Neuer Stadtarchivsleiter„Die Corona-Maßnahmen sind jetzt schon historisch“

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Der 40-jährige Julius Leonhard ist neuer Leiter der Stadtarchivs. Er will unter anderem die Digitalisierung vorantreiben.

Der 40-jährige Julius Leonhard ist neuer Leiter der Stadtarchivs. Er will unter anderem die Digitalisierung vorantreiben.

Leverkusen – Dass Julius Leonhard Historiker mit Leib und Seele ist, merkt man an der Art, wie er über die Ewige Stadt schwärmt: „Wer einmal in Rom war, weiß, was Geschichte ist.“ Die hat der 40-Jährige auch von seinem Vater, der selbst Historiker war, vermittelt bekommen – im Urlaub habe es immer viel Kulturprogramm geben, erinnert sich Leonhard schmunzelnd. Seit Anfang des Jahres ist er der neue Leiter des Stadtarchivs in Leverkusen und tritt damit in die Fußstapfen von Gabriele John, die das „Gedächtnis der Stadt“ 20 Jahre lang geleitet hat.

Nun ist der gebürtige Passauer verantwortlich für die „Formierung der stadtgeschichtlichen Überlieferung“, das habe ihn gereizt, sagt er. Leonhard hatte zuvor am Universitätsarchiv der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gearbeitet – die Unterschiede zu einem Stadtarchiv sind beträchtlich. „Es sind ganz andere Zielgruppen, ins Stadtarchiv kommen mehr Schüler oder auch Senioren.“ Auch gebe es in einem Stadtarchiv mehr familiengeschichtliche Fragestellungen oder Forschung zu Häusern oder Wohnungen – oder eben zur Stadtgeschichte.

Das Archiv soll digital werden

Großes Zukunftsprojekt wird die Digitalisierung sein. Wie bereitet man Dokumente auf, damit sie in 200 oder 300 Jahren noch lesbar seien, benennt Julius Leonhard eine der Fragestellungen. „Wir sind noch relativ am Anfang“, räumt er ein. Auch die Zusammenarbeit mit den Leverkusener Geschichtsvereinen und anderen Akteuren steht auf seiner Agenda, erste gemeinsame Projekte wurden bereits angedacht. Auch will der 40-Jährige die lokalen Bestände in überregionalen Online-Portalen wie „Archive-nrw“ oder im „Archivportal-D“ noch sichtbarer machen.

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In der Anfangszeit muss sich der promovierte Historiker, der auch Jura studiert hat, mit den Strukturen, den Kolleginnen und Kollegen und dann natürlich auch mit den Beständen vertraut machen. Doch eigentlich ist er schon mittendrin: Er ist sich bewusst, dass das, was die Gesellschaft in Leverkusen aktuell in der Corona-Krise erlebt, auch später im Archiv landen wird. Dass sich Corona-Schutzverordnungen später zwischen anderen Dokumenten werden finden lassen.

„Die Corona-Maßnahmen, die die Stadt ergreift, sind jetzt schon historisch“, betont Leonhard. Was nicht mit „alt“ gleichzusetzen sei, sondern mit „historisch wertvoll“. In Leverkusen war der neue Archivleiter bislang nur bei beruflichen Ausflügen gewesen, aber hat zumindest schonmal das Bayerwerk und die BayArena kennengelernt.

Doch er hat auch einen persönlichen Bezug entdeckt: Leonhards Großmutter, die aus der Eifel stammt, soll zwei, drei Jahre auf das Marianum in Opladen, auf die ehemalige Mädchenschule, gegangen sein. Da muss er aber noch weiter forschen, erklärt er. Aber dafür ist er ja jetzt am richtigen Ort.

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