Weiterführende SchulenZwei Gymnasien in Leverkusen wachsen, eins verliert an Beliebtheit

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Blick auf das Hauptgebäude des Lise-Meitner-Gymnasiums

Das Lise-Meitner-Gymnasium erfreut sich großer Beliebtheit und eröffnet eine zusätzliche Eingangsklasse

In Leverkusen haben alle künftigen Fünftklässler einen Platz angeboten bekommen – doch die Schulen sind unterschiedlich beliebt.

Während in einigen Kölner Stadtteilen erbittert um Plätze an Gymnasien gerungen wird, haben angehende Fünftklässler und ihre Eltern in Leverkusen noch die Wahl zwischen vier städtischen Gymnasien. Und nur an einem mussten für das kommende Schuljahr Anfragen abgelehnt werden: am Opladener Landrat-Lucas-Gymnasium, das mit seinem Sportschwerpunkt vor allem auch Sportler aus der ganzen Region anzieht. Abgelehnt wurden daher vor allem auch Schülerinnen und Schüler von außerhalb, erklärt eine Stadtsprecherin.

Dass fast alle Kinder an ihrem Wunschgymnasium untergebracht werden konnten, war allerdings nur möglich, weil sowohl das Wiesdorfer Lise-Meitner-Gymnasium als auch das Lützenkirchener Werner-Heisenberg-Gymnasium im kommenden Schuljahr eine zusätzliche Eingangsklasse bilden. 

Zwei Gymnasien bilden zusätzliche Eingangsklasse

Das „Lise“ wird als fünfzügige Schule geführt, das heißt, sie bildet normalerweise fünf Eingangsklassen. Schon für das laufende Schuljahr wurde wegen der großen Nachfrage eine sechste Eingangsklasse geöffnet, so auch für das kommende. Das bringt auch Probleme mit sich: Räumlichkeiten und Personalausstattung sind schließlich auf eine andere Schülerzahl ausgerichtet. „Wir haben in Abstimmung mit der Stadt frühzeitig geschaut, wie wir mit unseren Räumlichkeiten auskommen“, sagt Schulleiter Stefan Thielen. Zumal im Herbst die Arbeiten am bereits geplanten Erweiterungsbau beginnen, ist er „ganz guter Dinge, dass wir es hinbekommen.“

Die Stadt habe zugesagt, dass die zusätzliche Ausstattung etwa mit Schulbüchern kein Problem sei und auch die Bezirksregierung hat den Weg für weiteres Personal frei gemacht. „Die zusätzlichen Stellenzuweisungen haben wir bereits bekommen, wir müssen sie aber noch mit Personen füllen“, sagt Thielen. Das eigentlich vierzügige Werner-Heisenberg-Gymnasium richtet im kommenden Schuljahr eine fünfte Eingangsklasse ein.

Besonders wichtig ist uns, dass wir alle Kinder, die hier ankommen, bestmöglich betreuen.
Stefan Thielen, Schulleiter Lise-Meitner-Gymnasium

Trotz des organisatorischen Aufwands freut sich Thielen natürlich über den Zulauf, der für die Arbeit seiner Schule spricht. „Es ist nicht immer leicht einzuschätzen, woher das kommt“, sagt Thielen. Häufig höre er Lob für die Umstellung auf Distanzlernen in der Coronazeit, das ist aber nun ja auch schon ein bisschen her. „Besonders wichtig ist uns, dass wir alle gymnasialen Standards erfüllen, dabei aber auch alle Kinder, die hier ankommen, bestmöglich betreuen“, sagt der Schulleiter.

Förderangebote, zum Beispiel für die gerade in einer Studie wieder bemängelte Lesefähigkeit vieler Grundschüler, gehören dazu. „So versuchen wir, auch durch unseren Ganztag, den Kindern die Möglichkeit zu geben, Dinge noch aufzuholen.“ Das kommt offenbar gut an.

Weniger Anmeldungen am Freiherr-vom-Stein in Leverkusen

Rückläufig sind die Anmeldezahlen dagegen am Schlebuscher Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Die eigentlich fünfzügig geführte Schule wird im kommenden Schuljahr nur vier Eingangsklassen bilden. „Wir bedauern das natürlich, wir wären gerne fünfzügig geblieben“, sagt Schulleiter Andreas Röhrig. Er geht davon aus, dass das auch im nächsten Schuljahr wieder der Fall sein wird.

Das Gymnasium, das in der Vergangenheit auch schon einmal sechs Züge einrichten musste, um alle Schüler unterzubringen, hatte eine schwierige Zeit: Auf Corona folgte das Hochwasser, das die Schulgemeinschaft für ein halbes Jahr zu großen Teilen nach Rheindorf zwang. Das ist zwar Vergangenheit, der Schulleiter vermutet aber, dass es noch eine gewisse Rolle in den Köpfen spiele. Ebenso die Baustellensituation vor Ort: Die Aula ist seit Jahren auch von außen gut sichtbar eingerüstet. Zwar soll sie  im kommenden Schuljahr wieder nutzbar sein, dann entsteht aber eine andere Baustelle. Am äußeren Grundstückrand wird ein „Erprobungsstufenzentrum“ gebaut, das 2025 fertig sein soll.

Wir arbeiten intern daran, die Attraktivität unserer Schule weiter zu steigern.
Andreas Röhrig, Freiherr-vom-Stein-Gymnasium

„Das ist eine tolle Sache, aber optisch in der Bauphase natürlich nicht schön“, sagt Röhrig. Seine Schule habe viele attraktive Angebote, wie den Schwerpunkt für Bühnenkunst und die Wahlmöglichkeit zwischen drei Fremdsprachen. „Wir arbeiten aber intern daran, die Attraktivität unserer Schule weiter zu steigern“, verspricht Röhrig.

Immerhin hat die Reduktion kurzfristig keine personellen Konsequenzen, das wäre nur der Fall, wenn das „Freiherr“ dauerhaft vierzügig bliebe. Davon geht Röhrig nicht aus. „Es gab in der Vergangenheit immer mal Wellenbewegungen zu der einen oder anderen Schule.“ 

Schwieriger als bei den Gymnasien war die Platzvergabe wie jedes Jahr an den Gesamtschulen. In Schlebusch mussten 152 Kinder abgelehnt werden, ihnen wurde ein Platz in Rheindorf angeboten. Auch an den Realschulen gibt es klare Präferenzen: Sowohl die Montanus-Realschule in Steinbüchel als auch die Wiesdorfer Realschule am Stadtpark musste einige Schülerinnen und Schüler ablehnen.

Der Grund hierfür lässt sich leicht in der ungewissen Zukunft der dritten städtischen Realschule finden: Die früher stark nachgefragte Theodor-Heuss-Realschule ist nach schweren Hochwasserschäden noch mindestens bis Ende 2024 nach Steinbüchel ausgelagert und leidet hier unter dem begrenzten Raumangebot. Nur 71 Anmeldungen waren hier im regulären Verfahren eingegangen. Dass der Termin für den Rückzug schon mehrfach verschoben wurde, wirkt sich offensichtlich auf die Anmeldezahlen aus – die Verunsicherung bleibt.


So viele Anmeldungen haben die weiterführenden Schulen in Leverkusen im regulären Anmeldeverfahren erhalten (Stand von März): Landrat-Lucas-Gymnasium: 230 Lise-Meitner-Gymasium: 174 Werner-Heisenberg-Gymnasium 122 Freiherr-vom-Stein-Gymnasium 111 Realschule am Stadtpark: 143 Montanus Realschule: 126 Theodor-Heuss-Realschule: 71 Hauptschule im Hederichsfeld: 25 Theodor-Wuppermann-Schule: 20 Gesamtschule Schlebusch: 341 (189 Aufnahmen im vorgezogenen Anmeldeverfahren) Käthe-Kollwitz-Gesamtschule: 159 Sekundarschule Neukronenberger Straße: 92

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