Kampf um TrafosSo ging die Evakuierung im Klinikum vonstatten

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Nächtlicher Kampf um den letzten trockenen Trafo im Klinikum: Mit diesem Wasserstand hatte niemand gerechnet.

Nächtlicher Kampf um den letzten trockenen Trafo im Klinikum: Mit diesem Wasserstand hatte niemand gerechnet.

Leverkusen – Hans-Peter Zimmermann hörte einen lauten Knall, dann kam eine Dampfwolke und gleich darauf eine zweite Explosion. Damit war die Stromversorgung des Klinikums Leverkusen dahin. „Dann sprangen zum Glück direkt die Notstromgeneratoren an“, erzählt der Geschäftsführer von der dramatischen Nacht. Drei Wege der Stromversorgung hat das Klinikum für die Krisensicherheit: Neben dem normalen Netz die Versorgung über die Generatoren und an kritischen Stellen wie der Intensivstation noch einen batteriebetriebenen Puffer.

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„Alle drei sind uns in der Zentrale kaputt gegangen“, klagt Zimmermann. Obwohl die Feuerwehr frühzeitig mit großem Gerät und starken Pumpen angerückt war: Die Dhünn war stärker. „Das zweite Untergeschoss steht noch jetzt bis zur Decke voll Wasser“, sagt Zimmermann am Donnerstagmittag.

Entlassungsbriefe von Hand

Noch in der Nacht wurden 15 Erwachsene und zwölf Kinder, darunter ein Säugling, in umliegende Krankenhäuser verlegt. Am frühen Morgen war klar: Alle 468 Patienten müssen aus dem Krankenhaus. Etwa 200 konnten, teilweise vorzeitig, entlassen werden. Auch das eine Mammutaufgabe ohne Strom und EDV. „Die Kollegen haben nachts um vier angefangen, Entlassungsbriefe von Hand zu schreiben“, erzählt Zimmermann. Viele Entlassene wurden im Laufe des Donnerstags von Angehörigen abgeholt, auch Taxen fuhren reihenweise vor.

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Hilfe bot das Evangelische Krankenhaus Bergisch Gladbach an, das weitgehend von dem Unwetter verschont geblieben ist. Unter anderem hier werden Patienten aus Leverkusen aufgenommen. Den Transport versucht Zimmermann weitestgehend privat zu organisieren, damit die Feuerwehr nicht noch mehr Hilfsanfragen auf ihre lange Liste bekommt. „Bei vier Frühchen, die im Inkubator transportiert werden müssen, mussten wir aber doch Hilfe anfragen“, sagt Zimmermann, der diese für die Kleinsten natürlich bekam.

Planung weit übertroffen

Dass das Hochwasser das Klinikum so schwer treffen könnte, hatte er nicht erwartet: „Allen Planungen liegt das sogenannte 100-jährige Hochwasserereignis zugrunde“. Was am Mittwoch über Schlebusch hereinbrach, überstieg diesen Wert deutlich.

Wann Stromversorgung und Klinikumsbetrieb wieder aufgenommen werden können, ist unklar. Bis einschließlich nächsten Dienstag müssen Operationen, Behandlungen, Untersuchungen und Termine abgesagt werden. Am Donnerstag standen die beschädigten Trafos noch im tiefen Wasser.

Auch das St. Remigius Krankenhaus Opladen und das St. Josef Krankenhaus Wiesdorf übernehmen Patientinnen und Patienten aus dem Klinikum. Im St. Remigius Krankenhaus wurden im Laufe des Donnerstagnachmittags 31 und im St. Josef Krankenhaus zehn stationäre Patientinnen und Patienten aufgenommen.

Die Leitstelle fährt zudem nur noch die Notaufnahme/Zentrale Aufnahmeeinheit des St. Remigius Krankenhauses an, womit diese zur einzigen Anlaufstelle für Notfallpatientinnen und -patienten aus Leverkusen wird.

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