Leverkusener PharmafirmaDarum findet die Schlacht um Biofrontera einfach kein Ende

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Der Gründer ist in die USA gegangen, der Finanzchef ausgetauscht. Trotzdem kommt Biofrontera nicht zur Ruhe. 

Leverkusen – Gründer Hermann Lübbert hat sich in die US-Tochter zurückgezogen. Finanzchef Thomas Schaffer ist abgelöst, im Aufsichtsrat gab es ebenfalls ein großes Stühlerücken. Doch das hat alles nichts gebracht. Vor der außerordentlichen Hauptversammlung von Biofrontera am Donnerstag überziehen sich die Hauptaktionäre mit Vorwürfen, der Kampf um die Macht bei der Pharma-AG aus Manfort tobt wilder denn je.

Erst Mitte Dezember waren die Aktionäre regulär zusammengetroffen – die Ergebnisse der Hauptversammlung wirkten wie ein Friedensschluss nach Monaten mühsamer Mediation. Dass sich Biofronteras Gründer Lübbert unmittelbar vor der HV von seinem Posten als Vorstandschef zurückzog, um sich an der Spitze der gerade ausgegründeten US-Niederlassung der Eroberung des wichtigsten Markts zu widmen, hatte zwar für Kopfschütteln gesorgt. Aber um des lieben Friedens willen wurde das hingenommen.

Chefaufseherin wirft schnell das Handtuch

Inzwischen weiß man: Nichts ist mit Frieden bei der jungen Manforter Firma, die von der alten Wuppermann-Zentrale aus die Welt mit der innovativen Hautkrebs-Salbe Ameluz erobern will. Es dauerte nämlich nur zwei Monate, bis die Mitte Dezember gewählte Kompromiss-Vorsitzende des Aufsichtsrats, Franca Ruhwedel, ihr Amt aufgab. „Aus wichtigem Grund“, wie es heißt. Seitdem hat in dem Lenkungsgremium Wilhelm Zours das Sagen. Der Mann also, der immer weiter gegen Gründer Hermann Lübbert zu Felde zog. Und auch Thomas Schaffer für eine Fehlbesetzung hielt.

Damit aber nicht genug: Vor der außerordentlichen Hauptversammlung am Donnerstag trat Biofronteras zweitgrößter Aktionär auf den Plan und erhob schwere Vorwürfe gegen Zours. Der neue Aufsichtsratschef hat erneut Klage gegen die Führung des Unternehmens erhoben, von dem ihm um die 30 Prozent gehören.

Ein Investment, das nichts taugt?

Auf der Hauptversammlung seiner Deutschen Balaton AG habe Zours das Engagement bei Biofrontera als „die wahrscheinlich schlechteste Investition“ seiner Firma bezeichnet, schreibt der Deutschland-Chef des japanischen Pharma-Konzerns Maruho, der in Biofrontera nicht nur viel Geld gesteckt hat, sondern mit den Manfortern auch eine Forschungskooperation unterhält – deren Nutzen Zours ebenfalls von Beginn an in Zweifel gezogen hat.

Maruho-Mann Takaharu Kato sagt, das außerordentliche Aktionärstreffen könne Biofrontera in existenzielle Nöte bringen. Für die Versammlung gebe es in Wahrheit keinen Anlass: Zwar zeichnen sich bei Biofrontera Zahlungsprobleme ab, weil das Unternehmen an einer anderen juristischen Front ebenfalls nach einem Mediationsverfahren Frieden geschlossen hat. Aber die Beilegung des Patentstreits mit Dusa, US-Konkurrent in der Hautkrebs-Therapie, wird teuer für die Manforter: Biofrontera braucht acht Millionen.

Neue Aktien oder Kapitalerhöhung

Um das zu stemmen, sollen die Aktionäre am Donnerstag entweder der Ausgabe neuer Aktien oder einer Kapitalerhöhung um acht Millionen Euro zustimmen. Das in einer Zeit, in dem der Aktienkurs auf 1,15 Euro abgeschmiert und sich meilenweit von seinem Ziel – bis zu 5,50 – entfernt hat. Zours’ Kontrahent Kato ist daher überzeugt: Der Chefaufseher will die Kosten des Balaton-Engagements bei Biofrontera drücken, indem er eine Kapitalerhöhung bei niedrigstem Aktienkurs durchsetzt. Zours „unterliegt allem Anschein nach einem schwerwiegenden, dauerhaften Interessenskonflikt“, warnt der Maruho-Vertreter die Aktionäre.

Dazu komme, dass Zours den Friedensschluss vom 19. November nur knapp vier Wochen später unterlaufen habe: Am 13. Dezember verklagte seine Deutsche Balaton Biofrontera ein nächstes Mal: Diesmal geht es um den Börsengang der US-Tochter Biofrontera Inc., die ja inzwischen von Hermann Lübbert geführt wird. Zours meint, die Entscheidung hätten Vorstand und Aufsichtsrat nicht allein fällen dürfen, sondern die Aktionäre fragen müssen.

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Pikant: Einen Tag nach Klageerhebung wurde Zours in Biofronteras Aufsichtsrat berufen. Dort aber schwieg er zu dem Angriff. Die Führung in Manfort erfuhr davon erst am 9. Februar.

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