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UmfrageStimmungswechsel im Leverkusener Mittelstand

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4 min
Peter Seven vom gleichnamigen Sanitär- und Heizungsbetrieb in Leverkusen-Manfort

„Unternehmen werden drangsaliert“, bemängelt Peter Seven vom gleichnamigen Sanitär- und Heizungsbetrieb in Manfort.

Die jüngste Erhebung von Creditreform zeigt eine Trendwende. Alles gut ist damit aber noch lange nicht.

Wie voll sind die Auftragsbücher? Wie sieht es mit dem Umsatz aus? Müssen Stellen gestrichen oder besetzt werden? Stehen Investitionen auf dem Plan? Aus diesen Kriterien berechnet die Unternehmensdatei Creditreform seit 1996 ihren Mittelstandsindex. Er liegt jetzt wieder knapp unter 120. Das sind gut zehn Punkte mehr als im vorigen Herbst, allerdings lag der Wert auch schon mal jenseits der Marke von 140 Punkten. Das war zum Beispiel 2018 so. Aus heutiger Sicht ist das eine andere Epoche gewesen. Danach kam Corona, dann der Ukraine-Krieg. Letzterer macht vielen Unternehmen immer noch das Leben schwer.

Dazu kommt die Bürokratie: „Der Mittelstand braucht vor allem eine Entlastung von Auflagen, Formularen und Vorschriften. Unternehmen werden drangsaliert“, ist der Befund von Peter Seven. Der Spezialist für Heizung, Bad und Elektro ist auch in der Mittelstandsvereinigung der CDU aktiv, muss also darauf setzen, dass die Offensive zur Staatsmodernisierung, die von der Bundesregierung ausgerufen wurde, recht bald wirkt.

Die meisten Unternehmen haben zehn bis 50 Beschäftigte

Creditreform hat wiederum 275 Unternehmen mit Belegschaftsgrößen zwischen zehn und 500 Personen befragt. Der Großteil allerdings gehört dem klassischen Mittelstand an und hat zwischen 10 und 50 Beschäftigten. Gut ein Viertel der Firmen ist in Leverkusen, Leichlingen oder Burscheid ansässig.

Was das laufende Geschäft betrifft, herrscht Ernüchterung: Nur noch gut 36 Prozent der Befragten beurteilen die Lage als gut oder gar sehr gut. Vor einem Jahr war der Anteil noch um zehn Prozent höher. Fast 40 Prozent geben die Note befriedigend, weitere 15 Prozent die Schulnote ausreichend. Deutlich geringer ist allerdings auch die Zahl derer geworden, die ihre Lage für mangelhaft halten. 2024 waren das noch gut 14 Prozent, jetzt sind es achteinhalb. Im Durchschnitt macht das eine 2,9. „Die Stimmung unter den befragten Unternehmen in der Region ist damit aber immer noch auf befriedigendem Niveau“, hält Ole Kirschner von Creditreform fest. 

Auf die eigene Branche schauen die Unternehmer allerdings kritischer und geben die Durchschnittsnote 3,3. Ihre Beurteilung der wirtschaftlichen Lage im ganzen Land fällt mit 3,8 noch schlechter aus. Beide Werte allerdings entsprechen dem des vorigen Herbstes.

Dienstleister sind am zufriedensten

Betrachtet man die einzelnen Branchen, wird das Bild deutlich differenzierter. Am positivsten beurteilen die Dienstleister ihre Lage: 52 Prozent finden sie gut oder sehr gut. Nur sechs Prozent klagen über schlechte Geschäfte. Das ergibt eine Durchschnittsnote von 2,5. Industrie, Baugewerbe und Handel sehen die Lage kritischer: Die Durchschnittsnoten liegen zwischen 3,0 und 3,2.

Zur zurückhaltenden Beurteilung der Situation dürften auch die Bezugspreise beitragen. Über 60 Prozent der Mittelständler berichten von gestiegenen Kosten. Vor einem Jahr waren es noch gut fünf Prozent weniger. Der Anteil derer, die höhere Kosten weiterreichen konnten, ist deutlich kleiner: Nur knapp 40 Prozent konnten ihre Preise anheben, siebeneinhalb Prozent berichten gar von einem Preisverfall.  

Viele Händler klagen über Preisverfall

Auch bei der Preisentwicklung gibt es über die Branchen hinweg erhebliche Unterschiede. Im Bausektor konnten 63 Prozent der Befragten mehr verlangen, bei den Dienstleistern waren es 42 Prozent, in der Industrie nur noch 36. In diesem Sektor mussten sechs Prozent ihre Preise sogar senken. Weitaus am schlechtesten schneidet hier der Handel ab: 35 Prozent der Unternehmen konnten ihre Preise erhöhen, 29 Prozent mussten sie senken. 

Bei der Umsatzentwicklung ist es zuletzt aufwärts gegangen. 34 Prozent der Unternehmen berichten von höheren Umsätzen. Das sind immerhin eineinhalb Prozent mehr als voriges Jahr. Von einem Rückgang berichten jetzt noch gut 25 Prozent. Das sind vier Prozent weniger als im vorigen Herbst. Der Vergleich mit ganz Deutschland zeige, dass die Region besser da steht als der Durchschnitt, heißt es bei Creditreform: Deutschlandweit konnten nur knapp 26 Prozent der Unternehmen ihren Umsatz steigern.

Auf den Arbeitsmarkt hat der Mittelstand laut Umfrage wiederum einen positiven Effekt gehabt. Gut 31 Prozent der Unternehmen berichten von neuen Stellen. Jobs gestrichen haben nur 16 Prozent. Neue Jobs sind trotz der schwierigen Situation vor allem im Handel entstanden. Relativ am schlechtesten fällt die Bilanz im Baugewerbe aus. Dort hat ein Viertel der Unternehmen neue Stellen geschaffen, aber 38 Prozent Personal abgebaut.

Von der Zukunft erwarten die Mittelständler in der Region nicht sehr viel. Optimisten seien nur knapp in der Mehrheit, hat Creditreform festgestellt und zieht daraus den Schluss: „Ein Fortdauern der Stagnationsphase ist weiterhin möglich.“