Experiment in LeverkusenAus Lützenkirchen steigt ein Ballon in die Stratosphäre

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Leverkusen Start  des WHG Stratosphärenballons vom Schulhof des Werner Heisenberg Gymnasium

Der Start des WHG Stratosphärenballons vom Schulhof des Werner Heisenberg Gymnasiums

20 Schülerinnen und Schüler haben sich wochenlang auf den Flug in etwa 38 Kilometer Höhe vorbereitet. 

Die Strecke Köln – Frankfurt wird häufig angeflogen. Lützenkirchen – Heusenstamm ist fast die gleiche Strecke. Und doch ist die Flugbahn völlig neu, schließlich findet sie mit einer Stippvisite in der Stratosphäre statt.  Um 10:24 Uhr zählen hunderte Schüler auf dem Vorplatz des Werner-Heisenberg-Gymnasiums auf Kommando von Zehn auf Null – und dann startet der heliumgefüllte Ballon aus Naturkautschuk seine spannende Reise. Mit im Gepäck: Der „Heisenbär“ – ein kleiner Teddy mit den Initialen der Schule und den Schriftzügen der Sponsoren Lanxess und Niesen Logistik und die „Nutzlast“.

Ballon bringt zwei Kameras auf 38 Kilometer Höhe

An jener 1690 Gramm leichten Styropor-Kiste arbeiten Maximilian Fuchs und seine Mitstreiter noch bis zur letzten Minute vor dem Start. „Wir bauen die GPS-Tracker, zwei Kameras und die Elektronik ein“, berichtet der 16-jährige Schüler. „Und unser wichtigstes Werkzeug ist am Ende das Panzerband, damit alles am Platz bleibt.“ 

Wochenlang haben sich rund 20 Schülerinnen und Schüler der Q1 und der Astronomie-AG auf das Projekt vorbereitet, bereits zum zweiten Mal startet vom Schulhof aus ein Stratosphärenballon bis in etwa 38 Kilometer Höhe. Die Jugendlichen haben die Technik selbst gebaut und zum Beispiel errechnet, wie viel Helium im Verhältnis zum Gewicht der Nutzlast in den Ballon gepumpt werden muss.

„Wir haben uns für genau 260 Bar entschieden“, erklärt Moritz Hüttner. „Wenn wir zu wenig Helium haben, steigt der Ballon vielleicht nicht hoch genug und fliegt vielleicht bis zur Nordsee. Wenn wir zu viel haben, platzt er eventuell zu früh.“ Mit weißen Handschuhen halten Moritz und seine Kollegen den Luftballon vorsichtig fest. Nicht, weil die Temperaturen am Morgen noch nahe am Gefrierpunkt liegen, sondern, um keine minimalen Risse im sensiblen Kautschuk zu riskieren.

Sie halten ihn fest, bis der exakt richtige Füllstand erreicht ist, Bär und Box ordentlich fest geknotet sind und der Countdown zum Start runtergezählt ist. Langsam steigt der Ballon in den blauen Himmel, noch lange ist er über der Schule zu sehen.

So ein Großprojekt über Wochen zusammen zu erarbeiten, das hat man sonst im Schulalltag nicht. Das ist etwas ganz Besonderes
Frank Hill, Physiklehrer

In Richtung Nordsee ist er dann aber nicht geflogen. Die Physiklehrer Frank Hill und Markus Grashof nehmen schon kurz nach dem Start die Verfolgung per Auto auf und sind dem Ballon bis Heusenstamm südlich von Frankfurt gefolgt. „Wir haben Glück gehabt“, berichtet Hill. Zunächst habe er gedacht, er müsste erneut die sechs Meter lange Angel auspacken, um die Nutzlast aus einem Baum zu angeln. „Tatsächlich hingen nur die Reste des Ballons und der Fallschirm in einem Baum, die Nutzlast ist auf dem Boden gelandet.“ Und auch das an einer glücklichen Stelle, nur zehn Meter von einer Hauptstraße entfernt.

Also weit genug weg, um weder überfahren noch von Spaziergängern aufgenommen zu werden. Schon auf der Rückfahrt begutachtete Hill die ersten Bilder. „Die Seitenkamera hat auf jeden Fall tolle Aufnahmen gemacht.“ Auch Daten zum Auswerten gebe es nun reichlich. 

Die wissenschaftlichen Daten seien aber nicht das Wichtigste für den Lehrer. „Das Wichtigste ist das Teamerlebnis für die Schülerinnen und Schüler. So ein Großprojekt über Wochen zusammen zu erarbeiten, das hat man sonst im Schulalltag nicht. Das ist etwas ganz Besonderes.“

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