Milliarde für TablettenproduktionBayer stärkt seinen letzten Leverkusener Betrieb

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Der Tablettenbetrieb von Bayer wird in den kommenden drei Jahren modernisiert. Damit stärkt der Konzern seine letzte verbliebene Produktion.  

Leverkusen – Rund zwei Milliarden Euro will Bayer in den kommenden drei Jahren in seine Pharmasparte investieren. Immerhin die Hälfte davon fließt nach Deutschland; das Lieferzentrum im Chempark profitiert nach Konzernangaben vom Donnerstag ebenfalls.

Wie viel von der Milliarde nach Leverkusen fließt, wollte ein Sprecher auf Anfrage nicht spezifizieren. Klar ist nur, dass die Investition auf die vier Standorte Leverkusen, Wuppertal, Berlin und Bergkamen verteilt wird. Der Betrieb am Konzernsitz soll zu einem Zentrum für hormonfreie Tabletten umgewandelt und mit Hilfe neuer Technologien digitaler und mehr Automatisierung effizienter werden. Ob das auch mehr Jobs bedeutet, sei ebenfalls noch nicht absehbar. Der Leverkusener Betrieb hat jetzt noch 1650 Beschäftigte, in Berlin arbeiten 1900, in Wuppertal 1400 und in Bergkamen 1800 Menschen in den Lieferzentren.

Aus für Flüssigarzneien

Vorigen Spätsommer hatte Bayer die Abfüllung von flüssigen Arzneien in Leverkusen nach rund 100 Jahren aufgegeben – dieser Job wird seitdem ausschließlich in Berlin erledigt. Diese Verlagerung fußte auf einem Beschluss von 2016 und war mit einem Konzept verbunden, das Kündigungen für die 180 Mitarbeiter im Parenteralia-Betrieb ausschloss. Allerdings auf Kosten von rund 300 Personen, die keine direkten Verträge mit Bayer hatten, sondern größtenteils über Zeitarbeitsfirmen in den Betrieb im Flittarder Werksteil gekommen waren. Ihre Kontrakte hat Bayer Ende 2021 nicht verlängern lassen.

Bayer hat jetzt Partner bei „Jugend forscht“

Der Landesentscheid bei „Jugend forscht“ war für Bayer seit vielen Jahren eine Prestigesache. Am Donnerstag teilte das Unternehmen mit, dass es den Wettbewerb in Zukunft nur noch alle drei Jahre ausrichten wird. Der Düsseldorfer Chemiekonzern Henkel und die Bochumer Ruhr-Universität seien als neue Paten gewonnen worden, sagte Dieter Hilla, der bei Bayer das Projekt „Jugend forscht“ kommunikativ betreut.

Die Corona-Pandemie macht auch in diesem Jahr die sonst übliche Veranstaltung im Bay-Komm unmöglich, auf der die Nachwuchsforscher ihre Arbeiten auch öffentlich präsentieren. Daraus folgt, dass die sonst übliche feierliche Preisverleihung nur virtuell sein wird. Sie ist für Donnerstag, 7. April, 11 Uhr, geplant. 69 Schülerinnen und Schüler haben sich in diesem Jahr für den Landeswettbewerb qualifiziert. (tk) 

Die Investitionen ins Liefernetzwerk „werden den Erfolg der Pharmasparte unseres Unternehmens langfristig unterstützen“, kommentierte Holger Weintritt den Plan. Er leitet den Lieferbereich bei Bayer. Es gehe darum, sich auf wachstumsträchtige Sektoren zu konzentrieren. Dazu zählt der Bereich Biotechnologie, in dem Zell- und Gentherapien entwickelt werden, von denen sich Bayer sehr viel verspricht.

Viel Geld für Kalifornien

Davon profitiert indes ausschließlich der Standort im kalifornischen Berkeley, in den die andere Hälfte des Zwei-Milliarden-Pakets fließen wird. Anfang des Jahres war Bayer eine Kooperation mit dem US-Spezialisten Mammoth Biosciences eingegangen. Dort hat die Chemie-Nobelpreisträgerin Jennifer Doudna eine Genschere entwickelt, mit der Erbgut gezielt verändert werden kann.

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Die Investitionsentscheidung für den Tablettenbetrieb ist umso wichtiger, als Bayer andere Bereiche kritisch unter die Lupe nimmt. In Wuppertal, Bergkamen und Berlin will der Konzern Infrastruktur und Dienstleistungen an externe Dienstleister übertragen. Das wäre eine Parallele zum Chempark-Modell an den Niederrhein-Werken Leverkusen, Dormagen und Uerdingen.

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