Prozess gestartetBürriger soll Grundschulfreundin von Sohn missbraucht haben

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Landgericht Köln

Leverkusen – Sie wohnten Haus an Haus, Garten an Garten: Ihre Kinder Sophie und Marc (alle Vor- und Nachnamen geändert) waren sogar etwas ineinander verliebt, mit „Herzchen malen“ und allem drum und dran: Die Frenzels und die Matuseks führten eigentlich eine gute Nachbarschaft in Bürrig. Sophie übernachtete mehrfach bei Marc: Was sie über eine Nacht erzählte, führte allerdings dazu, dass der 47-jährige Familienvater Frenzel sich seit Freitag vor dem Landgericht Köln verantworten muss. Es steht der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs im Raum.

In Köln sagten am Freitag die Eltern der mittlerweile neunjährigen Sophie und die Freundin der Mutter aus, deren Tochter Lotta mit Sophie und Marc in eine Klasse geht. Die Mutter des Opfers: Nervös, aufgeregt. Sie hat eine schwierige Zeit hinter sich. Arbeitslos, alkoholkrank, Entziehungskur, die 36-Jährige deutet an, dass sie selber Missbrauchserfahrungen gemacht habe. Sie sei durch die Suchterkrankung viel mit sich selbst beschäftigt gewesen, räumt sie vor Gericht ein.

Bonbon als „Belohnung“

Nach besagter Nacht (und womöglich mehreren Nächten), wo ihre Tochter beim Nachbarsjungen übernachtet hatte, soll ihr die Tochter von Vorkommnissen erzählt haben: Sie soll mit Marcs Vater ein „Spiel“ gespielt haben (als „Belohnung“ gab es einen Bonbon), sich häufig auf seinen Schoß setzen müssen, nachts habe sie das Gefühl gehabt, etwas in der Hand zu haben, es habe unerklärliche Flecken auf dem Schlafanzug gegeben.

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Erst Ende des Jahres wurde ein Mann aus Steinbüchel wegen Missbrauchs zu neun Jahren Haft verurteilt.

Die Mutter von Sophies Schulfreundin Lotta: Geistesgegenwärtig. Als sie sowohl von Sophies Mutter wie auch von Sophie selbst von den „komischen“ Dingen erfährt, sei sie zwar unsicher gewesen, wie sie reagieren soll, sagt sie vor Gericht aus. Die beiden Frauen beschließen aber: Sophies Schlafanzug wird nicht gewaschen, sondern aufbewahrt.

Relativ schnell wird klar: Das kann man nicht ruhen lassen. Das Wort „Polizei“ fällt. Sophies Mutter zögert, was solle die denn machen, soll sie den Erinnerungen von Lottas Mutter zufolge gefragt haben. Man hofft noch, dass sich das alles irgendwie von selbst aufklärt.

In der Zwischenzeit hatten sich die Matuseks getrennt und waren umgezogen, Sophies Mutter versuchte ihre Tochter von Marco fernzuhalten. Die Grundschule wusste mittlerweile über den Missbrauchsvorwurf Bescheid. Doch wirklich das Heft in die Hand genommen hat niemand. „Ich wollte, dass da was getan wird, so etwas muss man ernst nehmen“, schildert Lottas Mutter, die sich als „Vertrauensperson“ von Sophie sieht, ihre Gedanken am Freitag. Als sie erfährt, dass Sophie, die zwischenzeitlich bei ihrem Vater wohnt, noch mal bei Marc übernachten soll, zieht sie die Notbremse und schaltet die Polizei ein.

Den 47-jährigen Angeklagten beschreiben beide Frauen als „Machotyp“, „Prollo“, es kursierten Gerüchte, er würde bei Grundschulmüttern „rumbaggern“. Sie habe bei den Übernachtungssituationen auch davor schon ein „ungutes Gefühl“ gehabt, erklärt Sophies Mutter. Doch: „Ich hätte ihm das nie zugetraut“, sagt die 36-Jährige. Der Prozess wird nächste Woche am Landgericht fortgesetzt, vorgesehen sind sechs Verhandlungstage.

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