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Ad-hoc-MitteilungUS-Geschäft bringt Leverkusener Hautkrebs-Spezialisten Biofrontera in Gefahr

Lesezeit 4 Minuten
Der Vorstandsparkplatz von Biofrontera in Leverkusen-Manfort

Geld verdient Biofrontera immer noch nicht. Der Vorstand – hier der reservierte Parkplatz vor der früheren Wuppermann-Verwaltung in Manfort – „hat aber seine Hausaufgaben gemacht“, sagt Aufsichtsrat Alexander Link. 

Auf der Hauptversammlung wird über das Amerika-Geschäft und die Strategie debattiert. 

Was ist los in den USA? Unmittelbar vor der Hauptversammlung von Biofrontera kommt heraus, dass die Ex-Schwesterfirma in Woburn/Massachusetts massive Geldprobleme hat. Die Biofrontera Inc. unter Führung des Gründers Hermann Lübbert kann ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber der deutschen Biofrontera AG im Moment nicht nachkommen. Insgesamt zwei Millionen Euro für Lieferungen des Hautkrebsmittels Ameluz, das unter deutscher Führung hergestellt und von der Biofrontera Inc. in den USA vertrieben wird, wären am Mittwoch fällig gewesen. Bezahlt wurden aber ausweislich einer Ad-hoc-Meldung der AG nur 350.000 Euro, und zwar am Dienstag. Der Rest soll in spätestens drei Wochen fließen. Wie das gelingen kann, ist allerdings völlig ungewiss. „Wir müssen abwarten und schauen“, sagt auf der Hauptversammlung Biofronteras Vorständen Pilar de la Huerta.

Die zugehörige Finanzmitteilung klingt wesentlich weniger gelassen. Danach hat die Biofrontera Inc. in ihrem Bericht zum 1. Quartal 2025 „ernsthafte Bedenken über eine ausreichende Finanzierung für die nächsten zwölf Monate geäußert“, heißt es dort. Die US-Gesellschaft habe ferner erklärt, „dass ihre künftige Überlebensfähigkeit davon abhängt, ob sie ihren Wachstumsplan umsetzen kann und weiteres Kapital aufnehmen oder andere Finanzierungen ihrer Geschäftstätigkeit sicherstellen kann“. Das erscheine aber unsicher. Falls das Unternehmen kein frisches Kapital aufnehmen kann oder irgendwelche anderen Finanzierungslösungen findet, könne das auch die Manforter AG schwer treffen: Die Rede ist von einem möglichen „Totalverlust der Ansprüche der Biofrontera Deutschland gegen die Biofrontera Inc.“.

Es droht ein Totalverlust der Ansprüche.
Ad-hoc-Mitteilung von Biofrontera

Mit Blick auf das große Gewicht, das das US-Geschäft nach wie vor hat, sind das ganz schlechte Aussichten: Es geht ja nicht nur um Lieferungen, sondern um die Präsenz auf dem mit Abstand größten Pharma-Markt der Welt.

Hermann Lübbert von Biofrontera

Hermann Lübberts Biofrontera Inc. in den USA hat Geldprobleme.

Die wenigen Aktionäre, die am Mittwoch ins Kölner Hotel Wasserturm gekommen sind, reagieren zunächst gelassen auf die Alarmmeldung aus den USA. Kritik gibt es eher an der Strategie der Manforter Pharma-AG, die noch immer weit davon entfernt ist, profitabel zu wirtschaften. Dass Forschung und Entwicklung jetzt an die US-Firma abgetreten wurden, senkt zwar die Kosten erheblich. Aber Aktionär Martin Görlitz fragt mit Blick darauf: „Wo ist die Vision?“ Im Moment sei Biofrontera „ein Ein-Produkt-Unternehmen. Das ist brandgefährlich.“ Wenn zu Ameluz, der Salbe gegen oberflächlichen Hautkrebs, in absehbarer Zeit nichts dazukomme, sei Biofrontera kein Arzneimittelhersteller im ursprünglichen Sinn, „sondern nur noch ein Pharma-Vertrieb“.

Nur ein Produkt – „das ist brandgefährlich“

Tatsächlich richten sich die Anstrengungen von Vorständen Pilar de la Huerta auf Vertriebskooperationen mit anderen kleinen Arzneimittel-Herstellern. Am wichtigsten sei jetzt, Biofrontera „zu stabilisieren und profitabel zu machen“. Das soll vor allem in Europa gelingen – und die Zahlen von 2024, um die es in der Hauptversammlung vor allem gehen sollte, zeigen gewisse Erfolge: Der Umsatz mit Ameluz in Deutschland ist zum zweiten Mal um rund 25 Prozent gestiegen – allerdings machte das Geschäft auf dem Heimatmarkt immer noch weniger als 20 Prozent aus. Auch im restlichen Europa agiert Biofrontera auf niedrigem Niveau.

Im Aufsichtsrat gibt man sich dennoch zufrieden: Vorsitzender Alexander Link, der vom mit gut 62 Prozent weitaus größten Aktionär Balaton kommt, sieht zwar auch das negative Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen, „die Gesellschaft hat aber ihre Hausaufgaben gemacht“. Weil Link letztlich Nachfolger des starken Mannes Wilhelm Zours ist, soll er etwas dazu sagen, ob die Deutsche Balaton sich noch mehr bei Biofrontera engagieren will. Vielleicht auch, um weitere Produkte zu entwickeln, statt nur den bestehenden Vertrieb anderen Unternehmen zu öffnen. Dazu aber gibt es vom Vorsitzenden des Aufsichtsrats keine Antwort.

Konkreter ist ein anderes Thema: Biofronteras ewiger Konkurrent bei der lichtgestützten Salbentherapie von oberflächlichem Hautkrebs reitet eine neue Attacke. Sun verklagt die Manforter wegen angeblicher Patentverletzungen bei der Rotlicht-Lampe. Das Prozessrisiko ist erheblich, Biofrontera hat deshalb rund drei Millionen Euro dafür zurückgelegt, was die Bilanz natürlich sehr negativ beeinflusst hat. Vorständin de la Huerta fasst es vor den Aktionären prägnant zusammen: „Die wollen uns vom Markt haben“, sagt sie mit Blick auf die USA. Angesichts der akuten Geldprobleme der amerikanischen Schwester könnte das allerdings auch klappen, ohne vor Gericht zu obsiegen.


Die Zeiten, in denen große Aktionärsgruppen bei Biofrontera gegeneinander kämpften, sind vorbei: Aufsichtsrat und Vorstand wurden jeweils von rund 99 Prozent der Aktionäre entlastet. Auch der Vergütungsbericht wurde gebilligt. (tk)