stellt Sabine Schulz selbst her. Es gibt zwar Bücher mit Rezepturen dafür, mit denen sie arbeite, aber sie mache das inzwischen seit so vielen Jahren, dass sie auch selbst experimentiert. Sie mischt dem Elchfett andere Fette und Öle bei, führt zum Beispiel Heilerde hinzu. Alles hautfreundlich, wie sie sagt.
Ein Hingucker sind die bunten Seifen an ihrem Stand. Allerdings ist nicht die Seife bunt, sondern die Merinowolle, mit denen die Seifenstücke umwickelt sind. Sabine Schulz erklärt, was dahinter steckt: Nimmt man die Seifen in der Wolle mit unter die Dusche oder in die Wanne, trete, wenn man sie kräftig schrubbt, viel Schaum hervor. Und der sei ganz weich auf der Haut und gebe „ein Peelinggefühl“. Und: Die Seife halte ewig, wenn man sie trockne, sehe sie genauso aus wie vorher – der Wolle sei Dank.

