Hans Klose hat seit 1969 in elf Wahlperioden ununterbrochen dem Stadtrat angehört. Jetzt beendet er sein langes kommunalpolitisches Engagement.
Nach 55 Jahren im StadtratHans Klose möchte im Leverkusener Stadtwald spazieren gehen

Hans Klose im Garten seines Bürriger Hauses
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Eines ist sicher: Hans Klose ist kein Machtmensch. Keiner, der politische Seilschaften bildet oder für sich nutzt, um seine Karriere im Rathaus zu befördern. Das sagt er auch so. Und das ist wohl einer der Gründe dafür, warum der Sozialdemokrat 1994 zwar Oberbürgermeister-Kandidat seiner Partei war, das Büro des Oberbürgermeisters im Rathaus in Wiesdorf aber nach der Wahl nicht bezog. Obwohl seine Partei damals gute Chancen gehabt hätte, für Klose als Oberbürgermeister im Stadtrat eine Stimmenmehrheit zu bekommen.
Bis zu dieser gescheiterten Kandidatur vor 31 Jahren war es schon ein langer Weg für den überzeugten SPD-Mann. Doch jetzt, drei Jahrzehnte und einen weiteren langen Weg später, betont er im Gespräch: „Es gab nie Momente in der Kommunalpolitik, in denen ich dachte: Ich habe keine Lust mehr.“ Diese Lust an der politischen Auseinandersetzung ist immer noch da. Aber Klose ist 83 Jahre alt. Für den neuen Stadtrat, der sich Anfang November konstituieren soll, hat er nicht mehr kandidiert.
Geboren in Sarajevo, nach dem Krieg aufgewachsen in dem Hunsrück-Dorf Oberkleinich, kam Klose als 14-Jähriger bei der Kronenbrauerei, die damals in Leverkusen einen Standort hatte, in die Lehre als Industriekaufmann. Während der Lehre trat er in die Jusos ein, was gewissermaßen familiär bedingt war. Seine Tante, mit der er zeitweise aufwuchs, war „sozialistisch geprägt“, so Klose. Ihm selbst hingegen sei schon als junger Mensch klar gewesen: „Einmischen ist wichtig, Demokratie lebt nicht von uninteressierten Menschen.“
Einmischen ist wichtig, Demokratie lebt nicht von uninteressierten Menschen.
Also engagierte er sich bei den Jusos. Dass er dann als 27-Jähriger für den Stadtrat kandidierte, war irgendwie gar keine Frage. Mit der Kommunalwahl am 6. November 1969 wurde er erstmals Ratsherr seiner Partei.
Tagsüber arbeitete Klose – damals schon mit seiner Frau Christel verheiratet, die er als Jugendlicher auf einem Tanzfest im Hunsrück kennengelernt hatte – zum Beispiel bei der Gerling-Versicherung in Köln als Bilanz-Analytiker. Abends ging der Volksschulabsolvent in den 60er-Jahren erneut in die Schule, machte erst seine Mittlere Reife nach und nahm im gleichen Jahr, in dem er erstmals in den Stadtrat kam, ein Studium auf. Zudem machte Klose Politik in Ausschuss- und Ratssitzungen.
Klose über den Zeitgeist in der Leverkusener SPD Ende der 60er-/Anfang der 70er-Jahre: Die SPD unter ihrem Oberbürgermeister Wilhelm Dopatka „wollte diese Stadt zu einer richtigen Stadt machen, was sie ja nicht war“. Einen Monat vor der 69er-Kommunalwahl wurde die City C eingeweiht. Die gedachte neue Mitte Leverkusens stand, jetzt musste sie sich nur noch mit Leben füllen.
Die SPD wollte diese Stadt zu einer richtigen Stadt machen, was sie ja nicht war.
„Der Plan war: Wir implantieren ein Herz und alles drumherum wird sich richten. Aus der damaligen Perspektive war das richtig für Wiesdorf.“ Das mit dem künstlich implantierten Herz erwies sich jedoch schon wenige Jahre später als Fehleinschätzung. Klose machte in der Fraktion recht rasch Karriere trotz des fehlenden Hangs zum Taktieren. Von 1978 bis 1983 war er Fraktionschef der Partei im Rat.
Doch dann packte ihn nochmal die ausgeprägte Wissbegier, er trat in der Partei in die zweite Reihe und untersuchte in einem Promotionsstudium Aspekte des Lebens von Bayer-Generaldirektor Carl Duisberg. Natürlich neben dem Broterwerb – er war mittlerweile Hauptschullehrer an der Küppersteger Schule Kerschensteiner Straße – und neben der politischen Arbeit im Rat.
1994 dann der parteiinterne Streit um die Frage, wer Oberbürgermeister nach der Kommunalwahl wird. Klose: „Ich sehe das nicht als Niederlage.“ Er sei dem damaligen SPD-Bundestagsabgeordneten aus Leverkusen, Johannes Singer, in herzlicher Abneigung verbunden gewesen. Singer war einer dieser Seilschafts-Männer, die Klose ablehnt.
Ich sehe das nicht als Niederlage.
Und Singer unterstützte den damaligen Oberstadtdirektor Walter Mende an Kloses Stelle. „Mich hat selbstverschuldete Unmündigkeit immer gestört. Und die haben Sie, wenn Sie in einer Seilschaft stecken“, argumentiert er mit Kant gegen politisches Netzwerken zum Erreichen seiner Ziele.
Klose wurde 1994 dann als ehrenamtlicher Bürgermeister einer der Stellvertreter Mendes. Ein Amt, das er 2002 erneut für zwei Jahre innehatte. Neben seiner Arbeit im Mieterverein der Stadt, dem er von 1983 bis 2009 26 Jahre vorstand. Auch den Mieterverein NRW führte er von 2000 bis 2007 als Vorsitzender.
Und jetzt? Was wünscht sich Hans Klose zum Ausscheiden aus dem Rat? „Ich wünsche mir, dass die Stadt den Bürgerbusch in ihren Besitz bekommt und daraus einen Stadtwald macht, der auch Wald bleibt.“ Dem künftigen Stadtrat wünscht er, „dass wir uns bei jeder unserer Entscheidungen fragen, ob wir jenen, denen es hier am schlechtesten geht, einen Gefallen damit tun“.
In einer ersten Fassung des Artikels hatten wir dem früheren SPD-Bundestagsabgeordneten aus Leverkusen, Johannes Singer, irrtümlich den Vornamen Hartmut gegeben.