Wenn ein Schülertheater über Vorurteile, Freundschaft und Mut erzählt, wird daraus weit mehr als ein Musical: ein immer noch aktueller gesellschaftlicher Spiegel.
MusikschuleLeverkusener „Vorstadtkrokodile“ ziehen durch das Forum

Das Musiktheaterensemble der Musikschule Leverkusen bringt mit „Vorstadtkrokodile“ einen Kinderbuchklassiker auf die Bühne.
Copyright: Timon Brombach
Es ist eine Geschichte, die seit den Siebzigern ihre Sprengkraft nicht verloren hat. Max von der Grüns Klassiker „Vorstadtkrokodile“, den das Musiktheaterensemble der Musikschule Leverkusen jetzt als Musical auf die Bühne gebracht hat.
Es ist die Geschichte einer Kinderclique, die Abenteuer sucht, Mutproben besteht und plötzlich mit mysteriösen Einbrüchen konfrontiert wird. Schnell sind „die Ausländer“ verdächtigt. Im Mittelpunkt steht Kurt, der seit einem Treppensturz als Kind querschnittsgelähmt ist – von manchen als Last gesehen, von anderen als wertvolles Mitglied erkannt. Unter der Leitung von Angelika Görs (Gesang), Anke Hein und Constanze Moschner (Szenenarbeit und Choreografie) sowie Torsten Schüring (musikalische Leitung) entfaltet das jugendliche Ensemble mit dem Stoff eine Intensität.
Junge Stimmen, starke Präsenz
Die jungen Stimmen tragen, die Körper sprechen, die Szenen atmen. Besonders in den Chorpassagen von Markus Voigts Musik, die zwischen poppigem Schwung und lyrischen Momenten changiert, entsteht ein den großen Saal füllender Klangkörper. Selbstbewusst treten die Kinder an die Bühnenkante und singen in den Saal: „Wir lassen uns nicht unterkriegen, denn zusammen und gemeinsam sind wir nicht zu besiegen!“

Abenteuer, Mutproben und eine mysteriöse Einbruchsserie stehen im Zentrum
Copyright: Timon Brombach
Eine der Stärken dieser Aufführung liegt in der Balance zwischen Abenteuerlust und Ernst. Die Mutprobe zur Aufnahme in die Clique ist auch ein Sinnbild: Wer dazugehören will, muss Grenzen überschreiten – manchmal mit Risiko. Die Regie zeigt hier feines Gespür, nie moralisierend zu wirken.
Mutproben und Grenzerfahrungen
Vielmehr wird zwischen Bauzäunen und alter Ziegelei gezeigt, wie verletzlich Zugehörigkeit sein kann. Wenn Kurt – gespielt mit stiller Präsenz und klarer Sprache – zum entscheidenden Moment ansetzt, verändert sich der Ton des Abends. Plötzlich spürt man, wie sich die Clique neu formiert: nicht um den Stärksten, sondern um den Klügsten, den Mutigen, den Besonnenen. Das mit Familien und Kindern gefüllte Forum ist an dieser Stelle besonders leise, als lausche das Publikum auf eine Botschaft, die weit über den Theaterraum hinausweist.
Hier zeigt sich die Kraft dieses alten Stoffes und die Stärke einer Inszenierung, die Inklusion nicht predigt, sondern erfahrbar macht. Man ist hautnah dabei, wie Kurt mit Ruhe, Beobachtungsgabe und mit einem Fernglas und Mut die entscheidende Wendung herbeiführt.