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Stadt Leverkusen und Bayer Kultur dürfen sich nicht aus der Verantwortung stehlen

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Lesezeit 2 Minuten
Auch das Junge Musical, hier bei „Kein Pardon“, bangt um die Zukunft des Erholungshauses.

Auch das Junge Musical, hier bei „Kein Pardon“, bangt um die Zukunft des Erholungshauses.

Bayer Kultur ändert seine Strategie in Sachen Kulturförderung. Darauf muss sich Leverkusen einstellen. Ein Kommentar.

Das tut jetzt richtig weh. Zumindest die Kulturinteressierten in Leverkusen dürfte die Nachricht schmerzen, dass die Stadt nicht in der Lage ist, künftig das Erholungshaus zu unterhalten. Die Folgen des großen Lochs in der Stadtkasse werden sichtbar am schmucken, denkmalgeschützten Konzerthaus in Wiesdorf.

Niklas Pinner

Niklas Pinner

Niklas Pinner ist Leiter der Leverkusener Lokalredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Seine journalistische Laufbahn begann als freier Mitarbeiter bei der Bergischen Landeszeitung in Wipperfürth. Dana...

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Dass Bayer Kultur das Haus an der Nobelstraße abgeben möchte, zeigt: Leverkusen ist längst angekommen in einer neuen Ära in Sachen Kultur. Heilige Kühe gibt es für Bayer nicht mehr, nachdem der Konzern mit seinen Zuwendungen für große und kleine Vereine Jahrzehnte lang dafür gesorgt hatte, dass sich viele Gruppen um ihre Finanzen kaum Sorgen machen mussten. Das war eine privilegierte Situation für viele Kulturschaffende, und auch der Konzern tat das nicht aus reiner Freigiebigkeit, sondern er wertete damit sein Image merklich auf. Es profitierten also alle Beteiligten.

Das ist jetzt vorbei. Der Bayer AG geht es nicht gut. Wenig überraschend ist es daher, dass auch die Bayer Kultur genauer hinschaut beim Geld. Viele sehen schon Bayers kompletten Rückzug aus der lokalen Kulturförderung, aber die Strategie ist vielmehr ein Kurswechsel. Der ist radikal und heftig und er zwingt einige zu Veränderungen, die es bisher sehr bequem hatten. Das kann man falsch finden, dem Konzern und seiner Kulturabteilung Vorwürfe machen. Nur: Es nützt ja alles nichts. Die Entscheidung ist erst mal getroffen.

Allerdings nicht erst seit gestern, was uns zurück zum Erholungshaus bringt. Die Gespräche darüber hatten schon vor der Haushaltssperre begonnen, dieser Zeitverlust kostet die Stadt womöglich ein Konzerthaus. Beide Parteien, die Stadt und Bayer Kultur, sollten die Gespräche wieder aufnehmen, um Lösungen zu finden. Die Stadt sollte alles daran setzen, das Gebäude zu übernehmen. Und eine Übergabe sollte auch im Sinne von Bayer Kultur sein. Denn Weltkonzern hin oder her: Es geht nicht nur um Konzerte, es geht um Proberäume und die Zukunft von Institutionen wie dem Jungen Musical. Und da dürfen sich sowohl Stadt als auch Bayer Kultur nicht aus der Verantwortung stehlen.