Neuer Alltag in LeverkusenKeine Aufschieberitis, jetzt werden Baustellen angegangen

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Garten_Symbolbild

Unsere Autorin nimmt in der Corona-Zeit endlich ihren verwilderten Garten in Angriff.

  • Viele Menschen leiden unter Aufschieberitis - auch unsere Autorin.
  • Der verrostete Bulli, ein wilder Garten und chaotischer Keller. Corona bringt auf den Tisch, wovor sie sich lange gedrückt hat.
  • Jetzt geht sie ihre Baustellen an. Es hetzt ja niemand mehr.

Leverkusen – Meine bessere Hälfte und ich sind Profis. Profis darin, Dinge, die wir nicht leiden können und die uns lästig sind, vor uns herzuschieben. Da scheinen wir kein Einzelfall zu sein, denn dafür gibt es in der Wissenschaft sogar einen beeindruckenden Fachbegriff: Prokrastination. Prokrastinations-Profis also. So haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Baustellen angesammelt.

Zum Beispiel ein latent vernachlässigter Garten – denn, ja: Ein wenig Grün vor der Haustür ist wunderbar. Sich jedoch durch hüfthohe Brombeeren und Brennnesseln zu kämpfen und sich dabei noch ein paar Zecken einzufangen, entsprach bisher nicht unserer Vorstellung von einer entspannten Freizeitgestaltung. Ferner das in die Jahre gekommene Häuschen, das dringend etwas Aufmerksamkeit verdient hätte. Der Urlaubs-Bulli würde sich außerdem über eine ausgiebige Rostvorsorge und eine neue Frontscheibe freuen.

Unser Garten wird endlich zum Freund

Und dann wären da noch der chaotische Keller und all die anderen Sachen, um die wir uns bisher erfolgreich drücken konnten. Kurzum: Wir fanden immer eine Ausrede, um etwas Anderes zu machen als das, was eigentlich gerade wichtig oder sinnvoll gewesen wäre. Für den Moment fühlte sich das dann immer ganz gut an, endete jedoch schnell in der Feststellung, dass unser Leben bis ans Ende unserer Tage eine gigantische Ansammlung von nicht abgeschlossenen Baustellen sein würde und wir eigentlich nur noch Schadensbegrenzung betreiben könnten. Dann kam das Coronavirus und führte zu einer Art Vollbremsung.

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Ein paar Tage brauchte es, bis wir verstanden hatten, was los war. Und irgendwie hat sich die Einstellung zu unseren Dauerbaustellen seither verändert. Der Garten ist zwar immer noch nicht unser Freund. Aber ich würde wetten, wir sind auf dem besten Wege dahin. Wir haben ein seit Langem geplantes Hochbeet aus alten Paletten gebaut, in zahlreichen Töpfen Gemüse gesät und den Zaun teilweise erneuert.

Der Druck ist raus - wir können eh nirgendwo hin

Und das alles ganz in Ruhe. Es hetzt ja niemand, denn: Wir können ja sowieso nirgendwo hin. Auch der Bulli wird langsam in Angriff genommen, Lack und Frontscheibe sind schon da, und es stellt sich ein völlig neues Gefühl ein: Der Druck ist weg und die Liste der Baustellen macht mir plötzlich keine Angst mehr.

So wurschteln wir nun vor uns hin und haben schon fast Mitleid mit den Menschen, die nicht zig Baustellen ihr Eigen nennen dürfen. Denn eines ist klar: Ob man mit den Händen in der Erde wühlt, am Bulli schraubt oder den Keller neu organisiert: Corona ist in diesen Momenten ganz weit weg.

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