Hanbo-Jutsu in QuettingenWie Selbstverteidigung mit dem Stock funktioniert

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Unsere Autorin (l.) probierte die Kampfkunst selbst aus.

Unsere Autorin (l.) probierte die Kampfkunst selbst aus.

Selbstverteidigung mit dem Stock:Der Tus 05 Quettingen führt in die Kampfkunst Hanbo-Jutsu ein. 

Eine Faust bewegt sich schnell auf meinen Kopf zu. Ich mache einen ausweichenden Schritt zur Seite, weg von der Angriffslinie. Mit festem Griff und noch etwas unbeholfen hebe ich meinen hölzernen Stock schützend vor mich: Schlag abgeblockt. Ich befinde mich nicht in einer gefährlichen Kampfsituation, sondern in der Sporthalle der Sekundarschule Leverkusen. Auf dem Programm: Der Lehrgang „Hanbo-Jutsu: Anwendung und Selbstverteidigung mit dem Ein-Meter-Stock“. Ob Stockschirm, Krücke, Besenstiel, Wander- oder Gehstock: „Stöcke oder ähnliche Gegenstände können für die Selbstverteidigung hervorragend genutzt werden“, weiß Trainer Uwe Bethke vom Tus 05 Quettingen.

Unter Kampfsportlerinnen und -sportlern nennt man den rund ein Meter langen Stock Hanbo. Er besteht aus hartem und robusten Holz, zum Beispiel aus Hartriegel.

Regenschirm, Gehstock oder Stock: Die „versteckten Waffen“ können im Notfall helfen.

Regenschirm, Gehstock oder Stock: Die „versteckten Waffen“ können im Notfall helfen.

Der Hanbo sei eine Distanzwaffe, erklärt Uwe Bethke. Mit verschiedenen Hebel-, Wurf-, Schlag- und Stoßtechniken hält man den Gegner auf Abstand. Beherrscht man den Umgang, können Gehstock und Co. im Alltag als versteckte Waffe fungieren. Die zugehörige Sportart „Hanbo Jutsu“ hat ihre Wurzeln in Japan und ist eine Kampfkunst innerhalb des Ju-Jutsu. Sie wird hauptsächlich zur Selbstverteidigung gelehrt. Die Technik und nicht die Kraft ist dabei das A und O.

Hanbo-Jutsu-Kurse in Leverkusen: „Kleiner Impuls, große Wirkung“

Ein kleiner Stoß mit dem Stock gegen den Bereich am Brust- und Schlüsselbein reicht für den ersten Moment schon aus. „Kleiner Impuls, große Wirkung“, fasst Trainer Bethke es gut zusammen. Das spüre ich am eigenen Leib, gleich macht sich ein unwohles Schockgefühl im ganzen Körper breit. Ein zweiter interessanter Hinweis: In der Ausgangsposition hält man den Hanbo in Kopfhöhe des Angreifers. So kann der Gegner den Stock nicht gut sehen. Der Trainer erläutert: „Man will ja nicht gleich seine Asse offenlegen.“

Was habe ich für Möglichkeiten? Die Antwort darauf zu finden, darum geht es in dem Lehrgang sowie im regelmäßigen Angebot des TuS Quettingen. Man erlernt den Umgang mit dem Stock, sowie Techniken, um Angriffe mit Kontakt, also Fassangriffe, sowie Angriffe ohne Kontakt, wie treten und schlagen, abzuwehren. Bethkes Devise: Erst selber nachdenken, dann kommen der Feinschliff und die Übung. So sollen Bewegungsfolgen besser verinnerlicht werden.

Trainer Uwe Bethke ist geübt in der Abwehr von Angriffen mit dem Ein-Meter-Stock.

Trainer Uwe Bethke ist geübt in der Abwehr von Angriffen mit dem Ein-Meter-Stock.

Für Teilnehmer und Vereinsmitgleid Karl-Heinz vereint die Kampfkunst gleich mehrere Vorteile in sich: Fitness, Verteidigungstechniken und Unfallprophylaxe. „Auf Angriffe zu reagieren, das muss man üben“, sagt er und ergänzt: „Das Beste an allen Kampfsportarten ist die Fallschule: Wie falle ich, ohne mich zu verletzen? Hätte ich das früher gewusst, hätte ich mir 2014 vielleicht das Sprunggelenk nicht gebrochen.“ Teilnehmerin Gisela schätzt die Alltagstauglichkeit und die Abwehr auf Distanz: „Jeder kann es lernen.“

Seit 2017 bietet der TuS 05 Quettingen Hanbo-Jutso-Kurse an. Trainer Bethke hat mehr als 30 Jahre Kampfsport-Erfahrung. Die Kurse sind offen für alle ab 13 Jahren. Trainingszeiten sind montags und mittwochs zwischen 18:30 und 20 Uhr, Treffpunkt ist die Sporthalle in der Sekundarschule Leverkusen (Am Nonnenbruch 13). Man sollte 15 Minuten vor dem Start da sein. Interessierte können einfach vorbeikommen.

Am 11. Mai steht zudem der nächste verbandsoffene Lehrgang von 14 bis 17 Uhr an. Es werden weitere Grundlagen für die Selbstverteidigung mit dem Ein-Meter-Stock erarbeitet und vertieft. Die Teilnahme kostet zehn Euro, ermäßigt fünf. Interessierte ab 13 Jahren mit und ohne Vorkenntnisse sind willkommen. Falls vorhanden, sollten Teilnehmer einen Stock mitbringen. Leih-Hanbos stehen zusätzlich zur Verfügung. Für den Anfang sind normale Sportkleidung (T-Shirt und lange Trainingshose) ausreichend. Es wird barfuß auf Budomatten trainiert. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Eine Anmeldung per Mail (hanbo-jutsu@tus05-quettingen.de) oder telefonisch unter 0214/20628492 bis zum 2. Mai ist erwünscht.

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