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Drei Paare und viele offene RechnungenStudiobühne Leverkusen lädt zum „Pärchenabend“ ein

Lesezeit 4 Minuten
Anne (Martina Dolle) und Georg (Stephan Schindler) spielen ein voneinander genervtes Ehepaar.

Anne (Martina Dolle) und Georg (Stephan Schindler) spielen ein voneinander genervtes Ehepaar.

Drei weitere Termine für den „Pärchenabend“ sind noch geplant.

Drei Paare, ein Abend, viele offene Rechnungen: Mit der Beziehungskomödie „Pärchenabend“ von Alexandra Maxeiner bringt die Studiobühne Leverkusen eine Inszenierung auf die Bühne, die den Nerv der Zeit trifft – und das Publikum mit einer Mischung aus feiner Ironie, pointiertem Witz und leiser Melancholie für zwei Stunden in den Bann zieht.

Das Setting ist vertraut: Drei Paare, die sich seit Jahren kennen, treffen sich zum gemeinsamen Abendessen. Was als gesellige Runde beginnt, ist längst zur Bühne für unausgesprochene Konflikte, alte Verletzungen und neue Sehnsüchte geworden. Simon H. Kappes, der die Inszenierung verantwortet, betont: „Ich wollte ein Stück machen, das eine gewisse Relevanz hat, aber die Leute nicht noch fertiger macht, als sie es ohnehin schon sind“. Gewalt, Eskalation, harte Dramatik – all das hat er bewusst ausgespart. Stattdessen gibt es Wein, Karotten, Tischdecken und vor allem: jede Menge Gesprächsbedarf.

Wo sind eigentlich unsere Freiräume geblieben?“
Birgit, gespielt von Barbara Heidloff

Das Licht geht aus, die Bühne liegt im Dunkeln. Birgit, gespielt von Barbara Heidloff, sitzt Karotten schälend am Tisch. Dann kommt ihr Mann Steffen, gespielt von Robin Ebneth, nach Hause. Beide sind müde, der Alltag hat sie im Griff. Die Freunde werden gleich kommen, doch die Stimmung ist alles andere als entspannt. Die Dialoge sind knapp, laden sich mit unausgesprochenen Vorwürfen auf. „Wo sind eigentlich unsere Freiräume geblieben?“, fragt Birgit leise. Steffen weicht aus. Es sind diese kleinen, scheinbar banalen Szenen, in denen das Stück seine größte Kraft entfaltet. Die Zuschauer erkennen sich wieder: Zwischen Arbeit, Haushalt und Verpflichtungen bleibt oft wenig Platz für Nähe und Zärtlichkeit.

Matze (Michael Göttsche) und Ute (Sabine Lüer) sind frisch verliebt.

Matze (Michael Göttsche) und Ute (Sabine Lüer) sind frisch verliebt.

Ganz anders das zweite Paar: Matze (Michael Göttsche) und Ute (Sabine Lüer) sind frisch zusammen, zumindest offiziell. Matze, gerade erst getrennt, hat sich schnell wieder gebunden – auch, um am Pärchenabend nicht allein dazustehen. Ute war fünf Jahre lang die Geliebte eines Mannes, der seine Frau nie verlassen wollte. Ihre Beziehung ist noch jung, doch die Vergangenheit sitzt mit am Tisch. Ute kokettiert mit ihrem „Sternzeichen Dramaqueen“, Matze hingegen ist konfliktscheu. „Ich freue mich nicht auf den Abend“, gesteht er. Ute will nicht, dass er ihre Freunde kennenlernt. Ein Paar, das noch sucht, was es eigentlich verbindet.

Alte Wunden, neue Wahrheiten

Das dritte Paar, Anne (Martina Dolle) und Georg (Stephan Schindler), bringt die größte Sprengkraft mit. Anne will eigentlich gar nicht kommen, nur Georg zuliebe sagt sie zu. Dieser hat eine Rechnung offen – mit Steffen, dem er eine Mitschuld am Unglück von Mona (Matze Exfreundin) gibt. „Heute will ich die Wahrheit wissen“, sagt er entschlossen. Die Atmosphäre ist angespannt, das Misstrauen groß. Es ist das klassische Drama: Die Vergangenheit lässt sich nicht abschütteln, sie drängt sich immer wieder in den Vordergrund.

Was als harmloser Pärchenabend beginnt, entwickelt sich schnell zum Minenfeld. Es wird gestritten – über Tischdecken, Karotten, alte Geschichten. Es wird gelacht, geschwiegen, getrunken. Die Dialoge sind pointiert, oft bitter-komisch. Regisseur Kappes gelingt es, die Balance zwischen Komödie und Tragödie zu halten. „Eigentlich sind das alles traurige Beziehungen“, sagte er. „Das, was fehlt, ist, dass die Paare kein Klartext miteinander reden.“ Und so taumeln die Figuren durch den Abend, jeder mit seinem eigenen Gepäck, jeder auf der Suche nach Nähe, Verständnis, vielleicht sogar Versöhnung.

Das Publikum in der Studiobühne Leverkusen ist begeistert. Es wird viel gelacht, aber auch nachdenklich geschwiegen. Die Schauspieler überzeugen in ihren Rollen, geben den Figuren Tiefe und Glaubwürdigkeit – kein Wunder, dass das Stück so gut bei den Leverkusenern ankommt. Bereits jetzt sind die Vorstellungen bis zum 13. Juli sind nahezu ausverkauft, doch nach der Sommerpause gibt es Nachschlag: Drei weitere Termine sind bereits geplant: Samstag, 23., Sonntag, 24., und Sonntag, 31. August, jeweils um 18 Uhr. Karten kann man auf der Internetseite der Studiobühne kaufen. Und im Herbst steht das nächste Jubiläum an – mit einer neuen Produktion.