Leverkusener KonzerneSoviele Millionen verdienen Chefs von Bayer, Covestro, Lanxess

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Bayer-Vorstandschef Werner Baumann steht im Anzug auf einer Bühne.

Bayer-Chef Werner Baumann hat 2021 rund 7,6 Millionen Euro verdient.

Oberes Mittelfeld, wenn’s ums Geld geht: Werner Baumann ist im vorigen Jahr wieder mitgeschwommen im Schwarm der Vorstandsvorsitzenden der wichtigsten börsennotierten Konzerne.

Der Bayer-Chef bezog 2021 eine Gesamtvergütung von reichlich siebeneinhalb Millionen Euro. Das bedeutet Platz neun in der Rangliste der im Deutschen Aktien-Index gelisteten Unternehmen. Dort ist die Spreizung der Gehälter nicht riesig, wenn man von zwei Ausreißern absieht. Linde-Chef Steve Angel wurden gut 19,4 Millionen Euro überwiesen, dagegen fällt das Salär des früheren VW-Chefs schon deutlich ab. Herbert Diess, der sich mit seiner speziellen Art dann doch nicht an der Spitze des traditionell extrem gut bezahlenden Autobauers halten konnte, wurden in seinem letzten vollen Jahr gut 11,5 Millionen Euro überwiesen.

Aktionärsschützer wollten es wissen

Vor allem bei Linde-Chef Angel machten es die Prämien, wie die jüngste Vergütungsstudie zeigt. Sie wurde an der Technischen Universität München gemacht. Beauftragt hat sie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Der Vertretung von Kleinaktionären ist es schon wichtig, ihren Kunden einen Überblick zu verschaffen. Vor allem aufzuschlüsseln, in welcher Größenordnung Boni ausgezahlt werden. Denn die machen es aus. Bei Steve Angel summieren sie sich auf knapp 18 Millionen Euro, bei Werner Baumann „nur“ auf gut 5,7 Millionen.

Wie entscheidend die kurz- und langfristigen Prämien sind, weiß aber auch kaum jemand besser als Markus Steilemann. Der Covestro-Chef hatte 2021 – wie der gesamte Vorstand des Kunststoff-Konzerns – ein formidables Jahr, weil die Kurzfrist-Boni, die sich weitgehend am aktuellen Geschäftsgang orientieren, von durchschnittlich 78.000 auf gut 1,9 Millionen Euro stiegen. Das ist ein Plus von 2334 Prozent.

Covestro-Chef Markus Steilemann steht im Anzug vor einer bunten Wand.

Covestro-Chef Markus Steilemann

Einen derartigen Zuwachs verbuchte sonst kein Vorstand eines Dax-Konzerns. Steilemanns Gehalt setzte sich voriges Jahr unterm Strich aus einem Fixum von reichlich 1,2 Millionen, einer beachtlichen Kurzfrist-Vergütung von 2,9 und einem Langfrist-Bonus von fast 1,6 Millionen Euro zusammen. 5,7 Millionen Euro — das erscheint reichlich im Vergleich mit Werner Baumann: Bayer ist der weitaus größere Konzern. Aber der Aktienkurs...

Lanxess: Zachert Spitzenreiter im M-Dax

Dass eine Notierung im wichtigsten deutschen Index fürs eigene Einkommen gar nicht so wichtig ist, weiß Lanxess-Chef Matthias Zachert. Der Spezialchemie-Konzern war mal im Dax, ist seit geraumer Zeit eine Etage tiefer gelistet, im M-Dax. Zachert, der vor gut acht Jahren als Retter zurückgeholt wurde, war voriges Jahr der Spitzenverdiener unter den Chefs der dort gelisteten Konzerne.

Matthias Zachert, Chef von Lanxess, steht auf der Dachterrasse der Kölner Konzernzentrale, im Hintergrund ist der Kölner Dom zu sehen.

So viel wie Lanxess-Chef Matthias Zachert verdiente voriges Jahr kein Vorstand eines M-Dax-Konzerns.

Mit knapp 6,4 Millionen Euro Gesamtgehalt stellt er die Vorstände von namhaften Unternehmen wie Thyssen-Krupp oder Evonik in den Schatten. Auch bei Zachert machen es die Prämien: Sein Fixum liegt mit gut 1,4 Millionen Euro zwischen den Beträgen, die Werner Baumann und Markus Steilemann garantiert bekommen. Und ziemlich genauso hoch wie das von Christian Kullmann, dem Vorstandschef von Evonik. Zachert profitierte, ähnlich wie Steilemann, von einer sehr hohen Prämie, die sich am aktuellen Geschäftsverlauf orientiert. Das allein waren bei Zachert über 2,8 Millionen Euro. Die Langfrist-Vergütung kommt mit gut 2,1 Millionen Euro dazu.

Finanzvorstände im Vergleich

Interessant ist auch der Vergleich unter den Finanzvorständen: Covestros Thomas Toepfer spielte 2021 in derselben Liga wie sein Bayer-Pendant Wolfgang Nickl. Toepfers Prämien summieren sich in etwa auf denselben Betrag wie Nickls. Den Unterschied macht das niedrigere Grundgehalt des Covestro-Manns. Unterm Strich bedeutete das gut dreieinhalb Millionen Euro für Toepfer, reichlich 3,8 Millionen für Nickl.

Das alles sind Gehaltssphären, mit denen sich die Belegschaften lieber nicht vergleichen sollten. Die Forscher der TU München haben es im Auftrag der DSW trotzdem getan. Basis war hier die Durchschnittsvergütung des jeweiligen kompletten Vorstands, nicht der Chefs.

Bayer-Vorstand: Durchschnittsgehalt mal 40

Und da schneiden Bayer und Covestro gar nicht mal so schlecht ab, was allerdings vor allem daran liegt, dass in der Chemie-Industrie grundsätzlich gut bezahlt wird: Der durchschnittliche Personalaufwand beträgt demnach bei Bayer 118.000 Euro im Jahr, im Vorstand sind das gut 4,7 Millionen Euro. Das ist das 40-fache. Bei Covestro ist das Verhältnis noch etwas günstiger für die Beschäftigten: Der Konzern gibt den durchschnittlichen Aufwand sogar mit 128.000 Euro an. Da sind knapp 3,8 Millionen Durchschnittsgehalt im Vorstand nur das 29-fache.

Am schlechtesten sieht es in diesem Vergleich übrigens für die Belegschaft von Adidas aus. Im Durchschnitt wurden dem dortigen Vorstand gut viereinhalb Millionen Euro gezahlt. Bei einem durchschnittlichen Personalaufwand von 40.000 Euro beträgt die in der Studie so bezeichnete „Vertikalität“ 114.

Im Vergleich mit dem inzwischen auch nicht mehr amtierenden Chef Kasper Rorsted schneidet der oder die durchschnittliche Adidas-Beschäftigte sogar noch viel schlechter ab. Der war 2021 mit knapp neun Millionen Euro der am viertbesten bezahlte Vorstandsvorsitzende.

Aber nicht nur in ihrer aktiven Zeit werden die Konzernchefs gut alimentiert. Auch die Pensionszusagen sind beträchtlich, und da steht Werner Baumann von allem am besten da: Pro Jahr beträgt die Pensionszusage für den Bayer-Chef nach einer Modellrechnung mehr als 1,4 Millionen Euro. Allein 2021 stockte das Unternehmen Baumanns Pensionsrückstellung um über zwei Millionen Euro auf.

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Steht das alles noch in einem akzeptablen Verhältnis? Über diese Frage wird seit Jahren gestritten. Klar ist: Manager wie Werner Baumann, Markus Steilemann und Matthias Zachert werden zwar im europäischen Vergleich ganz gut bezahlt. Wer sich allerdings Konzernchefs in den USA anschaut, ist mit ganz anderen Zahlen konfrontiert. Intel-Chef Patrick Gelsinger kam voriges Jahr mit Boni auf gut 97 Millionen Euro, Apples CEO Tim Cook wurden umgerechnet über 83 Millionen Euro ausgezahlt.

Intel-Chef ist Prämien-Krösus

Apart bei diesen Summen: Gelsingers Fixum liegt mit 1,2 Millionen noch unter den Festgehältern von Steilemann, Zachert oder Werner Baumann. Der sagte jüngst mit Blick auf US-Gehälter: „Dafür steht dort in den Verträgen, dass Sie jeden Tag fristlos und ohne Angaben von Gründen gefeuert werden können.“ Das hat ein Manager in Deutschland kaum zu befürchten. Als die Aktionäre Baumann wegen der Monsanto-Übernahme die Entlastung verweigerten, stellte sich der Aufsichtsrat demonstrativ hinter ihn.

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